Wicke, Vogel-
Vogel-Wicke Vicia cracca ist eine ausdauernde, rankende Leguminose (Schmetterlingsblütler) der nährstoffreichen Wiesen, Säume und Böschungen. Ihre dichten, blauvioletten Blütentrauben und die kletternden Ranken machen sie zu einer typischen Begleitart traditioneller Heuwiesen. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Viccia cracca
Synonyme: Kuh-Wicke; engl. tufted vetch, cow vetch; frz. vesce cracca.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Schmetterlingsblütenartige Fabales
- Familie: Hülsenfrüchtler Fabaceae
- Gattung: Wicken Vicia
- Art: Vogel-Wicke
Zur Gattung der Wicken gehören ca. 160 Arten.
Beschreibung
- Vorkommen: Weit verbreitet in Europa und Westasien; in vielen gemäßigten Regionen eingebürgert.
- Standorte: Lichte Wälder, Gebüsche, Wiesen- und Wegränder; liebt tiefgründige, stickstoffhaltige Lehmböden.
- Kennzeichen: Sechzig bis einhundertdreißig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel einfach oder verzweigt, meist kletternd; Blätter paarig gefiedert, mit zwölf bis zwanzig Teilblättchen und verzweigter Ranke, Teilblättchen ein bis drei Zentimeter lang und zwei bis vier Millimeter breit; fünfzehn bis vierzig Blüten in Trauben in den Achseln der obersten Blätter, Trauben einseitswendig, Blütenstandsstiel drei bis acht Zentimeter lang, Einzelblüte zygomorph, kurz gestielt, nickend, achtzig bis einhundertzehn Millimeter lang, blauviolett bis purpurfarben, Flügel manchmal weißlich; Blütezeit: Juni bis August; Hülsenfrucht zwei bis zweieinhalb Zentimeter lang und fünf Millimeter dick, enthält vier bis acht Samen.
- Verwechslung: Verwechslungen sind möglich mit anderen Wicken (Vicia spp.) und Platterbsen (Lathyrus spp.). Leitmerkmale der Vogel-Wicke: viele schmale Fiederblätter, endständige Ranke, dichte, einseitswendige blauviolette Trauben, schmale schwarze Hülsen.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Junge Triebe von April bis Juni; Blüten von Mai bis Juli; Samen von Juli bis September.
Zarte Triebspitzen, Fiederblättchen und Blüten schmecken mild-grün, leicht erbsenartig und dezent herb. Ältere Blätter werden faserig/herber.
Hinweis: Samen/Hülsen enthalten typische Leguminosen-Inhaltsstoffe wie Lectine, Tannine, saponin- und cyanogenartige Begleitstoffe, die roh in größeren Mengen oftmals unverträglich sind und evtl. zu Verdauungsstörungen führen können. In Einzelfällen können sie auch toxische Effekte hervorrufen.
Besondere Inhaltsstoffe
Die Vogel-Wicke zeigt ein leguminosentypisches Profil:
- Proteine & freie Aminosäuren (leguminosentypisch; junger Spross > älteres Laub).
- Polyphenole/Gerbstoffe (adstringierend; prägen die herben Noten).
- Saponine (schaumbildend, in kleinen Rohmengen sensorisch bemerkbar).
- Lectine & enzymhemmende Proteine (v. a. in Samen; roh problematisch).
- Cyanogenartige Glykoside/derivate Stoffe in Spuren (artspezifisch, v. a. Keim-/Samengewebe).
- Chlorophyll, Carotinoide (Blattgrün) und Mineralstoffe (Kalium, Calcium).
Wissenswertes
- Namensgebung: Vicia ist das klassische lateinische Wort für Wicke. Das Artepitheton cracca stammt aus mittelalterlich-lateinischen Pflanzennamen und wurde traditionell für kletternde Wicken mit dichten Blütentrauben verwendet. Der deutsche Name Vogel-Wicke verweist auf Vorkommen in Hecken/Heuwiesen – Landschaften, die zugleich Vogelhabitate sind – sowie auf die rankenartigen „Vogel“-Schwünge der Triebe.
- Heilkunde: Überlieferungen erwähnen Umschläge/Waschungen aus dem Kraut in ländlichen Hausmitteln (z. B. bei leichten Hautreizungen, müden Gliedern). Moderne klinische Daten zur Art sind spärlich.
- Nutzpflanze: Die Vogel-Wicke ist eine wichtige Futter- und Bienenweidepflanze. Als Leguminose bindet sie über Knöllchenbakterien Stickstoff, fördert Bodenfruchtbarkeit und wird in Saatgutmischungen (Wiesen/Blühstreifen/Gründüngung) eingesetzt. In traditioneller Heuwirtschaft steigert sie den Eiweißgehalt des Heus.
- Mythos und Geschichte: Wicken galten in Heuwiesen als „Zeiger“ für gutes Futter – dichtes Blauviolett versprach reiches Heu. In bäuerlichen Erzählungen wurden lange Ranken zu Bändern geflochten; Kinder trugen „Wickenketten“ als Sommer-Schmuck auf Heuwiesenfesten. Sprachlich lebt die enge Beziehung zu Vieh und Wiese in Namen wie „cow vetch“ fort.
- Magie und Brauchtum: Als Rankenpflanze steht die Vogel-Wicke in Kräuterbuschen (Mariä Himmelfahrt) für Verbindung und Halt: Sie „bindet zusammen“, was in Haus und Hof zusammengehört. In manchen Regionen wurden Wickenranken in Zaunbunde eingearbeitet – Zeichen für Schutz und Zusammenhalt der Gemeinschaft.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Vogel-Wicke verkörpert Verbundenheit, Anpassung und stille Kraft. Ihre Ranken lehren Kooperation – Stärke entsteht im Miteinander. Das Violett der Blüten steht für Intuition und Weite; die aufwärts strebenden Trauben für Wachstum und Zuversicht. Energetisch verbindet sie Aspekte von Herz (Anahata: Verbundenheit) und Kehle (Vishuddha: Ausdruck in Gemeinschaft).
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre