Glockenblumen
Wissenschaftliche Namen: Campanula
Synonyme: engl. Bellflower.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Glockenblumengewächse Campanulaceae
- Gattung: Glockenblumen
Die Gattung Campanula ist artenreich und umfasst weltweit rund 300–500 Arten, davon sind viele auch in Europa heimisch. In Mitteleuropa kommen etwa 30–40 Arten natürlich vor. Die bekanntesten sind:
- Acker-Glockenblume Campanula rapunculoides
- Allionis Glockenblume Campanula alpestris
- Alpen-Glockenblume Campanula alpina
- Bärtige Glockenblume Campanula barbata
- Lanzettblättrige Glockenblume Campanula baumgartenii
- Karpaten-Glockenblume Campanula carpatica
- Borstige Glockenblume Campanula cervicaria
- Zwerg-Glockenblume Campanula cochlearifolia
- Ausgeschnittene Glockenblume Campanula excisa
- Knäuel-Glockenblume Campanula glomerata
- Breitblatt-Glockenblume Campanula latifolia
- Marienglockenblume Campanula medium
- Wiesen-Glockenblume Campanula patula
- Pfirsichblättrige Glockenblume Campanula persicifolia
- Dalmatiner Glockenblume Campanula portenschlagiana
- Balkanglockenblume Campanula poscharskyana
- Dunkle Glockenblume Campanula pulla
- Rapunzel-Glockenblume Campanula rapunculus
- Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia
- Scheuchzers Glockenblume Campanula scheuchzeri
- Strauß-Glockenblume Campanula thyrsoides
- Nesselblättrige Glockenblume Campanula trachelium
- Einblütige Glockenblume Campanula uniflora
- Krainer Glockenblume Campanula zoysii
Beschreibung
Glockenblumen sind meist krautige Pflanzen, teils ausdauernd, teils einjährig. Typisch sind die glockenförmigen, blauen bis violetten (selten weißen) Blüten, die je nach Art aufrecht, überhängend oder nickend stehen. Die Laubblätter sind variabel, oft grundständig rundlich und am Stängel schmal.
Sie wachsen in Wiesen, Gebüschen, Felsen, Bergmatten oder an Wegrändern – je nach Art trockenheitsliebend bis feuchtigkeitsliebend. Viele sind wertvolle Nektarpflanzen für Bienen und Wildinsekten.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Mehrere Campanula-Arten sind essbar – insbesondere die jungen Blätter, Triebe und Blüten. Sie haben einen milden, leicht süßlichen oder nussigen Geschmack.
Verwendbare Pflanzenteile: Junge Blätter: mild, leicht schleimig; Blüten: süßlich, dekorativ, teils schleimig Wurzel (bei wenigen Arten): z. B. Campanula rapunculus (Rapunzel-Glockenblume) – roh essbar und angenehm nussig.
Saison: Blätter ab März, Blüten ab Mai–September (je nach Art).
Lagerung/Haltbarkeit: Am besten frisch verzehren; zarte Blätter und Blüten welken rasch.
Besondere Inhaltsstoffe
- Schleimstoffe: reizlindernd, mild beruhigend auf Schleimhäute
- Flavonoide (z. B. Luteolin, Apigenin): antioxidativ, entzündungshemmend
- Saponine (in geringen Mengen): stoffwechselaktivierend
- Vitamin C: stärkt das Immunsystem
Wissenswertes
- Namensgebung: Campanula bedeutet „kleine Glocke“ (lat. campana) und bezieht sich auf die charakteristische Blütenform. Der deutsche Name „Glockenblume“ ist direkte Übersetzung.
- Heilkunde: In der Volksheilkunde wurden Glockenblumen bei Husten, Reizungen der Atemwege und innerer Unruhe verwendet – meist als Teekraut oder Umschlag. Ihre Schleimstoffe wirken lindernd bei Schleimhautreizungen.
- Nutzpflanze: Verschiedene Arten dienen als zierliche Wildpflanzen für naturnahe Gärten oder als Bienenweide. Einige Arten (z. B. C. rapunculus) wurden früher als Wurzelgemüse kultiviert. In der "Haushaltskunst im Kriege" heißt es:
Campanule, Glockenblume, Rapunzel: Davon kann man fast alle Gattungen zur Speise brauchen, sowohl die Wurzel, ehe sie zu hart wird und in den Stängel schießt, als auch die Blätter, welche gegessen werden können.
- Mythos und Geschichte: Glockenblumen wurden in europäischen Volkskulturen oft mit der Anderswelt oder dem Reich der Naturgeister in Verbindung gebracht. Wegen ihrer feinen, glockenartigen Blüten galten sie als Pflanzen, die zwischen den Welten vermitteln. In alten Überlieferungen hieß es, wer eine Glockenblume pflückt, könne den „Ruf der Elfen“ oder „unsichtbare Glocken“ hören – ein Hinweis auf ihre symbolische Nähe zu Stille, Achtsamkeit und innerer Wahrnehmung.
- Magie und Brauchtum: In manchen Regionen wurden Glockenblumen in Kräuterbuschen zu Johanni eingebunden oder in Übergangsritualen verwendet – etwa bei Kindtaufen oder Hochzeiten – als Zeichen für Zartheit, Liebe und Schutz. Die Blüten galten auch als Begleiter in Phasen der Rückkehr zu sich selbst, etwa nach Trauer oder Krankheit.
Wem es gelingt, die Blüte einer Glockenblume von innen nach außen umzustülpen, ohne sie zu beschädigen, wird mit der Person seines Herzens zusammengeführt. Trägt man eine Glockenblume bei sich, muss man in allen Dingen die Wahrheit sagen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Campanula steht symbolisch für Empfänglichkeit, Achtsamkeit und feine innere Führung. Ihre Blüte wirkt wie ein offener Klangkörper, der leise, aber klar ankündigt, was gehört werden will – im Außen wie im Innen. Spirituell wird sie dem Kehlchakra (Vishuddha) zugeordnet und unterstützt das Ausdrücken von Gefühlen und Wahrheit in sanfter Weise. Sie erinnert daran, dass Wirkung nicht Lautstärke braucht, sondern Klarheit im feinen Ton.