Buchbesprechung Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück

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Über die Autorin

Jean Liedloff (1926–2011) war eine amerikanische Autorin und Forscherin, die insbesondere durch ihre Arbeit mit indigenen Völkern im südamerikanischen Dschungel bekannt wurde. Während mehrerer Expeditionen in den 1970er Jahren verbrachte sie längere Zeit mit dem Volk der Yequana im venezolanischen Regenwald. Die Erfahrungen, die sie dort über Kindererziehung, Nähe, Autonomie und soziale Strukturen machte, bildeten die Grundlage für ihr bekanntestes Werk „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ (The Continuum Concept). Liedloff war keine ausgebildete Anthropologin, doch ihre intuitiven Beobachtungen beeinflussten maßgeblich westliche Sichtweisen auf kindliche Entwicklung und Elternschaft.

Klappentext

Dieses Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine ursprüngliche, instinktorientierte Lebensweise. Jean Liedloff schildert eindrucksvoll ihre Beobachtungen bei den Yequana-Indianern im südamerikanischen Dschungel – insbesondere deren Umgang mit Säuglingen und Kindern. Sie zeigt auf, wie moderne westliche Erziehungsmethoden Kinder von ihrem angeborenen Vertrauen in das Leben entfremden, während die Yequana ihnen durch ununterbrochene Nähe, Freiheit zur Entfaltung und natürliche Integration ins Gemeinschaftsleben eine unverfälschte seelische Gesundheit ermöglichen. Das Buch inspiriert dazu, die eigenen Konditionierungen zu hinterfragen und Wege zurück zu einem natürlichen Lebensgefühl zu finden.

Kapitelübersicht

  • Die Suche nach dem Glück
  • Der Zusammenbruch des „Continuum“ in der westlichen Kultur
  • Die Reise zu den Yequana
  • Die Geburt und die ersten Lebensmonate
  • Tragen, Nähe und frühe Selbständigkeit
  • Kinder und Erwachsene – ein natürliches Miteinander
  • Autorität, Vertrauen und Selbstbestimmung
  • Was wir verloren haben – und wie wir es wiederfinden können
  • Wege zur Rückkehr ins Continuum

Zusammenfassung und Bewertung

Jean Liedloffs zentrales Konzept ist das „Continuum“, ein natürlicher Entwicklungsfluss, in dem der Mensch von Geburt an in eine tragende Gemeinschaft eingebettet ist, die ihm Nähe, Sicherheit und Orientierung bietet. Sie argumentiert, dass viele psychische und soziale Probleme westlicher Gesellschaften aus der Missachtung dieser natürlichen Bedürfnisse entstehen. Liedloff beschreibt, wie Yequana-Kinder durch ständiges Getragensein, beobachtende Teilhabe und altersgemäße Freiheit ein starkes Selbstvertrauen und eine ausgeglichene Persönlichkeit entwickeln – ganz ohne Zwang oder übermäßige Kontrolle.

Das Buch übt Kritik an westlicher Erziehung und plädiert für eine Rückbesinnung auf instinktive, körpernahe und respektvolle Formen des Zusammenlebens – eine Botschaft, die besonders in naturverbundenen oder rohköstlichen Lebensgemeinschaften Anklang findet. Der Schreibstil ist lebendig, stellenweise subjektiv, aber stets getragen von einer tiefen Ehrfurcht vor dem menschlichen Wesen und seiner natürlichen Bestimmung.

Auf der Suche nach dem verlorenen Glück ist ein wegweisendes Werk für alle, die sich für ganzheitliche Entwicklung, artgerechte Erziehung und eine Rückbindung an natürliche Lebensprinzipien interessieren. Trotz der teils anekdotischen Herangehensweise bietet es wertvolle Denkanstöße – besonders für Menschen, die alternative Lebenswege wie die instinktive Rohkost verfolgen.


Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit. C.H. Beck 2006, 5. Auflage, 218 Seiten. ISBN 3-406-45724-X.