Kälberkropf, knolliger: Unterschied zwischen den Versionen

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Wissenschaftliche Namen: ''Chaerophyllum bulbosum''<br>
'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Chaerophyllum bulbosum''<br>
Synonyme: Erdkastanie, Kerbelrübe, Knollenkerbel, Knolliger Kerbel, Rübenkerbel, Rüben-Kälberkropf.
'''Synonyme:''' Erdkastanie, Kerbelrübe, Knollenkerbel, Knolliger Kerbel, Rübenkerbel, Rüben-Kälberkropf.


===Systematik===
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===Beschreibung===
===Beschreibung===
Blütezeit: Juni bis August.
*'''Vorkommen:''' Mittel-und Osteuropa.


Vorkommen: Mittel-und Osteuropa; Ufer, Gräben, Auenwälder; braucht nährstoffreichen, kalkhaltigen, nassen, humosen Lehm- oder Tonboden.
*'''Standorte:''' Ufer, Gräben, Auenwälder; braucht nährstoffreichen, kalkhaltigen, nassen, humosen Lehm- oder Tonboden.


Kennzeichen: Achtzig bis einhundertachtzig Zentimeter hohe, zweijährige krautige Pflanze; Stängel hohl, rund, am Grund borstig bis zottig behaart und rotgefleckt, oben kahl, leicht bläulich überlaufen, unter den Blattansätzen verdickt; Blätter wechselständig, drei bis vierfach gefiedert, mit knapp ein Millimeter breiten, spitz zulaufenden Zipfeln; Blütenstand aus Dolden erster und zweiter Ordnung, Einzelblüten weiß, fünfzählig, zweieinhalb Millimeter im Durchmesser, Frucht um fünf Millimeter lang, kahl, hell, ohne Schnabel; Wurzel rübenförmig.
*'''Kennzeichen:''' Achtzig bis einhundertachtzig Zentimeter hohe, zweijährige krautige Pflanze; Stängel hohl, rund, am Grund borstig bis zottig behaart und rotgefleckt, oben kahl, leicht bläulich überlaufen, unter den Blattansätzen verdickt; Blätter wechselständig, drei bis vierfach gefiedert, mit knapp ein Millimeter breiten, spitz zulaufenden Zipfeln; Blütenstand aus Dolden erster und zweiter Ordnung, Einzelblüten weiß, fünfzählig, zweieinhalb Millimeter im Durchmesser; Blütezeit: Juni bis August; Frucht um fünf Millimeter lang, kahl, hell, ohne Schnabel; Wurzel rübenförmig.


Verwechslung: Ist mit anderen Doldenblütlern möglich.
*'''Verwechslung:''' Ist mit anderen Doldenblütlern möglich.


===Rohkosttipps und Erfahrungen===
===Rohkosttipps und Erfahrungen===
Sammelgut und Sammelzeit: Junge Triebe im Frühjahr, alle oberirdischen Pflanzenteile während der Vegetationsperiode, die Wurzel im Herbst.
'''Sammelgut und Sammelzeit:''' Junge Triebe im Frühjahr, alle oberirdischen Pflanzenteile während der Vegetationsperiode, die Wurzel im Herbst (September–November).


Die Wurzel schmeckt bei Bedarf süß, ähnlich wie [[Edelkastanie|Edelkastanien]].
Die Knollen sind im rohen Zustand je nach Reife und Sorte angenehm süßlich bis mehlig-nussig. Wilde oder lagerfrische Exemplare besitzen häufig noch eine leichte [[Die instinktive Sperre|Sperre]] durch bittere oder Geschmacksstoffe. Nach kurzer Lagerung entwickeln sie ein [[Edelkastanie|kastanienähnliches]] Aroma.  


Kultur im eigenen Garten: Der Knollige Kälberkropf ist ein Frostkeimer und wird deshalb im Herbst ausgesät. Er wächst am besten in sandiger, lockerer Erde. Gute Nachbarn sind Salat und Zwiebeln. Geerntet werden kann ab Juni des nächsten Jahres, wenn die Laubblätter vergilben. Die Knollen können in feuchtem Sand zwei bis drei Monate gelagert werden.
'''Lagerung/Haltbarkeit:''' Nachreifung bei kühler Lagerung sinnvoll (drei bis sechs Wochen). Danach aromatischer. Haltbarkeit: mehrere Monate bei trockener, kühler Lagerung.
 
