Das Verschieben von Lebenszielen oder das Prinzip Hoffnung
Das übliche Leben beginnt damit, dass man eine mehr oder weniger sorglose Kindheit im unbewußten Zustand verbringt. Dann fängt die Schule an und man hat erheblich weniger Zeit für sich selbst. Normale Schulen ärgern und quälen die Schüler, die bereits den halben Tag in der Schule verbracht haben, damit, dass sie ihnen Hausaufgaben geben, mit denen sie dann auch noch den Rest des Tages zubringen sollen. Ganztags-Schulen treiben dieses Übel auf die Spitze, indem die Hausaufgaben in der Schule gemacht werden.
Nebenbemerkung: Hausaufgaben, die in der Schule angefertigt werden, sind keine Haus-Aufgaben mehr.
In der Schulzeit hofft der junge Mensch, mehr Zeit für sich selbst und das, was er wirklich gerne tut, zu haben, wenn die Schule endlich vorbei ist. Um das ferne Ziel nicht völlig unerreichbar erscheinen zu lassen, werden die langen Phasen der Quälerei und Selbstentsagung von Zeit zu Zeit durch sogenannte Ferien unterbrochen.
Wenn die Schule vorbei ist, bedeutet man dem immer noch jungen Menschen, dass er nun, wenn er nicht ein völlig nutzloser Mensch und Schmarotzer an dieser Gesellschaft sein möchte (und wer möchte das schon sein?), eine sogenannte Ausbildung anfangen muß. Und wieder geht es los, mit langen Phasen der Quälerei und dem Tun dessen, was man gar nicht tun möchte, verbunden mit der Hoffnung, dass all dies ein Ende hat, wenn die Ausbildung vorbei ist.
So verschiebt der junge Mensch seine Lebensziele und das Entdecken dessen, wer er ist und was er will, auf später, immer in der Hoffnung, dann Zeit dafür zu haben. Am Ende der Ausbildung folgt noch einmal eine kurze Unterbrechung, in der man dem nicht mehr ganz so jungen Menschen erklärt, dass er sich nun, wenn er nicht ein völlig nutzloser Mensch und Schmarotzer sein möchte, eine sogenannte Arbeitsstelle suchen muß. Schließlich diente seine Ausbildung ja genau dazu. Wenn sein Beruf seine Berufung ist, dann ist all dies kein Problem für ihn, Schulzeit und Ausbildung werden ihm meist Spaß machen und er wird sich in seinem Beruf selbst verwirklichen. Das ist das gute Ende der Geschichte.
Allzu oft aber war ihm weder die Schule noch die Ausbildung noch ist ihm seine Arbeit seine Berufung und so wird die Arbeit zu einer jahrzehntelangen Phase von Quälerei und Selbstentsagung, von Zeit zu Zeit durch sogenannten Urlaub unterbrochen.Und so verschiebt er seine Lebensziele wieder und wieder, immer in der Hoffnung, sie eines Tages erreichen zu können, wenn er nicht mehr arbeiten muß oder wenn irgend ein glücklicher Zufall eintritt, beispielsweise ein unerwarteter Geldgewinn, eine Erbschaft, oder ähnliches. Die Gesellschaft unterstützt ihn dabei eifrig und sagt ihm immer wieder, dass es viel zu egoistisch ist, wenn man seine Lebensziele sofort verwirklichen möchte oder ihre Verwirklichung doch zumindest sofort beginnen möchte. Man lebt vom Prinzip Hoffnung.
Nebenbemerkung: In der Medizin und vielen anderen Wissenschaften lebt man auch vom Prinzip Hoffnung. Immer wieder sollen die Erfindungen und Entdeckungen von morgen die unbefriedigende Situation von heute lösen.
Schließlich endet die Lebensarbeitszeit des nunmehr alten Menschen und er wird Rentner. Jetzt endlich hat er Zeit, um seine Lebensziele zu verwirklichen und sich um sich selbst zu kümmern. Und dann entdeckt er, dass er nicht mehr gesund genug ist, um seine Ziele zu verwirklichen und sich viele Ziele aufgrund seines Alters als sinnlos erweisen oder sich erledigt haben. Der Körper versagt immer häufiger den Dienst, die Sorge um Krankheiten und der Kampf gegen sie nimmt einen Großteil der Lebenszeit in Anspruch und schließlich erkennt der Mensch, dass er seine Ziele nicht mehr erreichen wird und viel früher mit ihrer Verwirklichung hätte anfangen sollen. Er erkennt, dass er sein ganzes Leben lang von der Gesellschaft wie ein Esel mit einer Möhre, die an einer Leine vor seinem Kopf hängt, getäuscht wurde und dass ihm ständig falsche Hoffnungen gemacht wurden, die sich schließlich als unerfüllbar erwiesen. So steigt er unzufrieden mit seinem Leben und zornig auf die Gesellschaft mit einer großen Enttäuschung ins Grab. Das ist das schlechte Ende der Geschichte.
Wie schön, dass wir wissen, dass es immer wieder ein nächstes Leben gibt. Wenn auch ihr falschen Hoffnungen hinterher lauft und eure Lebensziele wieder und wieder verschiebt, dann sage ich euch dies:
1. Ihr lebt nicht morgen sondern jetzt und ihr erreicht eure Lebensziele entweder jetzt oder nie. Verschiebt eure Lebensziele daher nicht, sondern besteht darauf, ihre Verwirklichung sofort zu beginnen. Wenn dies wegen mangelndem Wissen nicht möglich ist, dann fangt wenigstens schon an; das Wissen erwerbt ihr mit der Zeit sowieso.
2. Gebt euch nie selbst auf, um konform mit einer Gesellschaft zu sein, die durch und durch krank ist und deren einziges Bemühen darin besteht, diese Krankheit aufrecht zu erhalten und an euch weiterzugeben. Seid immer ihr selbst und schaut, wohin euch das führt.
3. Glaubt nicht daran, dass es Hoffnung gibt, der schlechte Zustand der Welt ließe sich irgendwann einmal beheben, wenn bestimmte Erfindungen gemacht sind oder bestimmtes Wissen entdeckt ist. Der Zustand der Welt läßt sich hier und jetzt ändern. Es ist alles da, was dazu gebraucht wird. Man muß nur endlich aufhören, alles so zu machen, wie es schon immer gemacht wurde.
Die beste Hilfe, die es gibt, um im Hier und Jetzt zu leben, ist die Rohkost im Befragungszustand. Nur einem getreideverseuchten Gehirn im Behauptungszustand kann man vorgaukeln, dass es Fernziele und Hoffnungen gibt, für die es sich lohnt, ein Leben der Quälerei und Selbstentsagung zu leben, sich permanent von anderen ausbeuten und zum Narren halten zu lassen und sein Leben im Dienst an dieser Gesellschaft zu verbringen. Mit der Rohkost kommt man in eine Klarheit, die es einem erlaubt, diese Täuschungen und Illusionen zu durchschauen und zu sehen, was wirklich wichtig ist.