Tollkirsche, schwarze
Schwarze Tollkirsche Atropa belladonna ist eine hochgiftige Wildpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Ihre dunklen Beeren und auffälligen Blüten verleihen ihr ein mystisches Erscheinungsbild. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Atropa belladonna
Synonyme: Belladonna, Chrottenblume, Dreiwelchskersche, Echte Tollkirsche, Judenkernlein, Judenkirsche, Rasewurz, Schwarber, Teufelsauge, Tollbeere, Tollkirschenkraut, Waldnachtschatten, Wolfsbeere, Wolfskirsche, Wutbeere.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Nachtschattenartige Solanales
- Familie: Nachtschattengewächse Solanaceae
- Unterfamilie: Solanoideae
- Gattung: Tollkirschen Atropa
- Art: Schwarze Tollkirsche
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Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika.
- Standorte: Waldränder, lichte Stellen in Laub- und Nadelwäldern; braucht mullreichen, stickstoffsalzhaltigen Lehm- oder Tonboden; meist in individuenarmen, lockeren Beständen.
- Kennzeichen: Sechzig bis einhundertfünfzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel aufrecht, ab dem unteren Drittel verzweigt, kurz abstehend behaart; Blätter wechselständig, eiförmig, zugespitzt, zehn bis fünfzehn Zentimeter lang und drei bis acht Zentimeter breit, drüsig behaarrt; Blüten einzeln auf kurzem, leicht nach unten gebogenem Stiel, Krone glockig, zweieinhalb bis dreieinhalb Zentimeter lang, außen in der vorderen Hälfte braunviolett, von der Mitte bis zum Grund grünlich-gelb mit violetten Adern; Blütezeit: Juni bis August; Frucht eine saftige, tiefschwarz glänzende, kugelige Beere, bis zu eineinhalb Zentimeter im Durchmesser; walzenförmiger Wurzelstock.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Alle Pflanzenteile der Tollkirsche – insbesondere die Beeren – sind hochgiftig und absolut ungeeignet für den Verzehr, auch in kleinsten Mengen. Wird die instinktive Sperre, die sich über einen bitteren, scharfen Geschmack, Kratzen im Hals oder Schluckbeschwerden bemerkbar machen kann, missachtet, können unter anderem folgende Vergiftungserscheinungen auftreten: psychomotorische Unruhe und allgemeine Erregung, Schreien bis hin zu Tobsuchtsanfällen, Erweiterung der Pupillen, Blutdrucksteigerung, hoher Puls, Beschleunigung der Atmung und Erhöhung der Körpertemperatur. Die letale Dosis liegt abhängig vom Körpergewicht bei Erwachsenen zwischen zehn und zwanzig Früchten.
Besondere Inhaltsstoffe
Die Tollkirsche enthält mehrere stark wirksame Tropanalkaloide:
- Atropin: Wirkt anticholinerg; führt zu Mundtrockenheit, Herzrasen, Halluzinationen
- Scopolamin: Wirkt zentral dämpfend; in höheren Dosen halluzinogen und sedierend
- Hyoscyamin: Spasmolytisch, psychoaktiv
- Flavonoide und Cumarine: In geringen Mengen vorhanden
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Atropa leitet sich von dem griechischen Wort atropos = unabwendbar, tödlich ab. Der Artname belladonna bedeutet "schöne Frau" und spielt auf die Verwendung der Pflanze zur Erweiterung der Pupillen an. Der deutsche Name "Tollkirsche" deutet auf die typischen Vergiftungserscheinungen nach dem Verzehr der Pflanze hin.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als krampflösend beschrieben.
In der Homöopathie wird die Pflanze unter dem Namen "Belladonna" unter anderem bei starkem Fieber verwendet.
- Nutzpflanze: Früher gelegentlich pharmazeutisch kultiviert für Atropingewinnung.
- Mythos und Geschichte: Nach alten Überlieferungen tranken die Priester Bellonas, einer römischen Kriegsgöttin, einen Aufguß aus Tollkirsche, bevor sie die Göttin um Beistand baten. Die Tollkirsche wurde im Mittelalter als Hexenpflanze verehrt und gefürchtet. Man glaubte, dass ihre Wirkstoffe Bestandteil sogenannter „Flugsalben“ waren.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: feminin; Planet: Saturn; Element: Wasser; Gottheiten: Hekate, Bellona, Circe.
Tollkirsche galt als Zauberpflanze mit Zugang zu jenseitigen Welten. Die halluzinogenen Wirkungen der Alkaloide wurden rituell genutzt, häufig im Zusammenhang mit Ekstase oder Wahrsagerei.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Pflanze steht für Schattenaspekte, Grenzerfahrungen und die Konfrontation mit dem Tod. Sie wirkt auf das Kronenchakra (Sahasrara), wobei ihre Energie nicht zur Aktivierung, sondern zur Warnung vor spiritueller Überreizung dient.
→ Siehe auch: Nachtschattengewächse in der Rohkost, Die instinktive Sperre, Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln