Koloquinte

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Koloquinte Citrullus colocynthis ist eine extrem bittere, wüstenbewohnende Kürbisart mit kleinen, gelbgrünen Früchten, die in reifem Zustand apfelgroß werden. Die Art ist für den Frischverzehr ungeeignet, ihr Fruchtfleisch enthält hochwirksame Cucurbitacine. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Citrullus colocynthis
Synonyme: Bitterapfel, Wüstenkürbis; engl. colocynth, bitter apple, desert gourd; arab. ḥanẓal.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosiden Rosidae
  • Ordnung: Kürbisartige Cucurbitales
  • Familie: Kürbisgewächse Cucurbitaceae
  • Gattung: Citrullus
  • Art: Koloquinte

Die Gattung Citrullus umfasst auch die Wassermelone Citrullus lanatus und die Tsamma-Melone Citrullus amarus.

Beschreibung

  • Herkunft und Verbreitung: Nordafrika, Naher Osten bis West- und Südasien; typische Art trockener Steppen, Halbwüsten und Wüstenränder, oft auf sandigen Flussläufen (Wadis) und Salzböden. Heute verstreut auch im Mittelmeerraum verwildert.
  • Kennzeichen: Kriechende bis rankende, einjährige bis kurzlebig mehrjährige Pflanze mit rau behaarten Trieben. Blätter tief gelappt, graugrün. Einhäusig getrenntgeschlechtige, gelbe Blüten. Früchte kugelig, sechs bis zwölf Zentimeter im Durchmesser, jung grün mit Marmorierung, zur Reife gelb; Fruchtfleisch weiß, schwammig – sehr bitter. Viele flache, gelbliche Samen. Ausdauernde Pfahlwurzel.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Die Frucht ist roh ungenießbar. Das Fruchtfleisch ist stark bitter und enthält toxische Cucurbitacine. In traditionellen Kontexten wurden Samen entnommen und zu Öl gepresst.

Saison: Fruchtbildung je nach Region meist Spätsommer bis Herbst nach episodischen Regenfällen.

Lagerung/Haltbarkeit: Für Samengewinnung trocken lagerfähig; die Früchte trocknen zu leichten „Bällen“ aus.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Koloquinte ist reich an stark wirksamen Bitterstoffen:

  • Cucurbitacine (v. a. E-, I-Typ; als Glykoside z. B. Colocynthin, Aglykon Colocynthein): sehr bitter, drastisch; prägen die Toxizität des Fruchtfleisches.
  • Harze & Triterpene (mit abführend-drastischer Wirkung in historischen Anwendungen).
  • Samenöl (aus den Kernen; reich an ungesättigten Fettsäuren), Proteine in den Samen.
  • Phenolische Verbindungen in Schale/Fruchtfleisch in Spuren.

Wissenswertes

  • Namensgebung: Citrullus geht auf lat. citrus (zitronenähnliche Farbe/Form) zurück; colocynthis stammt aus dem Griechischen (κολοκύνθη, kolokýnthe) für Kürbis/Kürbisgewächs. Der deutsche Bitterapfel verweist auf die apfelgroße Frucht und den extremen Bittergeschmack. Arabisch "ḥanẓal" ist sprichwörtlich für „so bitter wie…“.
  • Heilkunde: Seit der Antike (Dioskurides, Galen) bis in die vormoderne Pharmazie wurde das getrocknete Fruchtfleisch der Koloquinte als drastisches Purgans geführt – in kleinen, genau abgewogenen Dosen und häufig in Salben oder Pillen verarbeitet. In der arabisch-persischen Medizin (Unani) galt die Art als „heiß-trocken“ und fand äußerlich Anwendung in Pflastern/Einreibungen (z. B. bei Gelenkbeschwerden) sowie innerlich in streng kontrollierten Mischrezepturen. Aufgrund toxischer Nebenwirkungen (starke Darmreizungen, Dehydratation) ist der Gebrauch in der modernen Medizin obsolet. Regionale Überlieferungen erwähnen Samen- oder Ölgebrauch in linimentösen Zubereitungen.
  • Nutzpflanze: Ökologisch Pionier- und Sandbinder: Die tiefe Pfahlwurzel erschließt Wasser in großer Tiefe, stabilisiert lockere Böden und fördert Sukzession. In Trockengebieten dient die Art als Genpool für Zuchtprogramme (Salz-/Dürretoleranz) innerhalb der Gattung Citrullus. Samen werden lokal zur Ölgewinnung („Hanzal-Öl“) genutzt; das Öl findet handwerkliche/technische Verwendung sowie in traditioneller Körperpflege. Das leichte, trockene Fruchtgehäuse wird mancherorts als Schwimmer oder Schrappgerät zweckentfremdet.
  • Mythos und Geschichte: Die Koloquinte gilt in der Bibelstelle 2 Kön 4,39–40 vielen Exegeten als die „wilden Koloquinten“, die einen Eintopf ungenießbar machten – Sinnbild fataler Bitterkeit. In Beduinen- und Oasenkulturen ist ḥanẓal zum Sprichwort geworden: Wer „Bitterkeit statt Brot“ erntet, hat in der Wüste das Falsche gesammelt. Die leuchtend gelben Früchte, die über die Ebene rollen (wenn der Stiel vertrocknet), wurden als Omen der Dürre gedeutet – schön anzusehen, aber ohne Nahrung.
  • Magie und Brauchtum: Aufgrund der Bitterkeit und der Abwehrkraft gegen Fraßfeinde galten getrocknete Früchte als apotropäische Objekte: an Zäunen aufgehängt, sollten sie Neid und „bösen Blick“ abwehren. In manchen Regionen wurden Schalenstücke in Grenzrituale einbezogen – „bittere Markierungen“, die Besitz und Schutz anzeigen.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Koloquinte steht als Archetyp für Grenze, Disziplin und Erkenntnis durch Entbehrung. Ihr sattes Gelb erinnert an Sonne und Warnung zugleich: Energie, die nicht genossen, sondern geachtet werden will. In energetischen Zuordnungen berührt sie den Bereich des Solarplexus (Manipura) – Wille, Entscheidung, Reife – und das Wurzelchakra (Muladhara) – Überleben, Standhaftigkeit. Die harte Schale und die ungenießbare Fülle lehren das Motiv: Nicht alles Fruchtbare ist zur Speise bestimmt; Unterscheidungskraft wird zur Tugend.


→ Siehe auch: Kürbisgewächse in der Rohkost, Wassermelone, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre