Edelkastanie
Edelkastanie Castanea sativa ist ein großwüchsiger Laubbaum mit stacheligen Fruchthüllen und stärkereichen Nüssen. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Castanea sativa
Synonyme: Maroni, Marone, Esskastanie, Essbare Kastanie, Echte Kastanie, Zahme Kastanie, Cheste, Cheschtene, Keschte, Keschde, Köschte, Kesten, Chegele.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Buchenartige Fagales
- Familie: Buchengewächse Fagaceae
- Unterfamilie: Quercoideae
- Gattung: Edelkastanien
- Art: Edelkastanie
Die Gattung umfasst zwölf Arten in der nördlichen gemäßigten Zone der Alten und Neuen Welt, in Europa gibt es nur eine Art.
Beschreibung
- Vorkommen: Ursprüngliche Heimat Südeuropa und Kleinasien; bis 1300 Meter.
- Standorte: In kalkarmen bis bodensauren Laub-, Eich- und Föhrenwäldern sommerwarmer Gebiete.
- Kennzeichen: Sommergrüner Laubbaum, bis dreißig Meter hoch, breit ausladende Krone, Rinde rissig, graubraun; einhäusig; junge Zweige kantig, kahl, olivgrün bis graubraun mit zahlreichen kleinen Korkwarzen, Winterknospen eiförmig zugespitzt, sieben bis acht Millimeter lang, Endknospe fehlend; Blätter wechselständig, Stiel ca. zwei Zentimeter lang, gezähnt, kahl, bis fünfundzwanzig Zentimeter lang, fünf bis acht Zentimeter breit, an der Oberseite glänzend, an der Unterseite matt; Blüten weißlich, in bis zu zwanzig Zentimeter langen Blütenständen, die männlichen in ährenförmigen, vielblütigen, aufrechten Kätzchen, Blütenhülle vier- bis sechszählig, stark riechend; die weiblichen Blüten unscheinbar, sechszählig, meist zu dritt am Grund der Kätzchen; Blütezeit: Juni bis Juli; Früchte in geschlossenem, stachelspitzem, drei-bis vierklappigem Fruchtbecher.
Alter: bis eintausend Jahre
- Verwechslung: Die Edelkastanie sollte nicht mit der Rosskastanie verwechselt werden. Edelkastanie und Rosskastanie sind nicht näher verwandt. Die Edelkastanie gehört zusammen mit Buche und Eiche zur Familie der Buchengewächse Fagaceae, die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen Sapindaceae.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Die Edelkastanie ist eine der wenigen stärkehaltigen Früchte, die auch roh verzehrt werden können. Der Geschmack ist süßlich-nussig, mit mehliger Textur, und bei sehr frischen Exemplaren mild-aromatisch. Die dünne Innenhaut („Pellis“) schmeckt leicht bitter und wird daher oft entfernt.
Saison: Die Hauptsaison für frische Edelkastanien ist Oktober bis Dezember. Reife Früchte fallen von selbst zu Boden und werden traditionell aufgelesen.
Lagerung/Haltbarkeit: Frische Kastanien sollten möglichst bald verzehrt oder kühl und luftig gelagert werden. Für längere Haltbarkeit eignet sich das Trocknen. Getrocknete Kastanien sind monatelang haltbar.
Kultur im eigenen Garten: Edelkastanien lassen sich aus Früchten in einem tiefgründigem, kalkfreien und lockeren Boden ziehen. Jungpflanzen sollten im Halbschatten stehen. Es dauert ca. fünfundzwanzig Jahre, bis der Baum zum ersten Mal Früchte trägt.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 48,0 |
Kohlenhydrate | 41,2 |
Eiweiße | 2,5 |
Fette | 1,9 |
Rohfasern | 5,0 |
Mineralstoffe | 1,2 |
Besondere Inhaltsstoffe
Edelkastanien sind reich an komplexen Kohlenhydraten und enthalten wichtige Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung:
- Stärke (ca. 40 %): Liefert langanhaltende Energie, unterstützt gleichmäßigen Blutzuckerspiegel
- Gerbstoffe (Tannine, v. a. in Schale und Blättern): Leicht adstringierend, antimikrobiell, entzündungshemmend
- Phenolsäuren (z. B. Gallussäure): Antioxidativ, zellschützend
- Ballaststoffe (Pektin, Hemicellulose): Verdauungsfördernd, sättigend, blutzuckerregulierend
- Vitamin C, B1, B2, B6, Folsäure, E: Unterstützen Immunfunktion, Nervenstoffwechsel und antioxidativen Zellschutz
Wissenswertes
Die größten Esskastanienbestände gibt es in Deutschland am Westhang des Schwarzwaldes, des Odenwaldes und in der Vorderpfalz sowie im Mosel-, Saal- und Nahetal. Hier wächst sie in Reinbeständen oder zusammen mit der Traubeneiche. In Weinbaugebieten fruchtet sie, während in Norddeutschland die Früchte meist nicht mehr reifen.
- Namensgebung: Der Gattungsname Castanea geht auf den griechischen Ortsnamen Kastanaia zurück, einer Region in Thessalien, wo Kastanien verbreitet waren. Das Art-Epitheton sativa bedeutet „angebaut“ oder „kultiviert“. Die Bezeichnung „Edelkastanie“ dient zur Abgrenzung von der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum).
- Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, magenwirksam, mineralsalzzuführend, sedativ und tonisch beschrieben.
Die meisten Rezepte stammen von Hildegard von Bingen. Sie empfiehlt die Frucht bei Gicht, Rheuma und "zornigem" Gemüt.
"Und wer im Herzen Schmerzen hat, so dass seines Herzen Stärke keine Fortschritte macht, und wenn er so traurig wird, dann esse er oft rohe Kerne, und dies giesst seinem Herzen einen Saft wie Schmalz ein, und er wird an Stärke zunehmen und seinen Frohsinn wiederfinden."
Der regelmäßige Genuss von Kastanien soll auch Krampfadern vorbeugen können.
Kastanien galten als stärkend bei Erschöpfung, magenfreundlich und hilfreich bei Husten und Katarrhen. Ein Tee aus Blättern wurde gegen Venenprobleme und Bronchitis eingesetzt. Umschläge mit Kastanienextrakt sollen entzündungshemmend wirken.
In der Bach-Blüten-Therapie wird die Essenz bei Zuständen völliger Hoffnungslosigkeit, in Zeiten des inneren Umbruchs, der inneren Leere und Einsamkeit angewendet.
- Nutzpflanze: Die Edelkastanie diente in Südeuropa lange als Grundnahrungsmittel. Die Früchte wurden roh, gekocht, getrocknet oder gemahlen zu „Kastanienmehl“ verarbeitet. Das Holz ist wertvoll für Möbel und Fassherstellung. In Permakultur wird sie als langlebiger Nährgehölzbaum geschätzt, der auch für Hangstabilisierung geeignet ist.
- Mythos und Geschichte: Schon die Griechen und Römer kannten die Kastanie als „Baum des Brotes“. Im Mittelalter galt sie in den Bergregionen Europas als „Brotbaum der Armen“. In ländlichen Kulturen hatte sie eine zentrale Rolle in der Vorratshaltung. Ihre Ernte war mit Festen und Dankritualen verbunden.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Jupiter; Element: Feuer; Magische Kräfte: Liebe.
Kastanien galten als Symbol für Wohlstand und Fruchtbarkeit. In manchen Regionen wurden Früchte unter das Kopfkissen gelegt, um Alpträume zu vertreiben. Kastanienzweige wurden in Haussegnungen verwendet. Bei Erntedank oder Herbstfesten war die Kastanie fester Bestandteil der Gaben.
Das Holz der Kastanie soll, wenn man es in der Hand trägt zu neuen Kräften verhelfen. Kastanien werden auch für Liebeszauber verwendet.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Edelkastanie steht für innere Reife, Fülle und den Wert stiller Stärke. Ihre stachelige Hülle symbolisiert Schutz, während die nahrhafte Frucht im Innern für die verborgene Essenz des Lebens steht. Spirituell wird sie dem Wurzelchakra (Erdung, Stabilität) und dem Solarplexus-Chakra (Lebenskraft, Verdauung) zugeordnet – als Zeichen für Versorgung aus der Tiefe und natürlichen Reichtum.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre