Artischocke
Artischocke Cynara scolymus ist eine distelartige Kulturpflanze mit essbaren Blütenknospen und verdauungsfördernden Bitterstoffen. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Cynara scolymus
Synonyme: Cardy, Erddorn, Erdschocke, Essdistel, Gemüseartischocke, Golddistel, Grüne Artischocke, Kardone, Speisedistel, Welschdistel.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Unterfamilie: Carduoideae
- Gattung: Artischocken Cynara
- Art: Artischocke
Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Die Artischocke stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Heute ist sie vor allem in südlichen Ländern wie Spanien, Italien, Frankreich, Ägypten, der Türkei und in Kalifornien ein bedeutendes Gemüse. Auch in anderen warmen Regionen der Welt wird sie kommerziell kultiviert.
- Kennzeichen: Dreißig Zentimeter bis zwei Meter hohe, mehrjährige Pflanze; distelähnlich, mit kräftigem Stängel; Blätter im Umriss länglich oval, graugrün, auf der Unterseite graufilzig, etwas lederig, fiederspaltig, Zipfel rundlich oder zugespitzt, Grundblätter lang gestielt, rosettenförmig angeordnet, aber aufrecht, bis achtzig mal vierzig Zentimeter groß, Stengelblätter sehr kurz gestielt oder sitzend; Blütenköpfe kugelig, bis über zwölf Zentimeter breit, außen mit zahlreichen fleischigen, an der Spitze ausgerandeten Hüllblättern, innen mit zahlreichen Röhrenblüten, im Aufblühen kräftig blauviolett.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Es gibt verschiedene Sorten, die sich in der Farbe der Hüllblätter unterscheiden: hellgrün, grün, grünviolett und violett. Essbar sind die fleischigen Blütenböden und das Mark des Stengels, außerdem die unteren Abschnitte der inneren, fleischigen Hüllblätter. Der Geschmack ist würzig, nussig, bei Bedarf angenehm bitter. Je kleiner die Knospen sind, desto kräftiger ist ihr Geschmack. Sehr junge Knospen können ganz gegessen werden.
Saison: Artischocken sind ganzjährig erhältlich, Erntehöhepunkt ist im Januar und Februar.
Lagerung/Haltbarkeit: Artischocken sind gekühlt und bei hoher Luftfeuchtigkeit ein bis zwei Wochen lang haltbar.
Eng verwandt mit der Artischocke ist die ebenfalls im Mittelmeergebiet beheimatete Kardone oder Cardypflanze Cynara cardunculus: Ihre Blütenköpfe werden aber nur fünf Zentimeter breit und tragen an der Spitze der Hüllblätter einen bis zu drei Zentimeter langen Dorn. Von dieser Pflanze werden vor allem die fleischigen Blattstiele verwendet, die durch das Überstülpen einer Blechröhre gebleicht werden.
Anzucht: Artischocken lassen sich aus Samen leicht selber ziehen. Sie werden im Januar in kleine Töpfe gesät und nach dem letzten Frost ins Freiland gesetzt. Der Boden sollte nährstoffreich sein. Da Artischocken sehr groß werden können, sollte man einen Pflanzabstand von rund einem Meter einhalten. Um für eine sichere Überwinterung der Pflanzen zu sorgen, werden sie im Herbst mitsamt den Wurzeln ausgegraben und in einem frostgeschützten Raum in Sand eingeschlagen. Im Frühjahr werden dann von jeder Pflanze ein paar Schösslinge abgenommen und ins Freie gepflanzt
Sorten:
schnellwüchsig: Imperial Star |
grünköpfig, rund: Camus de Bretagne, Castel, Catanesi, Romaneschi |
violett, schlank, ohne Heu, für den Rohverzehr gut geeignet: Petit Violet, Violetti di Toscana |
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 82,5 |
Kohlenhydrate | 2,6 |
Eiweiße | 2,4 |
Fette | 0,1 |
Rohfasern | 10,8 |
Mineralstoffe | 1,3 |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Artischocke enthält eine Vielzahl bioaktiver Substanzen, die vor allem auf die Leber, die Galle und das Verdauungssystem wirken.
- Cynarin: Fördert die Gallenproduktion und -abgabe, unterstützt die Leberfunktion und kann cholesterinsenkend wirken
- Luteolin: Ein Flavonoid mit entzündungshemmender, leberschützender und antioxidativer Wirkung
- Chlorogensäure: Hemmt die Glukoseaufnahme, fördert den Fettstoffwechsel und hat antioxidative Eigenschaften
- Inulin: Ein präbiotischer Ballaststoff, der das Wachstum nützlicher Darmbakterien unterstützt
- Vitamin C und K: Unterstützen das Immunsystem, wirken antioxidativ und fördern die Blutgerinnung
- Kalium, Magnesium, Eisen: Wichtig für Nervenfunktion, Muskeltätigkeit, Blutbildung und Energiestoffwechsel
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Cynara stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Aschgrau“, bezugnehmend auf die silbrig-graue Behaarung der Blätter. Der Artname scolymus ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „distelartig“. In der römischen Mythologie wurde Cynara als schöne Nymphe verehrt, die von Jupiter wegen ihrer Unnahbarkeit in eine stachelige Pflanze verwandelt worden sein soll.
- Heilkunde: Die Artischocke gilt als klassische Heilpflanze für Leber, Galle und Verdauungstrakt. Sie wird traditionell bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen und zur Förderung der Gallenproduktion eingesetzt. Auch bei erhöhten Blutfettwerten und Arteriosklerose wird sie unterstützend verwendet. Die Wirkung wird auf den Bitterstoff Cynarin zurückgeführt.
- Nutzpflanze: Bereits im antiken Ägypten, bei den Griechen und Römern war die Artischocke als Nahrungs- und Heilpflanze bekannt. Heute wird sie als Gemüse geschätzt, insbesondere die Blütenböden und fleischigen Kelchblätter. Sie ist eine wichtige Kulturpflanze in den Mittelmeerländern. Auch ihre Knospenextrakte finden Anwendung in der Naturheilkunde und Lebensmittelindustrie (z. B. in Bittergetränken und Leber-Tonika).
- Mythos und Geschichte: Die Artischocke war im alten Rom ein Symbol für Wohlstand, Erotik und Lebensfreude. In der Renaissance galt sie als Luxusgemüse der Oberschicht. Die heilende Wirkung war Hildegard von Bingen ebenso bekannt wie später Paracelsus. In der Sprache der Pflanzen symbolisiert sie Schutz, aber auch ein weiches Herz hinter harter Schale.
- Magie und Brauchtum: Die Artischocke galt in früheren Zeiten als Symbolpflanze für innere Reinigung und Abwehr gegen „böse Säfte“. Als Distelgewächs wurde ihr nachgesagt, negative Einflüsse abzuwehren und innere Widerstandskraft zu stärken.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Artischocke steht für Transformation und Selbstschutz. Ihr stacheliges Äußeres symbolisiert die Notwendigkeit von Grenzen, während der weiche Blütenboden die wahre Essenz des Selbst darstellt – verletzlich, nährend und kostbar. Sie wird dem Solarplexuschakra zugeordnet und fördert die innere Klarheit, die Entgiftung auf seelischer Ebene sowie den Zugang zur eigenen Wahrheit.
- Zitat: Amélie sagt in dem Film "Die fabelhafte Welt der Amélie" zu dem unfreundlichen Obst- und Gemüsehändler Collignon in der 77. Minute:
Sie sind jedenfalls, soviel ich mitbekommen habe, kein Gemüse, denn selbst eine Artischocke hat ein Herz.