'''Kultur im eigenen Garten:''' Der Knollige Kälberkropf ist ein Frostkeimer und wird deshalb im Herbst ausgesät. Er wächst am besten in sandiger, lockerer Erde. Gute Nachbarn sind Salat und Zwiebeln. Geerntet werden kann ab Juni des nächsten Jahres, wenn die Laubblätter vergilben. Die Knollen können in feuchtem Sand zwei bis drei Monate gelagert werden.
 
===Nährstoffe===
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!Nährstoff
!Gehalt in Gramm<br>pro 100 g frische Knolle
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===Besondere Inhaltsstoffe===
Die Knolle enthält neben Kohlenhydraten auch sekundäre Pflanzenstoffe, die ihr ihren typischen Geschmack verleihen:
*'''Stärke (Retrogradation möglich):''' süßlich-mehlig, sättigend 
*'''Chlorogensäure:''' antioxidativ, entzündungshemmend 
*'''Bitterstoffe (in unreifen Knollen):''' regulierend auf Verdauung 


===Wissenswertes===
===Wissenswertes===
Namensgebung: Der Gattungsname ''Chaerophyllum'' ist aus den griechischen Wörtern ''charein'' = sich freuen und ''fyllos'' = Blatt zusammengesetzt. Der Artname ''bulbosus'' stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "knollig".
*'''Namensgebung:''' Der Gattungsname ''Chaerophyllum'' ist aus den griechischen Wörtern ''charein'' = sich freuen und ''fyllos'' = Blatt zusammengesetzt. Der Artname „bulbosum“ weist auf die knollige Wurzel hin. „Kälberkropf“ ist eine alte Bezeichnung für verschiedene Doldenblütler, deren Blätter früher als Viehfutter dienten.
 
*'''Heilkunde:''' Traditionell wurde der Knollige Kälberkropf nur wenig medizinisch genutzt, gelegentlich als magenstärkend beschrieben. Die Blätter wurden äußerlich als Umschlag bei Verstauchungen verwendet.
 
*'''Nutzpflanze:''' Früher verbreitetes Feingemüse in Frankreich und Mitteleuropa („Chervis“). Heute selten kultiviert, aber für Permakultur interessant (winterharte Knollenpflanze mit gutem Ertrag).
 
*'''Mythos und Geschichte:''' Keine größere mythologische Überlieferung bekannt. Im 18.–19. Jahrhundert galt er als Delikatesse an fürstlichen Tafeln.
 
*'''Magie und Brauchtum:''' Nicht überliefert. Die unterirdisch wachsende Knolle galt symbolisch mitunter als „Geheimnis der Erde“.
 
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Als Knollenpflanze mit süßlichem Aroma wird sie dem Wurzelchakra zugeordnet. Sie symbolisiert Verwurzelung, Erdung und das Wiederentdecken vergessener Nahrungsschätze.


Nutzpflanze: Der Knollige Kälberkropf ist eine alte Gemüsepflanze. Sie wurde im Mittelalter vor allem in Klostergärten angebaut.
→ Siehe auch: [[Pastinak]], [[Topinambur]]
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Aktuelle Version vom 1. Juni 2025, 19:11 Uhr

Wissenschaftliche Namen: Chaerophyllum bulbosum
Synonyme: Erdkastanie, Kerbelrübe, Knollenkerbel, Knolliger Kerbel, Rübenkerbel, Rüben-Kälberkropf.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
  • Familie: Doldenblütler Apiaceae
  • Unterfamilie: Apioideae
  • Gattung: Kälberkröpfe Chaerophyllum
  • Art: Knolliger Kälberkropf

Die Gattung Chaerophyllum umfasst ca. vierzig Arten. Dazu gehören außerdem:

  • Gewürz-Kälberkropf, Aromatischer Kälberkropf Chaerophyllum aromaticum
  • Gold-Kälberkropf, Goldfrüchtiger Kälberkropf Chaerophyllum aureum
  • Behaarter Kälberkropf, Rauhaariger Kälberkropf, Wimper-Kälberkropf, Bach-Kälberkropf Chaerophyllum hirsutum
  • Hecken-Kälberkropf, Taumel-Kälberkropf, Taumel-Kerbel, Betäubender Kälberkropf Chaerophyllum temulum
  • Alpen-Kälberkropf Chaerophyllum villarsii
Knolliger Kälberkropf
Knolliger Kälberkropf, Blatt
Knolliger Kälberkropf, Blütenstand

Beschreibung

  • Vorkommen: Mittel-und Osteuropa.
  • Standorte: Ufer, Gräben, Auenwälder; braucht nährstoffreichen, kalkhaltigen, nassen, humosen Lehm- oder Tonboden.
  • Kennzeichen: Achtzig bis einhundertachtzig Zentimeter hohe, zweijährige krautige Pflanze; Stängel hohl, rund, am Grund borstig bis zottig behaart und rotgefleckt, oben kahl, leicht bläulich überlaufen, unter den Blattansätzen verdickt; Blätter wechselständig, drei bis vierfach gefiedert, mit knapp ein Millimeter breiten, spitz zulaufenden Zipfeln; Blütenstand aus Dolden erster und zweiter Ordnung, Einzelblüten weiß, fünfzählig, zweieinhalb Millimeter im Durchmesser; Blütezeit: Juni bis August; Frucht um fünf Millimeter lang, kahl, hell, ohne Schnabel; Wurzel rübenförmig.
  • Verwechslung: Ist mit anderen Doldenblütlern möglich.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junge Triebe im Frühjahr, alle oberirdischen Pflanzenteile während der Vegetationsperiode, die Wurzel im Herbst (September–November).

Die Knollen sind im rohen Zustand je nach Reife und Sorte angenehm süßlich bis mehlig-nussig. Wilde oder lagerfrische Exemplare besitzen häufig noch eine leichte Sperre durch bittere oder Geschmacksstoffe. Nach kurzer Lagerung entwickeln sie ein kastanienähnliches Aroma.

Lagerung/Haltbarkeit: Nachreifung bei kühler Lagerung sinnvoll (drei bis sechs Wochen). Danach aromatischer. Haltbarkeit: mehrere Monate bei trockener, kühler Lagerung.

Kultur im eigenen Garten: Der Knollige Kälberkropf ist ein Frostkeimer und wird deshalb im Herbst ausgesät. Er wächst am besten in sandiger, lockerer Erde. Gute Nachbarn sind Salat und Zwiebeln. Geerntet werden kann ab Juni des nächsten Jahres, wenn die Laubblätter vergilben. Die Knollen können in feuchtem Sand zwei bis drei Monate gelagert werden.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g frische Knolle
Wasser 78,0
Kohlenhydrate 16,0
Eiweiße 1,2
Fette 0,3
Rohfasern 2,1
Mineralstoffe 1,0
Vitamin C 10–15 mg
Kalzium 50–80 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Die Knolle enthält neben Kohlenhydraten auch sekundäre Pflanzenstoffe, die ihr ihren typischen Geschmack verleihen:

  • Stärke (Retrogradation möglich): süßlich-mehlig, sättigend
  • Chlorogensäure: antioxidativ, entzündungshemmend
  • Bitterstoffe (in unreifen Knollen): regulierend auf Verdauung

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Chaerophyllum ist aus den griechischen Wörtern charein = sich freuen und fyllos = Blatt zusammengesetzt. Der Artname „bulbosum“ weist auf die knollige Wurzel hin. „Kälberkropf“ ist eine alte Bezeichnung für verschiedene Doldenblütler, deren Blätter früher als Viehfutter dienten.
  • Heilkunde: Traditionell wurde der Knollige Kälberkropf nur wenig medizinisch genutzt, gelegentlich als magenstärkend beschrieben. Die Blätter wurden äußerlich als Umschlag bei Verstauchungen verwendet.
  • Nutzpflanze: Früher verbreitetes Feingemüse in Frankreich und Mitteleuropa („Chervis“). Heute selten kultiviert, aber für Permakultur interessant (winterharte Knollenpflanze mit gutem Ertrag).
  • Mythos und Geschichte: Keine größere mythologische Überlieferung bekannt. Im 18.–19. Jahrhundert galt er als Delikatesse an fürstlichen Tafeln.
  • Magie und Brauchtum: Nicht überliefert. Die unterirdisch wachsende Knolle galt symbolisch mitunter als „Geheimnis der Erde“.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Als Knollenpflanze mit süßlichem Aroma wird sie dem Wurzelchakra zugeordnet. Sie symbolisiert Verwurzelung, Erdung und das Wiederentdecken vergessener Nahrungsschätze.

→ Siehe auch: Pastinak, Topinambur