Stiefmütterchen, wildes

Aus Rohkost-Wiki
Version vom 3. August 2025, 14:11 Uhr von Susanne (Diskussion | Beiträge) (Seite überarbeitet.)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Wildes Stiefmütterchen Viola tricolor ist eine zarte, essbare Wild- und Heilpflanze mit charakteristischen dreifarbigen Blüten, die auf Wiesen, Äckern und in Gärten wächst. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Viola tricolor
Synonyme: Ackerstiefmütterchen, Feldstiefmütterchen, Fronsamkraut, Freisam, Freisamveilchen, Jesusblümchen, Muttergottesschuh, Mädchenaugen, Schwigerli, Schwögerli, Gedenkemein, Schöngesicht, Dreifaltigkeitsblume, Jelängerjelieber, Kathrinchen, Samtblümlein, Samtveigerl, Siebenfarbenblume, Stiefkinder, Tag- und Nachtblümlein, Unnütze Sorge.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Malpighiales
  • Familie: Veilchengewächse Violaceae
  • Gattung: Veilchen Viola
  • Art: Wildes Stiefmütterchen

Zur Gattung Veilchen Viola gehören über fünfhundert verschiedene Arten. Sie sind fast überall verbreitet, es gibt sogar eine Art, die auf stark schwermetallhaltigen Böden wächst, das gelb blühende Galmeiveilchen Viola calaminaria. Weitere Arten sind u.a.:

  • Veilchen, wohlriechendes Viola odorata
  • Weißes Veilchen Viola alba
  • Steppen-Veilchen Viola ambigua
  • Hunds-Veilchen Viola canina
  • Horn-Veilchen Violoa cornuta
  • Hohes Veilchen Viola elatior
  • Sumpf-Veilchen Viola palustris
  • Wald-Veilchen Viola reichenbachiana
  • Moor-Veilchen Viola uliginosa
Wildes Stiefmütterchen
Wildes Stiefmütterchen, Blatt
Wildes Stiefmütterchen, Blüte

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, Westasien; bis 1800 Meter.
  • Standorte: Wiesen, Wegränder, Brachflächen; Verbreitungsschwerpunkt auf sandigen, mageren Böden.
  • Kennzeichen: Zehn bis vierzig Zentimeter hohe, einjährige bis mehrjährige krautige Pflanze; Blätter eiförmig bis länglich, gestielt, gekerbt, mit großen fiederteiligen Nebenblättern mit zwei bis vier Paar schmaler Seitenabschnitte und einem größeren Endabschnitt; Blüten weiß, gelb oder violett, oft gemischt, lang gestielt, mit je fünf ungleichen Kelch- und Kronblättern, unteres Kronblatt gespornt, fünf Staubblätter.
  • Verwechslung: Mit anderen Veilchenarten. Man kann sie dadurch unterscheiden, dass beim Veilchen drei Blütenblätter nach unten und zwei nach oben zeigen, während beim Stiefmütterchen eins nach unten und vier nach oben zeigen.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter, Blüten und Wurzeln von März bis Oktober.

Blätter, Blüten und junge Triebe sind essbar. Der Geschmack ist mild, leicht grasig bis süßlich mit feinen Veilchennoten. Instinktiv werden meist kleine Mengen genossen – zu viel führt aufgrund der Saponine zu einer natürlichen Sperre.

Kultur im eigenen Garten: Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst oder durch Stecklinge. Das Stiefmütterchen sät sich in den folgenden Jahren selbst aus.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 85,5
Kohlenhydrate 4,1
Eiweiße 2,2
Fette 0,4
Rohfasern 3,3
Mineralstoffe 1,0
Vitamin C 35–50 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Das Wilde Stiefmütterchen enthält eine Vielzahl gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe, besonders im oberirdischen blühenden Kraut.

  • Saponine: auswurffördernd, immunstimulierend
  • Flavonoide (z. B. Rutin, Violaquercitrin): antioxidativ, entzündungshemmend
  • Salicylate: schmerzlindernd, antirheumatisch
  • Schleimstoffe: reizlindernd für Schleimhäute, beruhigend bei Husten
  • Mineralien (v. a. Kalium, Silizium) und Vitamin C: stoffwechselunterstützend

