Natürliche Gesundheitslehre
Allgemeines
Anfang des 19. Jahrhunderts entstand in den USA eine Gesundheitsbewegung, die von den Ärzten Dr. Herbert M. Shelton und Dr. Gian-Cursio maßgeblich geprägt wurde. Diese Bewegung wandte sich kritisch gegen schulmedizinische Eingriffe und propagierte stattdessen eine Rückkehr zu einem natürlichen Lebensstil als Grundlage für Gesundheit, Vitalität und geistige Klarheit.
Im Zentrum steht nicht die Bekämpfung von Krankheit, sondern die Förderung und Erhaltung von Gesundheit. Krankheiten werden nicht als Feinde betrachtet, sondern als Reaktionen des Körpers auf unnatürliche Lebens- und Ernährungsweisen. Die Rückkehr zur Natur, so die Grundannahme, aktiviert die Selbstheilungskräfte.
Zitat: „There are no cures – Nature returns to normal when enervating habits are given up.“ – Dr. Herbert M. Shelton (Übersetzung: Es gibt keine Heilmittel – die Natur kehrt zum Normalzustand zurück, wenn störende Gewohnheiten aufgegeben werden.)
Die Rolle der Ernährung
Ein zentrales Element der Natürlichen Gesundheitslehre ist die Ernährung. Sie soll dem Menschen nicht nur Energie liefern, sondern ihn in einen natürlichen Zustand von Harmonie mit seinem Körper und seiner Umwelt versetzen.
Da es keine gesicherten Daten über die genaue Ernährung unserer Vorfahren gibt, orientiert sich die Bewegung an mehreren Grundrichtungen, die alle eines gemeinsam haben: einen hohen Anteil roher, unverarbeiteter Lebensmittel.
Ernährungsrichtungen innerhalb der Bewegung
- Paläolithische (Steinzeit-)Ernährung
Basierend auf ethnologischen Beobachtungen. In tropischen Regionen etwa 50 % tierische Kost, in arktischen Gebieten bis zu 100 %. Der Verzehr von Früchten ist selten. Die Nahrung wird weitgehend roh konsumiert, allerdings spielt der Instinkt bei der Auswahl keine Rolle.
- Instinktive Ernährung
Orientierung an natürlichen Signalen des Körpers, insbesondere Geruch, Geschmack und Sättigung. Sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel werden bevorzugt roh und möglichst unverändert verzehrt. Die Auswahl der Nahrung erfolgt durch den Instinkt – ein zentrales Element der instinktiven Rohkost.
- Ovo-lacto-vegetarische Ernährung
Rohkostanteil ca. 85 %. Tierische Produkte in Form von rohen oder leicht verarbeiteten Eiern und Milch. Diese Form wird häufig als Übergang empfohlen, vor allem bei ethisch motivierten Vegetariern.
- Sheltonsche Diät (historisch)
Früher propagierte Shelton eine rein pflanzliche Ernährung. Inzwischen wird in Teilen der Bewegung jedoch darauf hingewiesen, dass eine solche Ernährung langfristig zu Mangelerscheinungen führen kann.
Zitat: „Vegan diets are deficient, but it may take years before any deficiency symptoms are noticeable.“ – Dr. Gian-Cursio* (Übersetzung: Vegane Diäten sind mangelhaft, aber es kann Jahre dauern, bis sich Symptome zeigen.)
Die Betonung liegt heute stärker auf einer möglichst natürlichen, vollständigen Ernährung – was den Einbezug tierischer Rohkost mit einschließen kann, sofern sie instinktiv akzeptiert wird.
Weitere Lebensbereiche
Neben der Ernährung umfasst die Natürliche Gesundheitslehre auch weitere fundamentale Lebensaspekte:
- frische, unbelastete Luft
- reines, natürliches Wasser
- regelmäßiger Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe
- ausreichend Schlaf
- Sonnenlicht
- seelische Ausgeglichenheit (z. B. durch harmonische Beziehungen)
- eine sinnvolle, dem Wesen entsprechende Tätigkeit
Ziel ist ein ganzheitlicher Lebensstil, bei dem Körper, Geist und Seele in natürlicher Ordnung zusammenwirken.
Wirkung und Einfluss
In Deutschland wurden die Prinzipien der Natürlichen Gesundheitslehre durch Helmut Wandmaker populär, insbesondere mit seinem Konzept der Sonnenkost. Auch Franz Konz griff viele ihrer Elemente in seiner Urkost auf. Beide verstanden Rohkost nicht nur als Ernährungsform, sondern als Teil eines umfassenderen, natürlichen Lebensstils.
Fazit
Die Natürliche Gesundheitslehre bietet ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das weit über Ernährungsfragen hinausgeht. Im Zentrum stehen Selbstverantwortung, Einfachheit und Natürlichkeit. Die Abkehr von extremen Dogmen wie striktem Veganismus zugunsten individuell spürbarer Ernährungsweisen – etwa der instinktiven Rohkost – zeigt, dass diese Bewegung lernfähig und differenzierter geworden ist.
Ein Leben im Einklang mit den natürlichen Bedürfnissen des Körpers führt nicht nur zur Heilung, sondern vor allem zur Vermeidung von Krankheit – durch ein Leben in Ordnung mit der Natur.