Gänsefüße: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Rohkost-Wiki
Zur Navigation springenZur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt.)
 
(Seite überarbeitet.)
Zeile 11: Zeile 11:
*Gattung: ''Chenopodium''
*Gattung: ''Chenopodium''


Die Gattung ''Chenopodium'' umfasst über 100 Arten, vorwiegend in den gemäßigten Zonen. Viele davon sind essbar oder wurden historisch als Wildgemüse genutzt. In Deutschland kommen ca. zwanzig weitere Arten beständig vor. Dazu gehören:
Die Gattung ''Chenopodium'' umfasst über 100 Arten, vorwiegend in den gemäßigten Zonen. Viele davon sind essbar oder wurden historisch als Wildgemüse genutzt. In Deutschland kommen ca. zwanzig weitere Arten beständig vor.  
*Wohlriechender Gänsefuß ''Chenopodium ambrosidoides'': Wurde früher als Heilmittel bei Wurmerkrankungen eingesetzt, heute wird es allerdings wegen der Nebenwirkungen nur noch in der Tiermedizin verwendet. Hauptwirkstoff ist das Ascaridol.
*Klebriger Gänsefuß ''Chenopodium botrys''
*Dickblättriger Gänsefuß ''Chenopodium chenopodioides''
*Feigenblättriger Gänsefuß ''Chenopodium ficifolium''
*Graugrüner Gänsefuß ''Chenopodium glaucum''
*Unechter Gänsefuß ''Chenopodium hybridum''
*Mauer-Gänsefuß ''Chenopodium murale''
*Vielsamiger Gänsefuß ''Chenopodium polyspermum''
*Australischer Gänsefuß ''Chenopodium pumilio''
*Roter Gänsefuß ''Chenopodium rubrum''
*Straßen-Gänsefuß ''Chenopodium urbicum''
*Stinkender Gänsefuß ''Chenopodium vulvaria''


===Beschreibung===
===Beschreibung===

Version vom 25. Mai 2025, 12:08 Uhr

Wissenschaftlicher Name: Chenopodium L.
Synonyme: Gänsefuß, Melde, Mehlkraut.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Nelkenartige Caryophyllidae
  • Ordnung: Nelkenartige Caryophyllales
  • Familie: Fuchsschwanzgewächse Amaranthaceae (ehemals Chenopodiaceae)
  • Gattung: Chenopodium

Die Gattung Chenopodium umfasst über 100 Arten, vorwiegend in den gemäßigten Zonen. Viele davon sind essbar oder wurden historisch als Wildgemüse genutzt. In Deutschland kommen ca. zwanzig weitere Arten beständig vor.

Beschreibung

Gänsefuß-Arten sind meist einjährige, krautige Pflanzen mit aufrechtem oder buschigem Wuchs. Die Blätter sind je nach Art ganzrandig, gezähnt oder fiederspaltig. Typisch sind der mehlige oder silbrige Belag auf jungen Pflanzenteilen, unscheinbare grüne Blüten in Ähren oder Rispen und kleine, rundliche Samen.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Viele Chenopodium-Arten sind hervorragend für den Rohverzehr geeignet, besonders die jungen Blätter und Triebspitzen. Sie schmecken mild bis leicht nussig oder spinatähnlich. Besonders beliebt ist Chenopodium album wegen seines zarten Blattwerks. Ältere Blätter enthalten mehr Oxalsäure und sollten nur in kleinen Mengen gegessen werden.
Samen sind bei einigen Arten ebenfalls essbar, sollten jedoch wegen enthaltener Saponine nur in kleinen Mengen roh gegessen werden.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten, in Deutschland vorkommenden Arten, ihre Erkennungsmerkmale und ihre Verwendungsmöglichkeiten in der Rohkost und Wildpflanzenküche.

Art Deutscher Name Merkmale Verwendung
Chenopodium album Weißer Gänsefuß Mehlige Blattunterseite, variable Blattform, 30–150 cm Jung roh essbar, sehr nährstoffreich; auch Samen essbar
Chenopodium botrys Traubiger Gänsefuß Stark aromatisch (balsamisch), fein fiederschnittige Blätter Würziges Wildkraut, roh oder getrocknet als Gewürz
Chenopodium hybridum Bastard-Gänsefuß Rötlicher Stängel, gezähnte Blätter, kräftiger Wuchs Jung essbar, leicht bitterer Geschmack
Chenopodium murale Mauergänsefuß Klein, oft rötlich, dicht beblättert, violette Sprosse Essbar, jedoch wenig aromatisch
Chenopodium chenopodioides Gemeiner Salz-Gänsefuß Salztolerant, sukkulent wirkend, niedriger Wuchs Essbar, salziger Geschmack
Chenopodium vulvaria Stinkender Gänsefuß Silbrige Behaarung, starker Geruch (fischig) Früher medizinisch verwendet, kaum roh genutzt
Chenopodium opulifolium Blasen-Gänsefuß Aufgeblasene Blütenhülle, weich behaart Jung essbar, regional verwendet
Chenopodium strictum Steifer Gänsefuß Aufrecht, wenig verzweigt, kleine Blätter Essbar, aber eher herb
Chenopodium urbicum Städtischer Gänsefuß Große Blätter, teils gezähnt, kräftiger Wuchs Essbar, ähnlich wie C. album
Chenopodium suecicum Schwedischer Gänsefuß Ähnlich C. album, aber kleiner und gedrungener Jung essbar
Chenopodium ficifolium Feigenblättriger Gänsefuß Blätter tief fiederspaltig, auffällig geformt Essbar, mild im Geschmack
Chenopodium rubrum Roter Gänsefuß Rötlich gefärbt, eher niedrig, salztolerant Vereinzelt essbar, leicht salzig
Chenopodium pedunculare Langstieliger Gänsefuß Lang gestielte Blütenstände, graziler Wuchs Essbar, mild
Chenopodium berlandieri Berlandiers Gänsefuß Aus Nordamerika, teilweise eingebürgert Essbar, nahe verwandt mit Quinoa
Chenopodium quinoa Quinoa Südamerikanische Kulturpflanze, hoher Samenwert Samen essbar (gekocht); Blätter jung roh möglich
Chenopodium formosanum Formosa-Gänsefuß Exotisch, kleinwüchsig, teilweise verwildert Essbar, eher selten in Europa
Chenopodium hircinum Ziegen-Gänsefuß Starker Geruch, kräftige Pflanze Eingeschränkt essbar
Chenopodium hians Spalt-Gänsefuß Rissige Blätter, kleiner Wuchs Essbar, wenig dokumentiert
Chenopodium glaucum Graugrüner Gänsefuß Graugrüne Farbe, schmalblättrig Essbar, salztolerant
Chenopodium pamiricum Pamir-Gänsefuß Selten, trockenheitsliebend, gedrungen Essbar, Spezialstandorte


Besondere Inhaltsstoffe

Die Gattung enthält zahlreiche bioaktive Stoffe, die zu ihrer heilkundlichen und ernährungsphysiologischen Bedeutung beitragen:

  • Beta-Carotin (Provitamin A): wichtig für Haut, Sehkraft und Zellschutz
  • Flavonoide (z. B. Quercetin): antioxidativ, zellschützend
  • Saponine: immunmodulierend, schleimlösend – bei empfindlichen Personen reizend
  • Oxalsäure (v. a. in älteren Blättern): kann Kalzium binden – maßvoller Verzehr empfohlen
  • Stigmasterol (Phytosterin): strukturell hormonähnlich; kann Wechseljahrsbeschwerden lindern

Wissenswertes

  • Namensgebung: „Chenopodium“ bedeutet „Gänsefuß“ (griech. chen = Gans, pous = Fuß) – eine Anspielung auf die Blattform vieler Arten. Der Name „Melde“ ist germanischen Ursprungs und war früher gängig für zahlreiche Wild- und Gartenformen.
  • Heilkunde: Viele Arten wurden traditionell als blutreinigende Frühjahrskräuter, bei Verdauungsbeschwerden oder zur Stärkung nach Krankheiten genutzt. Der Gute Heinrich galt im Mittelalter als „Wurmkraut“ und wurde auch äußerlich bei Hautproblemen angewendet.
  • Nutzpflanze: Neben dem Weißen Gänsefuß war vor allem der Gute Heinrich ein beliebtes Wildgemüse. Heute wird vor allem Quinoa Chenopodium quinoa als proteinreiche Getreidealternative kultiviert. Wildarten können saisonal als Rohkost-Zutat und Spinat-Ersatz genutzt werden.
  • Mythos und Geschichte: Bereits in der Jungsteinzeit wurden Chenopodium-Samen als Nahrungsmittel gesammelt. Im Mittelalter waren Melden und Gänsefüße feste Bestandteile der bäuerlichen Ernährung. Ihre Robustheit galt als Symbol für Kraft aus dem Einfachen.
  • Magie und Brauchtum: Der Gute Heinrich wurde in einigen Regionen als Schutzpflanze für Stall und Haus angesehen. In der Volksmagie galt Chenopodium als Fruchtbarkeits- und Übergangspflanze, die das Alte loslöst und das Neue vorbereitet.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Gänsefuß-Arten stehen für Nährende Widerstandskraft, Anpassung und innere Sammlung. Sie gedeihen selbst auf kargen Böden und sind unaufdringlich wertvoll. Als Spiegelpflanzen helfen sie, das Verborgene zu erkennen, sich zu erden und das Eigene zu nähren, ohne laut zu werden.