Teufelsabbiss

Aus Rohkost-Wiki
Version vom 6. August 2025, 16:23 Uhr von Susanne (Diskussion | Beiträge) (Seite überarbeitet.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Teufelsabbiss Succisa pratensis ist eine langlebige, heimische Wildpflanze aus der Familie der Geißblattgewächse mit auffällig blauen bis violetten Blütenköpfchen. Sie gilt als wertvolle Insektenweide. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Succisa pratensis syn. Scabiosa succisa
Synonyme: Abbiss, Abbisskraut, Satanswurz, Teufelsbiss, Teufelwurz, Wiesenteufelsabbiss.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Kardenartige Dipsacales
  • Familie: Geißblattgewächse Caprifoliaceae
  • Unterfamilie: Kardengewächse Dipsacoideae
  • Gattung: Teufelsabbiss Succisa
  • Art: Gewöhnlicher Teufelsabbiss

Die Gattung Succisa ist monotypisch in Europa; nahe Verwandte sind z. B. Witwenblumen Knautia und Skabiosen Scabiosa.

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, Nordasien; bis 1300 Meter.
  • Standorte: Flachmoore, Sumpfwiesen; benötigt feuchten, stickstoffsalzarmen, humosen Lehm- oder Tonboden.
  • Kennzeichen: Fünfzehn bis achtzig Zentimeter hohe, ausdauernde krautige Pflanze; Stängel aufrecht, im oberen Teil verzweigt und hier dicht und anliegend kurzhaarig, in der unteren Stängelhälfte meist kahl; grundständige Blätter gestielt, schmal eiförmig, ungeteilt, meist ganzrandig, behaart oder kahl, Stängelblätter gegenständig, sitzend, kleiner wie die Grundblätter; Blütenstand kopfig, halbkugelig bis halbeiförmig, eineinhalb bis zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser, Blütenkrone vier bis sieben Millimeter lang, lila bis dunkel blauviolett, ungleich vierzipflig; Blütezeit: Juli bis September; Frucht Achäne, zottig behaart; Wurzelstock schwärzlich, wie abgebissen.
  • Verwechslung: Ist mit mit folgenden zwei Arten aus derselben Pflanzenfamilie der Kardengewächse möglich: der Acker-Witwenblume Knautia arvensis und der Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria. Im Gegensatz zum Teufelsabbiss sind die Vertreter beider Arten kräftiger und größer, besitzen größere Blütenköpfchen, zwei bis vier Zentimeter bzw. eineinhalb bis dreieinhalb Zentimeter und die Blätter sind mehr oder weniger deutlich gelappt.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Die jungen Triebe von April bis Juli, die Blüten von Juli bis September.

Die jungen Blätter des Teufelsabbiss sind roh essbar, aber eher zäh und mit leicht herbem Geschmack. Für die instinktive Ernährung spielen Duft, Farbe und Wildheit eine größere Rolle als der Nährwert.

Anzucht im eigenen Garten: Der Teufelsabbiss kann an Teichrändern und auf mageren, leicht feuchten Böden angesiedelt werden. Unter günstigen Bedingungen breitet er sich rasch aus. Die Pflanze kann auch als Kübelpflanze gehalten werden.

Nährwerte

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 86,0
Kohlenhydrate 6,2
Eiweiße 2,1
Fette 0,4
Rohfasern 2,5
Mineralstoffe 1,0
Vitamin C 30–45 mg

Besondere Inhaltsstoffe

  • Gerbstoffe: adstringierend, entzündungshemmend
  • Bitterstoffe: stoffwechselanregend
  • Flavonoide: antioxidativ, kapillarstabilisierend
  • Saponine (gering): schleimlösend, immunmodulierend
  • Vitamin C, Kalium, Eisen: unterstützend für Blutbildung und Immunsystem

