Haferwurzel: Unterschied zwischen den Versionen

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Wissenschaftliche Namen: ''Tragopogon porrifolius''<br>
'''Haferwurzel''' (''Tragopogon porrifolius'') ist eine zweijährige Wurzelgemüsepflanze aus der Familie der Korbblütler mit essbarer, süßlich-aromatischer Pfahlwurzel. Sie war früher ein beliebtes Wintergemüse und erlebt im Zuge der Wildgemüse-Renaissance neue Beachtung. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Synonyme: Austernpflanze, Habermark, Markwurzel, Milchwurzel, Purpur-Bocksbart, Weißwurzel.
 
__TOC__
'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Tragopogon porrifolius''<br>
'''Synonyme:''' Austernpflanze, Habermark, Markwurzel, Milchwurzel, Purpur-Bocksbart, Weißwurzel.


===Systematik===
===Systematik===
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===Beschreibung===
===Beschreibung===
Blütezeit: Juni und Juli.
*'''Vorkommen:''' Mittelmeerraum.


Vorkommen: Mittelmeerraum; Wiesen, Felder.
*'''Standorte:''' Wiesen, Felder.


Kennzeichen: Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter, ein- bis zweijährige Pflanze; Stängel meist mit mehreren Blütenkörben; Zungenblüten violett, die Hüllblätter überragen die Zungenblüten; Früchte mit Schnabel, vierzig bis fünfundfünfzig Millimeter lang.
*'''Kennzeichen:''' Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter, ein- bis zweijährige Pflanze; Stängel meist mit mehreren Blütenkörben; Zungenblüten violett, die Hüllblätter überragen die Zungenblüten; Blütezeit: Juni und Juli; Früchte mit Schnabel, vierzig bis fünfundfünfzig Millimeter lang.


Verwechslung: Ist mit dem [[Bocksbart, Wiesen-|Wiesen-Bocksbart]] ''Tragopogon pratensis'' möglich, die beiden Arten sind an der Blütenfarbe aber eindeutig zu unterscheiden, der Wiesenbocksbart blüht gelb.
*'''Verwechslung:''' Ist mit dem [[Bocksbart, Wiesen-|Wiesen-Bocksbart]] ''Tragopogon pratensis'' möglich, die beiden Arten sind an der Blütenfarbe aber eindeutig zu unterscheiden, der Wiesenbocksbart blüht gelb.


===Rohkosttipps und Erfahrungen===
===Rohkosttipps und Erfahrungen===
Sammelgut und Sammelzeit: Verwendet werden kann die ganze Pflanze.
'''Sammelgut und Sammelzeit:''' Junge Wurzel (im 1. Jahr), junge Blätter, Blütenknospen, Blüten
 
Die Wurzel kann im ersten Jahr roh verzehrt werden – ideal frisch geerntet, jung und zart. Sie ist saftig, süßlich-nussig und erinnert an [[Schwarzwurzel, Garten-|Schwarzwurzel]] oder [[Topinambur]]. Auch junge Blätter und Blütenknospen wurden roh probiert. Sie schmecken mild-süßlich.
 
'''Hinweis:''' Die Pflanze produziert beim Anschnitt milchigen Saft, der harmlos ist, aber leicht klebt.  
 
'''Saison:''' Wurzelernte ab Herbst bis zum Frühjahr (1. Jahr). Blätter ab Frühjahr. Blütezeit: Mai–Juli (2. Jahr)
 
'''Lagerung/Haltbarkeit:''' Die Wurzel ist im Sand oder kühlen Kellern wochenlang lagerfähig. Roh verzehrt möglichst frisch nach der Ernte.
 
===Nährstoffe===
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!Nährstoff
!Gehalt in Gramm<br>pro 100 g Wurzel (roh)
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|Wasser
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|Kohlenhydrate
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Alle Teile der Haferwurzel haben einen angenehm milden, leicht süßen Geschmack. Die Wurzel ist nur im ersten Jahr genießbar.
===Besondere Inhaltsstoffe===
Die Haferwurzel enthält lösliche Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe:
*'''Inulin:''' Präbiotisch wirksamer Ballaststoff, fördert gesunde Darmflora 
*'''Milchsaft mit Polyacetylenen:''' Leicht antibiotisch und antimikrobiell 
*'''Flavonoide (z. B. Luteolin):''' Entzündungshemmend, antioxidativ 
*'''Vitamin B1, B6, C, Folsäure:''' Nervenunterstützend, immunaktivierend 


===Wissenswertes===
===Wissenswertes===
Nutzpflanze: Im Mittelmeerraum wird die Haferwurz seit der Antike als Gemüse verwendet. Mit der Zeit wurde sie jedoch von der qualitativ hochwertigeren und ähnlich schmeckenden [[Schwarzwurzel, Garten-|Gartenschwarzwurzel]] beinahe vollständig verdrängt.
*'''Namensgebung:''' „Haferwurzel“ bezieht sich auf das lauchähnliche Laub. Der botanische Name ''Tragopogon'' bedeutet „Ziegenbart“ – in Anspielung auf die bärtigen Fruchtstände. Der Artname „porrifolius“ verweist auf die porreeartigen Blätter.
 
*'''Heilkunde:''' Früher galt die Pflanze als „Blutreinigungsmittel“ und wurde bei Rheuma, Gicht und Leberleiden eingesetzt. Wurzel und Kraut wurden in Tees und Aufgüssen verwendet.
 
*'''Nutzpflanze:''' Die Haferwurzel war in Europa bis ins 18. Jh. weit verbreitet und wurde später durch [[Schwarzwurzel, Garten-|Schwarzwurzel]] verdrängt. Heute findet sie wieder Eingang in Bio-Anbau, Selbstversorgung und Permakultur. Sie eignet sich gut für Mischkultur mit [[Dill]], [[Zwiebel]] oder [[Gartensalat|Salat]].
 
*'''Mythos und Geschichte:''' In der mittelalterlichen Klostermedizin galt sie als Fastengemüse und Symbol für Demut. Bauern verwendeten sie als „Winternotnahrung“ mit positiver Wirkung auf Verdauung und Stimmung.
 
*'''Magie und Brauchtum:''' Die Pflanze wurde in ländlichen Gegenden vereinzelt bei Neujahrsbräuchen und Erntefeiern verwendet – sie galt als Symbol für Durchhaltevermögen im Winter.<br>Ein alemannisches Sprichwort sagt: "Habermark macht d' Bube stark."


Mythos/Geschichte: Ein alemannisches Sprichwort sagt: "Habermark macht d' Bube stark."
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die Haferwurzel steht für Ausdauer, Wurzelkraft und unscheinbare Stärke. Sie unterstützt den Kontakt zur Erde, fördert Verdauung im wörtlichen und übertragenen Sinn – zugeordnet dem Wurzelchakra (Muladhara).
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Version vom 27. Mai 2025, 20:03 Uhr

Haferwurzel (Tragopogon porrifolius) ist eine zweijährige Wurzelgemüsepflanze aus der Familie der Korbblütler mit essbarer, süßlich-aromatischer Pfahlwurzel. Sie war früher ein beliebtes Wintergemüse und erlebt im Zuge der Wildgemüse-Renaissance neue Beachtung. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Tragopogon porrifolius
Synonyme: Austernpflanze, Habermark, Markwurzel, Milchwurzel, Purpur-Bocksbart, Weißwurzel.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Asternartige Asterales
  • Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
  • Unterfamilie: Chirorioideae
  • Gattung: Bocksbärte Tragopogon
  • Art: Haferwurzel

Beschreibung

  • Vorkommen: Mittelmeerraum.
  • Standorte: Wiesen, Felder.
  • Kennzeichen: Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter, ein- bis zweijährige Pflanze; Stängel meist mit mehreren Blütenkörben; Zungenblüten violett, die Hüllblätter überragen die Zungenblüten; Blütezeit: Juni und Juli; Früchte mit Schnabel, vierzig bis fünfundfünfzig Millimeter lang.
  • Verwechslung: Ist mit dem Wiesen-Bocksbart Tragopogon pratensis möglich, die beiden Arten sind an der Blütenfarbe aber eindeutig zu unterscheiden, der Wiesenbocksbart blüht gelb.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junge Wurzel (im 1. Jahr), junge Blätter, Blütenknospen, Blüten

Die Wurzel kann im ersten Jahr roh verzehrt werden – ideal frisch geerntet, jung und zart. Sie ist saftig, süßlich-nussig und erinnert an Schwarzwurzel oder Topinambur. Auch junge Blätter und Blütenknospen wurden roh probiert. Sie schmecken mild-süßlich.

Hinweis: Die Pflanze produziert beim Anschnitt milchigen Saft, der harmlos ist, aber leicht klebt.

Saison: Wurzelernte ab Herbst bis zum Frühjahr (1. Jahr). Blätter ab Frühjahr. Blütezeit: Mai–Juli (2. Jahr)

Lagerung/Haltbarkeit: Die Wurzel ist im Sand oder kühlen Kellern wochenlang lagerfähig. Roh verzehrt möglichst frisch nach der Ernte.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g Wurzel (roh)
Wasser 83,0
Kohlenhydrate 15,0
Eiweiße 1,0
Fette 0,2
Rohfasern 2,5
Mineralstoffe 1,2
Vitamin C 4–8 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Die Haferwurzel enthält lösliche Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Inulin: Präbiotisch wirksamer Ballaststoff, fördert gesunde Darmflora
  • Milchsaft mit Polyacetylenen: Leicht antibiotisch und antimikrobiell
  • Flavonoide (z. B. Luteolin): Entzündungshemmend, antioxidativ
  • Vitamin B1, B6, C, Folsäure: Nervenunterstützend, immunaktivierend

Wissenswertes

  • Namensgebung: „Haferwurzel“ bezieht sich auf das lauchähnliche Laub. Der botanische Name Tragopogon bedeutet „Ziegenbart“ – in Anspielung auf die bärtigen Fruchtstände. Der Artname „porrifolius“ verweist auf die porreeartigen Blätter.
  • Heilkunde: Früher galt die Pflanze als „Blutreinigungsmittel“ und wurde bei Rheuma, Gicht und Leberleiden eingesetzt. Wurzel und Kraut wurden in Tees und Aufgüssen verwendet.
  • Nutzpflanze: Die Haferwurzel war in Europa bis ins 18. Jh. weit verbreitet und wurde später durch Schwarzwurzel verdrängt. Heute findet sie wieder Eingang in Bio-Anbau, Selbstversorgung und Permakultur. Sie eignet sich gut für Mischkultur mit Dill, Zwiebel oder Salat.
  • Mythos und Geschichte: In der mittelalterlichen Klostermedizin galt sie als Fastengemüse und Symbol für Demut. Bauern verwendeten sie als „Winternotnahrung“ mit positiver Wirkung auf Verdauung und Stimmung.
  • Magie und Brauchtum: Die Pflanze wurde in ländlichen Gegenden vereinzelt bei Neujahrsbräuchen und Erntefeiern verwendet – sie galt als Symbol für Durchhaltevermögen im Winter.
    Ein alemannisches Sprichwort sagt: "Habermark macht d' Bube stark."
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Haferwurzel steht für Ausdauer, Wurzelkraft und unscheinbare Stärke. Sie unterstützt den Kontakt zur Erde, fördert Verdauung im wörtlichen und übertragenen Sinn – zugeordnet dem Wurzelchakra (Muladhara).