Tausendgüldenkraut, echtes
Tausendgüldenkraut Centaurium erythraea ist eine traditionsreiche Bitterpflanze aus der Familie der Enziangewächse mit intensivem Geschmack und heilkundlicher Bedeutung. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Centaurium erythraea
Synonyme: Aderntee, Agriken, Allerweltsheil, Apothekerblum, Aurin, Centorelle, Erdgalle, Fieberkraut, Gallkraut, Rotes Garbenkraut, Gartenheide, Gottesgnadenkraut, Geschoßkraut, Laurin, Laurinkraut, Magenkraut, Mageriten, Muttergotteskraut, Piferkraut, Sanktorikraut, Tollhundskraut, Tsantali, Unserer Lieben Frau Bettstroh, Unserer Lieben Frau Wegstroh, Verschreikräutel, Wundkraut.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Enzianartige Gentianales
- Familie: Enziangewächse Gentianaceae
- Gattung: Tausendgüldenkraut
- Art: Echtes Tausendgüldenkraut
In Deutschland stehen alle Tausendgüldenkräuter unter Naturschutz. Weitere Arten sind:
- Strand-Tausendgüldenkraut Centaurium littorale
- Kleines Tausengüldenkraut Centaurium pulchellum
- Kopfiges Tausengüldenkraut Centaurium capitatum
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Nordafrika, Westasien, bis 1400 Meter.
- Standorte: Waldlichtungen, Böschungen, Wegränder, Wiesen; liebt sandige, trockene Böden; regional gefährdet.
- Kennzeichen: Zehn bis fünfzig Zentimeter hohe, ein- bis zweijährige Pflanze; Stängel aufrecht, unverzweigt, vierkantig; grunständige Blätter in einer Rosette, verkehrt eiförmig, meist 5nervig, die Stängelblätter kleiner, gegenständig; Blüten rosa, kurz gestielt, in dichten Scheindolden, Kelch röhrenförmig, Krone mit Röhre und fünf ausgebreiteten, stumpfen Zipfeln, fünf Staubblätter; Blütezeit: Juli bis September; Frucht schmale, walzenförmige Kapsel.
- Verwechslung: Ist mit dem Kleinen Tausengüldenkraut Centaurium pulchellum möglich, die Verwechslung ist unbedenklich.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Blüten Juni bis Oktober.
Das Kraut ist geruchlos, die Blätter schmecken extrem bitter. Es wird daher in der instinktiven Rohkost meist nicht in nennenswerten Mengen verzehrt.
Kultur im eigenen Garten: Das Kraut wächst gut auf kalkreichem, lehmigen, humosen Boden. Die sehr feinen Samen werden im Frühjahr oder Herbst ausgesät, auch direkt in eine Wiese.
Besondere Inhaltsstoffe
- Secoiridoid-Bitterstoffe (u. a. Gentiopikrin): stark verdauungsfördernd
- Xanthone, Flavonoide, Phenolsäuren: antioxidativ, leberschützend
- Ätherisches Öl, Spurenelemente: aktivierend auf Stoffwechselprozesse
- Mineralien wie Eisen, Kalium, Magnesium: unterstützend für Blutbildung und Nervenfunktion
Wissenswertes
- Namensgebung: Vermutlich benannt nach dem Centauren (lateinisch centum = hundert, aurum = Gold) Chiron, der mit diesem Kraut seine schwer vereiterten Wunden heilte. Der deutsche Name "Hundertgüldenkraut" leitet sich von der wörtlichen Übersetzung des lateinischen ab, im 15.Jh. wurde das "Tausendgüldenkraut" daraus. Der Artname kommt aus dem Griechischen: erythraios = rötlich: Er bezieht sich auf die Blütenfarbe. "Laurin" leitet sich wie das "Aurin" vom lateinischen aurum = Gold ab. Der Name "Tollhundskraut" bezieht sich auf die medizinische Verwendung der Pflanze bei Bissen tollwütiger Hunde.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als appetitanregend, blutreinigend, fiebersenkend, die Gallensekretion fördernd, magenwirksam, tonisch und wurmtreibend beschrieben.
Schon Dioskurides und Plinius erwähnen diese Pflanze als Wundkraut. In den Kräuterbüchern der frühen Neuzeit wird es zur Wundheilung, zur Förderung der Menstruation, gegen Würmer und bei Nervenleiden angewendet. Heute wird das Kraut zu Förderung der Verdauung bei Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit und Appetitlosigkeit eingesetzt.
In der modernen Phytotherapie ist es als pflanzliches Arzneimittel anerkannt (Monographie ESCOP & Kommission E).
- Nutzpflanze: Wegen des hohen Bitterstoffgehalts ist das Kraut kaum als Speisepflanze verwendbar, wurde aber traditionell als Zusatz in Kräuterlikören und Magenbittern genutzt. In der biologischen Landwirtschaft kann es zur Förderung bitterstoffliebender Insekten oder als Begleitpflanze in Heuwiesen dienen. Der Anbau ist möglich, aber aufgrund der geringen Wuchshöhe eher aufwendig.
- Mythos und Geschichte: Bereits Dioskurides und Plinius erwähnten die Pflanze als Wund- und Fieberkraut. Im Mittelalter war sie Bestandteil nahezu jeder Hausapotheke. Als Pflanze des „klaren Blicks“ wurde sie mit dem Geist der Unterscheidung verbunden. In vielen Regionen galt das Bitterkraut als schützende Schwellenpflanze: Sie wurde an Hausübergängen gepflanzt oder ins Reisegepäck gelegt, um „Böses abzuwehren“. Die Kombination aus Bitterkeit, zarter Erscheinung und magischer Bedeutung verlieh ihr eine besondere Aura: unscheinbar, aber kraftvoll.
In der Antike und im Mittelalter hieß es, die wundheilende Kraft sei so groß, dass mit der Pflanze gekochte Fleischstücke im Topf zusammenwachsen würden. Nach einer ostpreußischen Sage hat ein während der Pestzeit erscheinender Vogel auf das Tausendgüldenkraut als Heilmittel hingewiesen.
- Magie und Brauchtum: Dem Tausendgüldenkraut wurde die Fähigkeit zugeschrieben, „verirrte Seelen“ zu klären und den Geist zu schärfen. In der Pflanzenmagie wurde es dem Merkur oder Jupiter zugeordnet – je nach Region – und galt als Schutz- und Erkenntnispflanze. Es wurde in Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt gebunden und in Haussegnungen verbrannt. Der Rauch sollte schlechte Energien vertreiben. Auch in Träumen soll es helfen, „den Weg zu erkennen“.
Legt man etwas Tausendgüldenkraut mit in die Sparbüchse, wird das Geld nicht ausgehen. An Johanni (24. Juni) gesammeltes Kraut schützt vor Tollwut. Der Rauch des verbrannten Krautes schlägt Schlangen in die Flucht.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Das Tausendgüldenkraut wirkt auf das Solarplexus- und Stirnchakra. Es steht für Klarheit, Aufrichtigkeit und geistige Unterscheidungskraft. In der instinktiven Rohkost wird es selten aktiv verzehrt, doch sein Duft und Geschmack haben eine klare, weckende Wirkung. Seine Botschaft: „Wahrheit ist bitter – aber heilsam.“ Es unterstützt in Phasen des Wandels, der Entgiftung und der Selbstklärung – innerlich wie äußerlich.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre