Eiche, Stiel-
Stiel-Eiche Quercus robur ist ein mächtiger Laubbaum Mitteleuropas mit tiefgelappten Blättern und eichelartigen Früchten. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Quercus robur
Synonyme: Deutsche Eiche, Eik, Flammeiche, Loheiche, Sommereiche, Stieleiche.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Buchenartige Fagales
- Familie: Buchengewächse Fagaceae
- Gattung: Eichen Quercus
- Art: Stiel-Eiche
Zur Gattung Quercus zählen weltweit ca. 300 Arten. In Europa sind u.a. folgende heimisch:
- Zerr-Eiche Quercus cerris
- Stein-Eiche Quercus ilex
- Sumpf-Eiche Quercus palustris
- Trauben-Eiche Quercus petraea
- Flaum-Eiche Quercus pubescens
- Stiel-Eiche Quercus robur
- Rot-Eiche Quercus rubra
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Kleinasien, bis über 1000 Meter.
- Standorte: Wälder, Garten- und Parkanlagen; braucht lehmigen Boden.
- Kennzeichen: Zwanzig bis fünfzig Meter hoher sommergrüner Baum; breitkronig, Stamm löst sich meist früh in starke Äste auf; Rinde anfangs graugrün, schwach glänzend; Borke dick, tief längsrissig, graubraun; junge Zweige und Blätter stets kahl; Blätter wechselständig, sieben bis fünfzehn Zentimeter lang und drei bis zehn Zentimeter breit, fiederlappig gebuchtet; männliche und weibliche Blütenstände auf ein und derselben Pflanze, männliche Kätzchen locker, zwei bis vier Zentimeter lang, weibliche Blüten ährig auf langem Stiel; Stiel der reifen Früchte drei bis acht Zentimeter lang, Frucht länglich eiförmig, achtzehn bis dreißig Millimeter lang, bis zur Hälfte im Fruchtbecher eingeschlossen; Pfahlwurzel.
Alter: bis 1000 Jahre.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: September bis November (reife Eicheln); junge Blätter im Frühling
Die Eichelfrüchte der Stieleiche sind grundsätzlich essbar, enthalten jedoch hohe Mengen an Gerbstoffen (Tanninen), die sie roh bitter und adstringierend machen. In der instinktiven Rohkost wird das rohe Kauen von frischen Eicheln meist schnell abgebrochen – sie schmecken pelzig und ziehen den Mund zusammen. Süße Eichelvarianten mit geringerem Gerbstoffgehalt (z. B. bei nordamerikanischen Arten) sind roh eher genießbar.
Zur Nutzung empfiehlt sich traditionell das Wässern oder Fermentieren, um die Bitterstoffe zu entfernen. Rohköstler berichten vereinzelt von der Nutzung fermentierter oder lange gewässerter Eichelstückchen als nahrhafte Fett-Stärke-Quelle. Auch die jungen Blätter, Knospen und gekeimte Früchte wurden gelegentlich als Notnahrung roh gekaut – sind geschmacklich jedoch herb und nicht empfehlenswert.
Rohverarbeitungstipps für Eicheln: Die in Europa heimischen Eicheln sind aufgrund ihres hohen Tanningehalts roh nur eingeschränkt genießbar. Um die Bitterstoffe zu reduzieren und die Frucht verdaulich zu machen, haben sich folgende rohköstlich geeignete Methoden bewährt:
- Kalte Wässerung: Geschälte Eicheln in Wasser einlegen und das Wasser täglich mehrmals wechseln. Je nach Sorte 5–14 Tage wässern.
- Fließwässerung: In einem durchlässigen Netz in einen sauberen Bach oder Quelllauf hängen. Tannine werden auf natürliche Weise ausgespült.
- Kalte Fermentation: Eichelstücke in leicht salziger Sole (1–2 %) anaerob fermentieren lassen. Dabei werden Bitterstoffe biologisch abgebaut.
- Trocknung + Lagerung: Gut getrocknete Eicheln über mehrere Monate lagern. Anschließendes Wässern oder Fermentieren verstärkt die Wirkung.
- Instinktive Auswahl: Einzelne Eicheln roh kosten – wenn sie pelzig oder abstoßend wirken, besser nicht essen. Manchmal sind besonders süße Sorten (z. B. aus wärmeren Regionen) roh direkt essbar, v. a. nach Keimansatz oder Lagerung.
Vor dem Verzehr sollten Schale und die braune Innenhaut vollständig entfernt werden. Die Keimung kann die Verdaulichkeit verbessern, sollte aber nur im Anfangsstadium genutzt werden.
Lagerung/Haltbarkeit: Frische Eicheln lassen sich mehrere Monate trocken lagern. Bei kühler, trockener Lagerung bleiben sie stabil. Blätter und Knospen sollten frisch verarbeitet oder getrocknet werden.
Nährstoffe
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 8,5 |
Kohlenhydrate | 41,2 |
Eiweiße | 5,7 |
Fette | 23,5 |
Rohfasern | 9,0 |
Mineralstoffe | 2,3 |
Vitamin C | 1–2 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Eicheln sind reich an Stärke und pflanzlichen Fetten, enthalten aber auch viele Bitterstoffe, die ihre direkte Rohverzehrbarkeit stark einschränken:
- Tannine (Gallotannine, Ellagtannine): Stark adstringierend, entzündungshemmend, antimikrobiell – in hoher Konzentration leberschädlich
- Stärke und komplexe Kohlenhydrate: Energielieferant, sättigend
- Unverseifbare Fette (v. a. Ölsäure): Energiereich, zellschützend
- Saponine (in geringen Mengen): Reizmildernd, leicht schleimlösend
- Vitamin B6, E (Spuren): Nervenfunktion, antioxidativer Zellschutz
Wissenswertes
Zusammen mit der Trauben-Eiche und der Rotbuche ist die Stieleiche die häufigste Baumart Mitteleuropas.
- Namensgebung: Der Gattungsname Quercus war die römische Bezeichnung für die Eiche. Der Name "Eiche" kommt aus dem Germanischen: mit Eik wurden alle Bäume bezeichnet. Die Bezeichnung "Stiel-Eiche" hängt mit den an langen Stielen hängenden weiblichen Blüten zusammen. Die Artbezeichnung robur verweist auf „Stärke“ – passend zur Symbolik des Baums.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, antibakteriell, blutstillend und entzündungshemmend beschrieben.
Eichenrinde ist ein traditionelles Arzneimittel bei entzündlichen Haut- und Schleimhauterkrankungen, etwa als Sitzbad bei Hämorrhoiden, Spülung bei Entzündungen im Mundraum oder bei Durchfall. Innerlich nur mit Vorsicht anwendbar (aufgrund der Tannine). Die Eiche zählt zu den bewährtesten Adstringenzien der Pflanzenheilkunde.
- Nutzpflanze: Die Früchte sind reich an Kohlenhydraten und Proteinen und wurden in ur- und frühgeschichtlicher Zeit sowie in Notzeiten als Nahrungsmittel genutzt.
Das Holz wird zu Parkettböden und Möbeln verarbeitet. Da es unter Wasser praktisch unbegrenzt haltbar ist, wurde es auch zur Herstellung von Schiffsgerippen, Brückenpfählen und Wasserrädern verwendet.
Die Rinde wurde früher in der Gerbstoffindustrie verarbeitet.
In der Permakultur gelten Eichen als Klimabäume, Schattengeber und wertvolle Bäume für Tierfutter (insbesondere Schweine).
- Mythos und Geschichte: Kelten, Goten, Germanen und Römer verehrten die Eiche als einen den Göttern geweihten Baum. Sie symbolisierte Weisheit, Wahrheit, Treue, Stärke und Ausdauer. Unter Eichen wurde Gericht gehalten und aus dem Rauschen der Blätter zog man Orakel.
Seit dem 18.Jahrhundert ist die Eiche der deutsche Nationalbaum. Eicheln und Eichenlaub zieren Münzen, Wappen und Rangabzeichen.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Sonne; Element: Feuer; Magische Kräfte: Schutz, Gesundheit, Geldmittel, Heilung, Fruchtbarkeit, Glück.
Eichen galten als Schutzbäume, Blitzableiter (symbolisch wie real), und als Ort der Wandlung. Eichenlaub wurde bei Schwüren und Segnungen verwendet. In ritueller Pflanzenmagie steht die Eiche für Standhaftigkeit, männliche Kraft, Ahnenverbindung und Erdung.
Trägt man eine Eichel bei sich, soll diese gegen Krankheit und Schmerzen schützen. Jeder Teil eines Eichenbaumes, den man bei sich trägt, soll Glück heranziehen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Eiche wird dem Wurzelchakra zugeordnet und steht für Stabilität, Beständigkeit und innere Stärke. Sie symbolisiert die Verbindung von Mensch und Erde, Tradition und Naturkraft. Als archetypischer „Ahnenbaum“ wirkt sie klärend, zentrierend und strukturgebend – besonders für Menschen, die Halt oder Rückanbindung an das Wesentliche suchen.