Schöllkraut
Schöllkraut Chelidonium majus ist eine alte Heilpflanze mit auffälligem gelbem Milchsaft und intensiv bitterem Geschmack. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Chelidonium majus
Synonyme: Alfkraut, Augenkraut, Blutkraut, Bockskraut, Gelbes Millkraut, Gilbkraut, Gilbwurzel, Goldkraut, Goldwurzel, Gottesgabe, Großes Schöllkraut, Herrgottsblatt, Krätzenkraut, Maienkraut, Marienkraut, Nagelkraut, Schälkraut, Schellkraut, Schillkraut, Schindwurz, Schöllwurz, Schönwurz, Spinnkraut, Schwalbenkraut, Schwalbenwurz, Teufelsmilchkraut, Trudenmilch, Warzenkraut, Wulstkraut, Ziegenkraut.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Hahnenfußähnliche Ranunculidae
- Ordnung: Hahnenfußartige Ranunculales
- Familie: Mohngewächse Papaveraceae
- Unterfamilie: Papaveroideae
- Gattung: Chelidonium
- Art: Schöllkraut
Beschreibung
- Vorkommen: Ursprünglich aus Eurasien, heute in weiten Teilen Europas, Nordafrikas und Westasiens verbreitet; bis 1600 Meter.
- Standorte: Unkrautfluren, Gebüsche, Wegränder; braucht stickstoffsalzreiche, eher feuchte als trockene, steinige, sandige oder tiefgründige Lehmböden.
- Kennzeichen: Zwanzig bis einhundert Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel rund, verzweigt, behaart, zerbrechlich, spröde, knotig, mit gelborangem Milchsaft; Stängelblätter wechselständig, gefiedert, mit eichenlaubähnlichen Blattabschnitten, oben hellgrün, unten blassgrün, weich, Grundblätter gleich gestaltet wie Stängelblätter; Blüten in armblütigen Dolden, goldgelb, eineinhalb bis zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser, zwei Kelchblätter, vier Kronblätter, zahlreiche Staubblätter; Blütezeit: Mai bis September; Früchte Schoten, drei bis vier Zentimeter lang; Wurzelstock dick.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Blüten von Mai bis September.
Die Pflanze enthält verschiedene Alkaloide und schmeckt in den meisten Fällen scharf und bitter. Bei Bedarf schmeckt sie jedoch angenehm würzig und kann durchaus in größeren Mengen verzehrt werden. Um Vergiftungserscheinungen zu vermeiden, sollte man vor dem ersten Verzehr die Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln beachten.
Besondere Inhaltsstoffe
- Isochinolin-Alkaloide (z. B. Chelidonin, Sanguinarin): krampflösend, zelltoxisch, potenziell leberschädigend bei innerlicher Anwendung
- Bitterstoffe und Flavonoide: anregend auf Leber, Galle, Verdauung
- Gelber Milchsaft: traditionell bei Warzen äußerlich eingesetzt
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Cheledonium soll sich vom griechischen Wort χελιδών = chelidon = Schwalbe ableiten, da das Schöllkraut dann anfängt zu blühen, wenn die Schwalben aus ihrem Winterquartier zurückkehren. "Schöllkraut" entwickelte sich aus dem mittelhochdeutschen "scheltenkrut", vermutlich in Bezug auf seine Wirkung bei Hautleiden. Alchemisten versuchten aus der Wurzel Gold herzustellen, daher die Volksnamen "Goldkraut" und "Goldwurz".
- Heilkunde: Die Wirkung wird als antiviral, antibakteriell, krampflösend, beruhigend und entzündungshemmend beschrieben.
Schöllkraut war eine der wichtigsten Pflanzen der mittelalterlichen Heilkunde. Es wurde innerlich zur Förderung der Gallenproduktion, bei Leberleiden, Gelbsucht und Bronchialbeschwerden eingesetzt. Heute ist seine innere Anwendung umstritten, da sie zu Leberschäden führen kann. Äußerlich wird es traditionell bei Warzen und Hühneraugen genutzt – vor allem der Milchsaft, der mit einem Wattestäbchen aufgetragen wird. Auch in der Homöopathie wird Schöllkraut verwendet (z. B. bei Leber- und Gallenbeschwerden).
- Nutzpflanze: Die Pflanze ist ökologisch interessant: Sie wird von bestimmten Schmetterlingsraupen (z. B. des Aurorafalters) als Futterpflanze genutzt.
- Mythos und Geschichte: Bereits Dioskurides und Plinius lobten die Pflanze in der Antike. Im Volksglauben galt der Milchsaft als "Auge des Drachens", das unsichtbare Krankheiten sichtbar machen könne. In alten Bauerngärten wurde Schöllkraut an den Rand gepflanzt – es sollte das Haus schützen und Krankheiten fernhalten. In keltischer Tradition war es eine Schwellenpflanze: zwischen innen und außen, oben und unten, Gift und Heilung.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Sonne; Element: Feuer; Magische Kräfte: Schutz, Flucht, Fröhlichkeit, Rechtsangelegenheit.
Schöllkraut wurde als "Sichtkraut" verwendet – um verborgene Dinge aufzudecken. Im Brauchtum gab man es Schutzamuletten bei. Die starke Signatur des Milchsafts galt als Hinweis auf seine Wirkkraft. In der Pflanzenmagie steht es für Reinigung, Wahrhaftigkeit und das "Erkennen der Wahrheit" – auch wenn diese bitter ist.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Schöllkraut steht symbolisch für das dritte Auge und das Solarplexus-Chakra: Es bringt Licht in verborgene Prozesse – körperlich, emotional, seelisch. Seine Kraft ist nicht mild, sondern provozierend klärend.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre, Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln