Salz in der Rohkost-Ernährung
Die Bedeutung von Salz wird bei einer Ernährung mit Rohkost oft unterschätzt. Dieser Artikel gibt einen Überblick über seine Rolle.
Begriffsdefinition und Allgemeines
Unter "Salz" sollen in diesem Artikel alle Verbindungen verstanden werden, die auch von der Chemie als Salze bezeichnet werden, also Metall-Halogen-Verbindungen, und die zusätzlich die Bedingung erfüllen, daß das Halogen Chlor ist. Mögliche Verbindungen sind Natriumchlorid, Magnesiumchlorid und Kaliumchlorid, die alle drei natürlicherweise in Lebensmitteln enthalten sind. Das Salz Natriumchlorid, chemische Bezeichnung NaCl, wurde wegen der großen Rolle, die es für die Kochkunst spielt (gekochtes Essen schmeckt vereinfacht gesagt ohne Salz nach nichts), Kochsalz genannt. Da Chlor in Salzen immer in ionisierter Form, also als Chlorid-Ion Cl- vorliegt, wird im Folgenden der Einfachheit halber von Chlorid gesprochen.
Im Gegensatz zu Chlorid ist molekulares Chlor Cl2 ein giftiges, stechend riechendes, grünliches Gas, das technisch oft in Schwimmbädern zur Desinfektion des Wassers verwendet wird. Der entstehende typische "Chlorgeruch" ist wohlbekannt und sollte besser "Geruch von Chlorgas" genannt werden. Die molekulare Form von Chlor und der Geruch von Chlorgas spielen für die Ernährung keine Rolle. Allerdings stammt die Benennung Chlor von der Farbe des Chlorgases und leitet sich vom griechischen Wort chlorós = grün ab.
Funktion im Körper
Im Sinne des vorigen Abschnitts soll hier die Funktion des Chlorid-Anteils von Salz betrachtet werden, denn die Metalle Natrium, Kalium und Magnesium, die zusammen mit Chlor Salze bilden, haben eine Vielzahl von Funktionen im Körper, die nicht Gegenstand dieses Artikels sind.
Chlorid befindet sich vor allem im Extrazellularraum und erfüllt im Körper verschiedene Aufgaben:
- Regulation: Als wichtigstes Anion des Extrazellularraums gleicht es Ladungsverschiebungen aus und ist an der Kontrolle des Säure-Base-Haushaltes beteiligt. Es ermöglicht den Austritt von Hydrogencarbonat (HClO3-) aus den Erythrozyten.
- Kommunikation: Chlorid ist an der Reizübertragung auf neuronale Membranen beteiligt und spielt eine wichtige Rolle für das Membranpotential der Körperzellen.
- Abwehr: In den neutrophilen Granulozyten wird das antibakterielle Hypochlorid (OCl-) gebildet.
- Verdauung: Es ist Bestandteil der Salzsäure (chemische Formel HCl), also der Magensäure und damit für die Verdauung sehr wichtig. Die Bildung der Salzsäure erfolgt in den Belegzellen des Magens.
Der Salzgehalt von Nahrung spielt eine große Rolle, und daher gibt es auf der Zunge eigene Rezeptoren für die Geschmackswahrnehmung "salzig". Salz wird fast vollständig aus der Nahrung aufgenommen.
Vorkommen und Beschaffung
Salz kommt in naturbelassenen Lebensmitteln unterschiedlich stark vor. Gemüse enthält mehr Salz als Obst und im Fleisch von Meerestieren ist mehr Salz enthalten als im Fleisch von Landtieren. In Lebensmittel-Tabellen findet man in der Regel keine Angaben für den Salz-Gehalt von Lebensmitteln, sondern für dessen Bestandteile, Natrium und Chlorid.
Die ungefähren Bereiche für Chlorid zeigt die folgende Tabelle:
Lebensmittel | Chloridgehalt in mg |
---|---|
Meeresprodukte | 95 - 690 |
Fleisch | 40 - 250 |
Kräuter | 70 - 160 |
Gemüse | 50 - 150 |
Nüsse und Samen | 0 - 60 |
Obst | 0 - 40 |
Eine genaue Auflistung findet sich in dem Artikel Chlorid-Gehalt von Lebensmitteln.
Bewohner von Küstengebieten haben zusätzlich die Möglichkeit, im Meer Schwimmen zu gehen. Der Salzgehalt des Atlantiks liegt bei 3,5 Prozent und die Haut nimmt das im Wasser enthaltene Salz zum Teil auf.
Kristallisiertes Salz ist in freier Natur in der Regel nicht verfügbar und nur mit modernen, technischen Mitteln beschaffbar. Salz sollte daher nicht in dieser Form verzehrt werden. Der Ernährungs-Instinkt funktioniert mit isoliertem Salz schlecht oder gar nicht.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Mangelerscheinungen
Ein Mangel an Salz führt recht schnell zur Schwächung der Magensäure. Da Magensäure unbedingt erforderlich ist, um eiweißreiche Nahrung wie Nüsse, Samen, Fisch und Fleisch verdauen zu können, macht sich ein Mangel in Form von Verdauungsproblemen bemerkbar: es kommt zu Blähungen und Durchfall. Viele Rohköstler interpretieren diese Symptome falsch und ziehen den Schluß, daß Nüsse, Fleisch und Fisch für sie ungeeignet seien und es besser sei, sich nur von Obst, Gemüse und Kräutern zu ernähren. Dies ist ein Zirkelschluß, denn gerade die salzarme Ernährung hat zu dem Salzmangel geführt. Wenn die Lebensmittelpalette infolge dieses Zirkelschlusses weiter eingeschränkt wird, verschlimmern sich die Mangelerscheinungen, weil zum Salzmangel nun auch noch ein Mangel an Eiweißen und anderen lebensnotwendigen Stoffen hinzukommt.
Ein weiteres typisches Mangelsymptom ist ein sehr niedriger Blutdruck. Ein guter Test besteht darin, in die Hocke zu gehen, dort eine Minute zu verweilen und dann plötzlich aufzustehen. Wenn einem bei dieser Übung schwindelig oder fast schwarz vor Augen wird, ist der Blutdruck eindeutig zu niedrig. Wer seinen Blutdruck lieber mißt, sollte beachten, daß der Blutdruck bei roher Ernährung deutlich geringer ist als bei gekochter. Typische Werte für Rohköstler liegen bei 120/75.
Wenn Probleme mit der Verdauung auftreten, sollte man zunächst prüfen, ob man richtig kombiniert, siehe das Kapitel Richtige Lebensmittelkombinationen. Wenn dies sichergestellt ist, sollte man seine Salzaufnahme prüfen und ggf. erhöhen, indem man vermehrt salzhaltige Lebensmittel zu sich nimmt, insbesondere Muscheln und andere Meeresprodukte.
Wenn man die Zufuhr von Salz erhöht, baut sich die Magensäure in 1-2 Tagen wieder auf, ebenso normalisiert der Blutdruck sich sehr schnell. Hieran kann man erkennen, ob die Diagnose Salzmangel richtig war.
Erhöhter Bedarf
Wie bei allen Mineralstoffen kann es auch bei Salz in starken Entgiftungsphasen zu hohem Verbrauch kommen, der ausgeglichen werden muß. Ferner steigt der Bedarf durch starkes Schwitzen. Im Allgemeinen läßt sich ein erhöhter Bedarf durch die Bevorzugung salzreicher Lebensmittel ausgleichen. Im Rahmen der instinktiven Ernährung mit Rohkost regelt sich dies von selbst, weil der Ernährungs-Instinkt einen zu Lebensmitteln mit einem höheren Gehalt von Salz führt.
Referenzen
Artikel und Studien
Literatur
Barbara Hendel und Peter Ferreira: Wasser & Salz. Urquell des Lebens. INA Verlag 2001, 232 Seiten. ISBN 978-3-000-08233-7 |