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Name "Teufelsabbiss" bezieht sich auf das Aussehens des Wurzelstocks: Dieser stirbt von unten her ab und sieht dann wie abgebissen aus. Der Gattungsname Succisa leitet sich von dem lateinischen Wort succisus = unten abgeschnitten ab, der Artname pratensis ist ebenfalls lateinisch und bedeutet "auf Wiesen wachsend".
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, auswurffördernd, blutreinigend, magenwirksam, schweißtreibend, tonisch und wundheilend beschrieben.
    Der Teufelsabbiss war in der traditionellen europäischen Volksmedizin weit verbreitet:
    • bei Hautkrankheiten, Juckreiz, Ekzemen (innerlich und äußerlich)
    • als schleimlösendes Mittel bei Husten und Bronchitis
    • zur Blutreinigung und bei „Frühjahrskuren“
    • bei Frauenleiden, insbesondere zur Zyklusregulation
Zubereitungen erfolgten meist als Aufguss, kalter Auszug oder Salbe. Die Wurzel galt als besonders wirkungsvoll. In alten Kräuterbüchern wurde Teufelsabbiss als „Narbenkraut“ bezeichnet – vermutlich wegen seiner Verwendung zur Wundheilung.
  • Nutzpflanze: In der modernen Permakultur und Naturgartenbewegung wird der Teufelsabbiss als wertvolle Insektenweide geschätzt – insbesondere für Schmetterlinge (z. B. Bläulinge, Schachbrett, Skabiosen-Scheckenfalter) und Wildbienen. Er wird auch zur Erhaltung gefährdeter Magerwiesenarten verwendet. In Pflanzengesellschaften ist er ein Kennzeichen naturnaher Feucht- und Pfeifengraswiesen.
  • Mythos und Geschichte: Die Pflanze spielte im Volksglauben eine geheimnisvolle Rolle: Der „abgebissene“ Wurzelstock wurde als Kampfzeichen zwischen Gut und Böse gedeutet. In manchen Regionen glaubte man, der Teufel habe diese Pflanze verflucht, weil sie zu heilkräftig sei. Andere glaubten, sie wachse nur dort, wo „die Erde sich gegen das Böse wendet“. Wegen dieser Legenden wurde die Pflanze teils mit magischem Schutzpotenzial ausgestattet.
    Eine bayerische Sage erzählt:

Einst versprach ein junger Mann seine Seele dem Teufel, wenn dieser ihn dafür in die Heilpflanzenkunde einweisen würde. Der Teufel tat das so gründlich, dass der Mann ein berühmter Arzt wurde und vielen Menschen half. Das ärgerte den Teufel, und er nahm seinem Zögling das Augenlicht. Dieser konnte sich aber mit einer Pflanze heilen und war nun frei, da der Teufel mit seiner unbedachten Handlung den Pakt selbst gebrochen hatte. Voller Wut biss der Böse den Wurzelstock der Pflanze ab, die seither Teufelsabbiss heißt.

  • Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; magische Kräfte: Austreibung, Liebe, Schutz, Glück.
    Der Teufelsabbiss wurde früher am Vorabend von Johanni oder Maria Himmelfahrt gesammelt und zum Schutz vor Hexerei ins Haus gehängt. Die getrocknete Wurzel diente als Amulett gegen Dämonen, wurde aber auch in Räucherbündeln gegen „verhexte Kühe“ oder „kranke Kinder“ verwendet. In der Pflanzenmagie symbolisiert die Pflanze Abwehrkraft, Heilung und spirituelle Klarheit.
    Um den Hals getragen vertreibt das Kraut böse Geister und beschützt die Person, die es trägt. Die Pflanze dient außerdem zur Anziehung von Frauen und als Glücksbringer. Im Stall aufgehängt, bewahrt es das Vieh vor Verhexung.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die kräftige blaue Blüte steht symbolisch für das Stirnchakra – Klarheit, Wahrheit, Erkenntnis. Die rätselhafte Wurzelverformung verweist auf das Loslassen von alten Wunden, auf schmerzliche Einschnitte, aus denen dennoch heilende Kraft erwächst. Der Teufelsabbiss ist eine Pflanze der inneren Reifung: Er erinnert daran, dass auch Brüche im Leben eine Quelle von Weisheit sein können.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre