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Version vom 18. Mai 2025, 13:09 Uhr
Wissenschaftliche Namen: Brassica oleracea
Synonyme: Gemüsekohl, Urkohl, Strandkohl, Meerkohl (nicht zu verwechseln mit Crambe maritima), wilder Kohl.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Kreuzblütlerartige Brassicales
- Familie: Kreuzblütengewächse Brassicaceae
- Gattung: Kohl Brassica
- Art: Wildkohl
Neben verschieden Wildkohlarten sind viele Zuchtformen des Gemüsekohls bekannt:
- Blumenkohl Brassica oleracea convar. botrytis var. botrytis
- Brokkoli Brassica oleracea convar. botrytis var. italica
- Futterkohl Brassica oleracea convar. acephala var. viridis
- Grün- oder Krauskohl Brassica oleracea convar. acephala var. sabellica
- Kohlrabi Brassica oleracea convar. acephala var. gongylodes
- Markstammkohl Brassica oleracea convar. acephala var. medullosa
- Palmkohl Brassica oleracea convar. acephala var. palmifolia
- Rippenkohl Brassica oleracea convar. capitata var. costata
- Rosenkohl Brassica oleracea convar. oleraceae var. gemmifera
- Rotkohl Brassica oleracea convar. capitata var. capitata f. rubra
- Schwarzkohl Brassica oleracea convar. acephala var. viridis
- Strauchkohl Brassica oleracea convar. oleraceae var. ramosa
- Weißkohl Brassica oleracea convar. capitata var. capitata f. alba
- Wirsing Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda
Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Der Wildkohl ist entlang der Küsten West- und Südeuropas heimisch, besonders an der Atlantikküste von Großbritannien, Nordfrankreich, Spanien und Portugal. Er bevorzugt salzhaltige, kalkreiche Böden in Meeresnähe. In seiner ursprünglichen Form ist er in felsigen Küstenhabitaten zu finden, gilt aber als Stammform vieler Kulturkohlsorten.
- Kennzeichen: Vierzig bis einhundert Zentimeter hoher, ein- bis zweijähriger oder ausdauernder Halbstrauch; Stängel dicklich, mehr oder weniger kriechend, am Grunde verholzend; Zweige abstehend, wenig verzweigt, aufrecht; Blätter fleischig, blaugrün, stark geschlitzt; Blüten schwefelgelb, Blüte Mai bis September; Früchte sind Schoten.
Rohkosttipps und Erfahrungen
In der Rohkost ist der Wildkohl ein ursprünglicher, kräftiger Vertreter der Kohlgemüse. Junge Blätter können im Frühjahr sparsam roh verzehrt werden, insbesondere die zarten Herzblätter. Sie schmecken kohlartig, leicht bitter, mit salzigem Einschlag – eine Folge des natürlichen Küstenstandorts. Ältere Blätter sind faserreich und deutlich herber.
Saison: Junge Blätter im Frühjahr (April–Juni); Blütenstände und Samenstände im Sommer bis Herbst.
Lagerung/Haltbarkeit: Frisch geerntete Blätter halten sich im Kühlschrank ein bis zwei Tage, welken aber rasch. Getrocknet verlieren sie stark an Aroma und Wirkkraft. Ideal ist die direkte Verwendung nach der Ernte.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 89,0 |
Kohlenhydrate | 3,5 |
Eiweiße | 2,5 |
Fette | 0,3 |
Rohfasern | 2,0 |
Mineralstoffe | 0,9 |
Vitamin C | 50–70 mg |
Kalzium | 80–120 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Der Wildkohl enthält eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe, wie sie für Kreuzblütler typisch sind. Ihre Wirkung reicht von verdauungsfördernd bis antikanzerogen:
- Glucosinolate (v. a. Glucobrassicin): werden beim Kauen enzymatisch in Isothiocyanate umgewandelt, zellschützend und entgiftend
- Indole (z. B. Indol-3-Carbinol): hormonregulierend, leberentlastend
- Chlorophyll und Carotinoide: antioxidativ, zellschützend
- Flavonoide (z. B. Kaempferol, Quercetin): entzündungshemmend, kapillarschützend
- Vitamin C, K, B6, Folsäure (B9): stärken Immunsystem, Blutbildung, Geweberegeneration
Wissenswertes
- Namensgebung: „Oleracea“ bedeutet „zum Gemüse gehörig“ oder „als Speise geeignet“. Der Begriff „Wildkohl“ kennzeichnet die ursprüngliche, nicht kultivierte Form. Der Name „Kohl“ leitet sich vom lateinischen caulis (Stängel) ab, das sich auch im englischen cole, kale oder cauliflower wiederfindet.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als blutbildend, blutreinigend, blutzuckersenkend, gegen Durchfall wirkend, erweichend, hustenbekämpfend, narbenbildend gegen Skorbut wirkend, wundheilend und wurmtreibend beschrieben.
In der Volksmedizin wurde Wildkohl als vitaminreiche Frühlingsnahrung und Blutreiniger verwendet. Frisch zerquetschte Blätter galten als entzündungshemmende Umschläge bei Schwellungen und Hautleiden. Die starke Bitterkeit wurde traditionell mit Leber- und Milzfunktion in Verbindung gebracht.
- Nutzpflanze: Der Wildkohl ist genetische Grundlage zahlreicher Kohlsorten und spielt eine Rolle in der Saatgutpflege und Züchtung. Keine Pflanzenart weist so viele unterschiedliche Zuchtformen auf wie der Kohl. In naturnahen Gärten oder Permakultursystemen kann er als mehrjähriger Wildgemüselieferant angebaut werden, bevorzugt jedoch kalkreiche, gut durchlässige Böden.
- Mythos und Geschichte: Der Wildkohl war bereits den Griechen und Römern bekannt. Plinius der Ältere erwähnte seine Heilkraft. Im Mittelalter diente er als robuster Küstenproviant und wurde Grundlage vieler kultivierter Kohlsorten. Seine Entwicklung zur heutigen Kohldiversität ist ein Paradebeispiel menschlicher Züchtungskunst – von der Wildform zur Vielfalt der Kulturformen.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: feminin, Planet: Mond; Element: Wasser; Magische Kräfte: Glück.
Konkrete magische Verwendungen sind nicht überliefert. In keltisch geprägten Küstenregionen galt der Wildkohl jedoch als Symbol für Widerstandskraft, Erdung und Anpassungsfähigkeit. Seine Fähigkeit, in salzhaltigen, windgepeitschten Lagen zu überleben, wurde als Ausdruck von „Urkraft der Pflanzenwelt“ gedeutet.
Wenn sich ein Paar eine glückliche Beziehung wünscht, sollten die beiden Frischvermählten gleich nach der Hochzeit Kohl in ihren Garten setzen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Wildkohl steht für rohe Lebensenergie, Widerstandsfähigkeit und ursprüngliche Verbindung zur Erde. Er wirkt besonders auf das Wurzelchakra – stabilisiert, stärkt die Lebensbasis und erinnert an die Kraft der einfachen Dinge. Im Unterschied zu gezähmten Kultursorten verweist der Wildkohl auf das Unverfälschte, das Wesentliche und das instinktiv Gesunde.