Stechapfel, gemeiner

Aus Rohkost-Wiki
Version vom 1. August 2025, 15:28 Uhr von Susanne (Diskussion | Beiträge) (Seite überarbeitet.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Gemeiner Stechapfel Datura stramonium ist eine einjährige, stark giftige Wildpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse mit auffälligen, weißen Trichterblüten und stacheligen Kapselfrüchten. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost – mit dem Hinweis: Sie ist nicht zum Verzehr geeignet.

Wissenschaftliche Namen: Datura stramonium
Synonyme: Asthmakraut, Donnerkugel, Dornapfel, Dornkraut, Hexenkraut, Igelskolben, Krötenmelde, Rauhapfel, Schlafkraut, Stachelnuss, Weißer Stechapfel, Teufelsapfel, Tollkraut, Zigeunerapfel.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Nachtschattenartige Solanales
  • Familie: Nachtschattengewächse Solanaceae
  • Gattung: Stechäpfel Datura
  • Art: Gemeiner Stechapfel
Gemeiner Stechapfel
Gemeiner Stechapfel, Blüte
Gemeiner Stechapfel, Frucht

Beschreibung

  • Vorkommen: Mexiko; weltweit verbreitet, in Europa unbeständig auftretend.
  • Standorte: Gartenanlagen, Komposthaufen, Wegränder; braucht stickstoffsalzreichen, sandig-steinigen, lockeren Lehmboden in Lagen mit sommerwarmem Klima.
  • Kennzeichen: Dreißig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe, einjährige krautige Pflanze; Stängel aufrecht, selten einfach, meist sparrig gabelästig; Blätter oft ungleich groß, Spreite fünf bis achtzehn Zentimeter lang und vier bis fünfzehn Zentimeter breit, eiförmig bis rundlich eiförmig, am Grund meist unsymetrisch keilförmig. am Rand grob, buchtig und unregelmäßig gezähnt; Blüten einzeln, gestielt und aufrecht in den Astgabeln und an der Spitze der Äste, Kelch drei bis fünf Zentimter lang, röhrig, fünfkantig, am Grund ringförmig, vorne mit fünf Zähnen, Krone sechs bis zehn Zentimeter lang, weiß, hellpurpurn oder bläulich überlaufen; Blütezeit: Juni bis Oktober; Frucht eiförmige, stachelige Kapsel, vier bis fünf Zentimeter lang, öffnet sich mit vier Klappen; Samen nierenförmig, braunschwarz.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Die Pflanze riecht meist unangenehm und lädt nicht zum Verzehr ein.

Hinweis: Alle Planzenteile enthalten Alkaloide (hauptsächlich Hyoscyamin und Scopolamin), die bei Missbrauch schwere Vergiftungserscheinungen bis hin zu Atemlähmungen hervorrufen können.

Besondere Inhaltsstoffe

Der Stechapfel enthält eine Vielzahl hochwirksamer Tropanalkaloide, die zu den gefährlichsten pflanzlichen Nervengiften zählen:

  • Atropin: Hemmt das parasympathische Nervensystem, verursacht Halluzinationen, Mundtrockenheit, Tachykardie, Pupillenerweiterung.
  • Scopolamin: Wirkt zentraldämpfend und halluzinogen, führt zu Bewusstseinstrübungen, Realitätsverlust, Amnesie.
  • Hyoscyamin: Spasmolytisch und psychotrop, fördert Wahnvorstellungen und Erregungszustände.
  • Weitere Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, Flavonoide, geringe Mengen ätherischer Öle.

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Datura stammt vermutlich aus dem Sanskrit „dhattūra“ oder Persischen „tatūra“ und bezeichnet eine berauschende, giftige Pflanze. Das Artepitheton „stramonium“ geht auf eine mittelalterliche Bezeichnung zurück und wurde vermutlich aus griech. „στρῆνος“ (Wut, Raserei) und „μονός“ (allein) gebildet – Hinweis auf den „wahnsinnigmachenden“ Charakter der Pflanze. Der deutsche Name „Stechapfel“ verweist auf die stachelige Fruchtkapsel, die an eine kleine, mit Dornen besetzte Frucht erinnert.
  • Heilkunde: In der Volksheilkunde wurden die getrockneten Blätter gegen Asthma verwendet. Es kam dabei zu schweren Vergiftungen und Todesfällen bei Kindern, so dass ihre Anwendung verboten wurde.
    In der Homöopathie wird das Kraut unter dem Namen "Hyoscyamus" u.a. bei fieberhaften Infektionen, Krampfzuständen, Psychosen und Entzündungen der Augen eingesetzt.
  • Nutzpflanze: Die Pflanze gelangte im 16. Jahrhundert als Zierpflanze nach Europa und wurde ab dem 18. Jahrhundert auch als Arzneipflanze angebaut. Die schwarze Farbe ihrer Samen diente früher als natürliche Tinte.
  • Mythos und Geschichte: Der Stechapfel wurde bereits von indigenen Völkern Amerikas kultisch genutzt, z. B. bei Initiationsriten und schamanischen Visionssuchen. In Mexiko und bei den Zuni, Navajo und Algonkin galt Datura als heilige Pflanze, die Zugang zu den Geisterwelten ermöglicht. In Europa wurde sie im Mittelalter mit Hexerei, Wahnsinn und dämonischer Besessenheit assoziiert. Als Bestandteil angeblicher „Hexensalben“ spielte sie eine Rolle in Verfolgungsprozessen und Legenden. Paracelsus und andere Alchemisten erwähnten sie als "Pflanze des Wahns" mit zweischneidiger Kraft.
  • Magie und Brauchtum: Geschlecht: feminin; Planet: Saturn; Element: Wasser; Magische Kräfte: Schutz vor Flüchen.
    Im Volksglauben galt der Stechapfel als typische „Hexenpflanze“. Er wurde nicht selten mit dem Teufel in Verbindung gebracht – eine Pflanze, die bei unsachgemäßer Anwendung den „Verstand raubt“. In okkulten Zirkeln des 19. Jahrhunderts wurde die Pflanze mit Mondmagie, Träumen, Astralreisen und „weiblicher Nachtkraft“ assoziiert. In Südindien wird die dortige Datura-Art Datura metel bis heute symbolisch Shiva geopfert – als Zeichen für Zerstörung des Ego und transzendierende Kraft.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Der Gemeine Stechapfel verkörpert die Extreme des Menschlichen: Rausch, Wahnsinn, Erkenntnis, Tod. In der Chakrenlehre wird ihm keine klare Zuordnung gegeben – sein Einfluss wirkt vielmehr auf das Kronen- und Stirnchakra im Sinne einer Auflösung von Ich-Grenzen. Aus Sicht der instinktiven Rohkost ist die Pflanze ein Paradebeispiel für die „instinktive Sperre“: Geruch, Geschmack, Wirkung – alles warnt vor dem Verzehr. In spiritueller Deutung steht sie für Grenzerfahrung, das Schattenhafte und das Erleben jenseits rationaler Kontrolle. Sie konfrontiert mit dem „Dämonischen“ in uns selbst – ein Spiegel der unbewussten Kräfte, die uns formen oder vernichten können.


→ Siehe auch: Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln, Nachtschattengewächse in der Rohkost, Die instinktive Sperre