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Name "Stiefmütterchen" bezieht sich auf die ungleich gestalteten und gefärbten Blütenblätter: Das unterste, große und stark gefärbte Blütenblatt sitzt auf zwei Kelchblättern, das ist die Stiefmutter. Links und rechts neben ihr sitzen ihre zwei buntgefärbten Töchter jeweils auf einem Kelchblatt. Die zwei oberen, meist einfach violettfarbenen Blütenblätter stellen die zwei Stieftöchter dar. Sie müssen sich mit einem gemeinsamen Kelchblatt begnügen. Vielleicht kommt die im Volksmund sprichwörtliche "stiefmütterliche" Behandlung bei Vernachlässigung von diesem Bild her. Der Vater wird von von Griffel und Narbe der Blüte symbolisiert und sitzt in der Mitte der Blüte von den Frauen seiner Familie umringt.
    Dreifaltigkeitskraut, weil die Blüte als Sinnbild für die göttliche Dreifaltigkeit gesehen wurde.
    Der Gattungsname Viola stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Veilchen“. Das Artepitheton „tricolor“ verweist auf die dreifarbige Erscheinung der Blüten.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, blutreinigend, brechreizerzeugend, fiebersenkend, harntreibend, krampflösend, narbenbildend, schweißtreibend und tonisch beschrieben.
    Die Pflanze wird besonders als auswurfförderndes Mittel gegen Husten verwendet. Auch bei Hautkrankheiten wie Milchschorf bei Säuglingen und anderen Hautkrankheiten wird sie eingesetzt. In der Volksmedizin ist das Stiefmütterchen eine der ursprünglichsten Kinderheilpflanzen, es wurde bei Keuchhusten, Bauchschmerzen und Krampfanfällen gebraucht.
    Zu den Anwendungsgebieten homöopathischer Zubereitungen gehören Ekzeme mit Juckreiz und Borkenbildung sowie Entzündungen der Harnwege.
  • Nutzpflanze: Als Zier- und Heilpflanze wird die Art seit dem Mittelalter kultiviert und in Großbritannien seit 1810 veredelt.
    Die Pflanze ist ein wichtiger Nektarspender für Wildbienen und ein Zeiger für humusreiche, oft nährstoffüberschüssige Böden. In ökologischen Gärten wird sie gerne als Wildstaude angesiedelt.
  • Mythos und Geschichte: Das wilde Stiefmütterchen war schon im Altertum bekannt, wurde aber nicht genutzt. In Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts wurde sie gegen Hautkrankheiten empfohlen. Das Erscheinungsbild des Wilden Stiefmütterchens hat in Märchen, Sagen und Erzählungen seinen Niederschlag gefunden; so z.B. in Theodor Storms Novelle "Viola tricolor". In Shakespeares "Sommernachtstraum" träufelt Oberon der schlafenden Titania Stiefmütterchensaft auf die Lider, damit sie sich in das erste Wesen verliebt, das sie beim Erwachen sieht (und das ist ein Esel).
    In der christlichen Volksdeutung wurde das Wilde Stiefmütterchen als „Trinitätsblume“ oder „Muttergotteskraut“ verehrt, da seine drei Farben die Dreifaltigkeit versinnbildlichen. In mittelalterlichen Klöstern galt es als „blumige Apotheke“ – hilfreich bei Melancholie, Kinderkrankheiten und Hautleiden. Die Signaturenlehre sah in seiner Dreifarbigkeit einen Hinweis auf seine Wirkung auf Körper, Geist und Seele.
  • Magie und Brauchtum: Im Brauchtum galt das Wilde Stiefmütterchen als Pflanze der Liebe, der Zuneigung und des Trostes. Es wurde in Liebestränken verwendet – nach alten Überlieferungen kann sein Duft „das Herz öffnen“. In der keltischen Pflanzenmagie stand es für „sanfte Verwandlung“ und wurde als Schutzpflanze gegen Herzleid und falsche Versprechen angesehen. Ein kleiner Strauß auf der Fensterbank sollte böse Gedanken fernhalten. In der Sprache der Blumen bedeutet das Stiefmütterchen: „Ich denke an dich.“
    Mancherorts trug man am Dreifaltigkeitstag, dem Sonntag nach Pfingsten Stiefmütterchen in die Kirche.
    Wenn beim Pflücken von Stiefmütterchen noch Tau auf deren Blättern liegt, bedeutet dies baldigen Regen.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Das Wilde Stiefmütterchen wird dem Herzchakra zugeordnet – es fördert Mitgefühl, emotionale Klärung und liebevolle Selbstzuwendung. Seine Dreifarbigkeit symbolisiert Einheit in Vielfalt, seine zarte Erscheinung lädt zur Achtsamkeit ein. Wer es betrachtet, kann sich daran erinnern, dass Heilung oft in der Schönheit des Einfachen liegt.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre