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'''Haferwurzel''' | '''Haferwurzel''' ''Tragopogon porrifolius'' ist eine zweijährige Wurzelgemüsepflanze aus der Familie der Korbblütler mit essbarer, süßlich-aromatischer Pfahlwurzel. Sie war früher ein beliebtes Wintergemüse und erlebt im Zuge der Wildgemüse-Renaissance neue Beachtung. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost. | ||
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Aktuelle Version vom 2. Juni 2025, 06:56 Uhr
Haferwurzel Tragopogon porrifolius ist eine zweijährige Wurzelgemüsepflanze aus der Familie der Korbblütler mit essbarer, süßlich-aromatischer Pfahlwurzel. Sie war früher ein beliebtes Wintergemüse und erlebt im Zuge der Wildgemüse-Renaissance neue Beachtung. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Tragopogon porrifolius
Synonyme: Austernpflanze, Habermark, Markwurzel, Milchwurzel, Purpur-Bocksbart, Weißwurzel.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Unterfamilie: Chirorioideae
- Gattung: Bocksbärte Tragopogon
- Art: Haferwurzel
Beschreibung
- Vorkommen: Mittelmeerraum.
- Standorte: Wiesen, Felder.
- Kennzeichen: Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter, ein- bis zweijährige Pflanze; Stängel meist mit mehreren Blütenkörben; Zungenblüten violett, die Hüllblätter überragen die Zungenblüten; Blütezeit: Juni und Juli; Früchte mit Schnabel, vierzig bis fünfundfünfzig Millimeter lang.
- Verwechslung: Ist mit dem Wiesen-Bocksbart Tragopogon pratensis möglich, die beiden Arten sind an der Blütenfarbe aber eindeutig zu unterscheiden, der Wiesenbocksbart blüht gelb.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Junge Wurzel (im 1. Jahr), junge Blätter, Blütenknospen, Blüten
Die Wurzel kann im ersten Jahr roh verzehrt werden – ideal frisch geerntet, jung und zart. Sie ist saftig, süßlich-nussig und erinnert an Schwarzwurzel oder Topinambur. Auch junge Blätter und Blütenknospen wurden roh probiert. Sie schmecken mild-süßlich.
Hinweis: Die Pflanze produziert beim Anschnitt milchigen Saft, der harmlos ist, aber leicht klebt.
Saison: Wurzelernte ab Herbst bis zum Frühjahr (1. Jahr). Blätter ab Frühjahr. Blütezeit: Mai–Juli (2. Jahr)
Lagerung/Haltbarkeit: Die Wurzel ist im Sand oder kühlen Kellern wochenlang lagerfähig. Roh verzehrt möglichst frisch nach der Ernte.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g Wurzel (roh) |
---|---|
Wasser | 83,0 |
Kohlenhydrate | 15,0 |
Eiweiße | 1,0 |
Fette | 0,2 |
Rohfasern | 2,5 |
Mineralstoffe | 1,2 |
Vitamin C | 4–8 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Haferwurzel enthält lösliche Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe:
- Inulin: Präbiotisch wirksamer Ballaststoff, fördert gesunde Darmflora
- Milchsaft mit Polyacetylenen: Leicht antibiotisch und antimikrobiell
- Flavonoide (z. B. Luteolin): Entzündungshemmend, antioxidativ
- Vitamin B1, B6, C, Folsäure: Nervenunterstützend, immunaktivierend
Wissenswertes
- Namensgebung: „Haferwurzel“ bezieht sich auf das lauchähnliche Laub. Der botanische Name Tragopogon bedeutet „Ziegenbart“ – in Anspielung auf die bärtigen Fruchtstände. Der Artname „porrifolius“ verweist auf die porreeartigen Blätter.
- Heilkunde: Früher galt die Pflanze als „Blutreinigungsmittel“ und wurde bei Rheuma, Gicht und Leberleiden eingesetzt. Wurzel und Kraut wurden in Tees und Aufgüssen verwendet.
- Nutzpflanze: Die Haferwurzel war in Europa bis ins 18. Jh. weit verbreitet und wurde später durch Schwarzwurzel verdrängt. Heute findet sie wieder Eingang in Bio-Anbau, Selbstversorgung und Permakultur. Sie eignet sich gut für Mischkultur mit Dill, Zwiebel oder Salat.
- Mythos und Geschichte: In der mittelalterlichen Klostermedizin galt sie als Fastengemüse und Symbol für Demut. Bauern verwendeten sie als „Winternotnahrung“ mit positiver Wirkung auf Verdauung und Stimmung.
- Magie und Brauchtum: Die Pflanze wurde in ländlichen Gegenden vereinzelt bei Neujahrsbräuchen und Erntefeiern verwendet – sie galt als Symbol für Durchhaltevermögen im Winter.
Ein alemannisches Sprichwort sagt: "Habermark macht d' Bube stark."
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Haferwurzel steht für Ausdauer, Wurzelkraft und unscheinbare Stärke. Sie unterstützt den Kontakt zur Erde, fördert Verdauung im wörtlichen und übertragenen Sinn – zugeordnet dem Wurzelchakra (Muladhara).