Immuntoleranz und Toleranzabbruch

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Immuntoleranz und Tolernazabbruch: Viele gesundheitliche Probleme lassen sich auf eine chronisch überforderte oder fehlgeleitete Immunabwehr zurückführen. Dabei spielt ein oft übersehener Mechanismus eine zentrale Rolle: die Immuntoleranz – also das bewusste Schweigen des Immunsystems gegenüber eigentlich fremden Stoffen. Dieser Artikel erklärt, wie Immuntoleranzen entstehen, wie sie sich im Körper auswirken und was unter einem sogenannten Toleranzabbruch zu verstehen ist. Die Zusammenhänge sind besonders im Kontext einer konsequenten Rohkosternährung von Bedeutung.

Immuntoleranz

Immuntoleranz ist ein Zustand der Passivität des Immunsystems gegenüber einem Antigen, d.h. das Immunsystem reagiert nicht auf das Antigen, obwohl es dies eigentlich müßte. Der Grund für diesen Zustand sind große Mengen des Antigens, bei denen eine angemessene Antwort des Immunsystems so heftig ausfallen würde, daß sie das Leben in Gefahr bringen würde.

Das Phänomen der Immuntoleranz ist bei einer Ernährung mit Rohkost von großer Bedeutung. Betrachtet man sämtliche Substanzen, die durch das Kochen entstehen und die es normalerweise in freier Natur nicht gibt, als Antigene, dann ist klar, daß das Immunsystem eines durchschnittlichen sich gekocht ernährenden Menschen eine sehr hohe Anzahl von Immuntoleranzen aufweisen muß, anderenfalls wäre der Mensch nicht mehr lebensfähig. Diese Toleranzen können dazu führen, daß auch die Immunantwort auf völlig andere, nicht aus der Ernährung stammende Gifte (= umgangssprachlich für "Antigene"), eingeschränkt ist.

Umgekehrt kann ein durch eine Vielzahl von Toleranzen aus dem Gleichgewicht geratenes Immunsystem unter Umständen fälschlich Substanzen als Antigene behandeln, die gar keine sind. Dieses Verhalten führt zur Symptomatik der Allergien und Autoimmunerkrankungen. Zusammenfassend kann man sagen, daß ein Immunsystem, das eine hohe Anzahl von Toleranzen aufweist, nur noch sehr eingeschränkt funktionsfähig ist.

Immuntoleranzen können aufgehoben werden, wenn man die Zufuhr der Antigene vollständig unterbindet. Es ist jedoch nicht vorhersagbar, ob und welche Toleranzen das Immunsystem in so einem Fall aufhebt und wann es das tut. Eine Umstellung auf eine 100%ige Rohkost-Ernährung, siehe dazu der Artikel Warum 100% Rohkost, bedeutet, daß die Zufuhr aller aus der Ernährung stammenden Antigene vollständig eingestellt wird.

Dies hat erfahrungsgemäß die Aufhebung von Immuntoleranzen zur Folge, im folgenden Toleranzabbruch genannt. Ein Toleranzabbruch kann aber auch durch die Zufuhr einer sehr geringen Menge an Antigenen ausgelöst werden, wenn diese zuvor längere Zeit nicht zugeführt wurden. Das heißt, daß nach einer Zeit von einigen Monaten bis zu einigen Jahren konsequenter Rohkost die Zufuhr einer sehr geringen Menge denaturierter Nahrung, z.B. infolge eines Mißgriffs beim Einkauf, dazu führen kann, daß ein Toleranzabbruch eintritt. Genaueres dazu im nächsten Abschnitt.

Aufhebung der Immuntoleranz (Toleranzabbruch)

Wird ein Antigen über einen längeren Zeitraum nicht mehr zugeführt, besteht die Möglichkeit, dass das Immunsystem seine Toleranz gegenüber diesem Stoff aufhebt. Das ist insbesondere bei einer konsequenten Rohkosternährung zu beobachten, bei der künstlich veränderte Substanzen (wie z. B. Röststoffe, Acrylamid, oxidierte Fette etc.) aus der Nahrung ausgeschlossen werden. Dieser Vorgang wird als Toleranzabbruch bezeichnet.

Ein Toleranzabbruch kann aber auch eintreten, wenn ein zuvor gemiedener Stoff in sehr kleiner Menge erneut aufgenommen wird. Der Körper erkennt das Antigen wieder als fremd und reagiert entsprechend stark. Die Reaktion kann mild, aber auch sehr heftig ausfallen. In der Rohkostszene werden solche Reaktionen oft als Entgiftungskrisen bezeichnet. Sie können sich äußern durch:

  • Unwohlsein, Schwäche, Müdigkeit
  • Kopfschmerzen, Gliederschmerzen
  • vermehrte Ausscheidung über Haut, Darm, Nieren oder Lunge
  • plötzlich auftretende Infekte ohne erkennbare Ansteckungsquelle

→ Siehe auch: Liste typischer Symptome.

Das Immunsystem arbeitet in diesem Fall daran, gespeicherte Antigenreste auszuleiten. Dabei nutzt es gezielt Viren und Bakterien: Viren helfen, intrazelluläre Belastungen sichtbar zu machen; Bakterien können schwer abbaubare Giftstoffe umwandeln. Daher erscheinen viele dieser Entgiftungsprozesse wie Infektionen – obwohl sie innere Reinigungsvorgänge darstellen.

Nach einem Toleranzabbruch reagieren viele Menschen deutlich empfindlicher auf den betreffenden Stoff. Diese Sensibilität ist kein Nachteil, sondern ein Zeichen gesunder Abwehrkraft. Ein Organismus, der Schadstoffe nicht mehr toleriert, ist in der Lage, frühzeitig zu warnen und sich zu schützen.

Gesundheit im immunologischen Sinne bedeutet daher: keine Immuntoleranzen. Nur ein voll funktionsfähiges Immunsystem kann wirkungsvoll zwischen schädlich und harmlos unterscheiden, ohne überzureagieren oder chronische Belastungen zu dulden.

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Literatur

Bruno Comby: Stärken Sie Ihr Immunsystem.
Natura Viva Waldthausen 1995, 331 Seiten. ISBN 978-3-89881-007-4
Buchbesprechung und Kapitelübersicht

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