Feldsalat, gewöhnlicher
Wissenschaftliche Namen: Valerianella locusta
Synonyme: Ackersalat, Ackerlattich, Mausohrsalat, Nüsslisalat, Rapunzel, Rawinzel, Rebkresse, Lämmersalat, Sonnenwirbel, Vogerlsalat.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Kardenartige Dipsacales
- Familie: Baldriangewächse Valerianaceae
- Gattung: Feldsalat Valerianella
- Art: Gewöhnlicher Feldsalat
Übersicht: Kultivierte und wilde Valerianella-Arten
Artname | Trivialname | Wuchsform | Verbreitung | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Valerianella locusta | Feldsalat, Rapunzel | Rosettig, niederliegend | Europa, kultiviert und verwildert | Mild-aromatisch, wintersalatgeeignet |
Valerianella eriocarpa | Haarfrüchtiger Feldsalat | Feiner, locker wachsend | Süd- und Mitteleuropa | Aromatischer, zart – regional gesammelt |
Valerianella dentata | Gezähnter Feldsalat | Klein, aufrechter, schmalblättrig | Wild auf Trockenrasen | Herber Geschmack, roh nutzbar |
Valerianella rimosa | Spaltfrüchtiger Feldsalat | Rosettig, zart | Selten, südlicher verbreitet | Sehr weich, eher Wildkraut für Mischungen |
Valerianella coronata | Gekrönter Feldsalat | Blätter stark gekerbt | Selten in kalkreichen Trockenlagen | Aromatisch-intensiv, kaum kultiviert |
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Beschreibung
- Vorkommen: Europa.
- Standorte: Äcker, Getreidefelder, Wege, Trockenrasen, Gebüschsäume; anspruchslos, wird auch kultiviert; mäßig häufig bis zerstreut.
- Kennzeichen: Zehn bis zwanzig Zentimeter hohes, einjähriges Kraut; Stängel gabelästig verzweigt, vierkantig; grundständige Blattrosette, Blätter gegenständig, Spreite länglich oval, die unteren spatelförmig, zwei bis sieben Zentimeter lang, obere länglich, spitz, glattrandig; Blüten aus Astgabelung entspringend, endständige, büschlige Trugdolden, unscheinbar, Kelch fehlend, fünf verwachsene Kronblätter; Blütezeit: April bis Juni; Frucht im Schnitt eliptisch, mit einer seichten Furche zwischen den leeren Fruchtfächern, das Samen tragende Fruchtfach ist höckerförmig verdickt, abgeflacht, kurz zugespitzt, glatt.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Junge Grundblätter vor der Blüte, ganze Pflanze das ganze Jahr.
Feldsalat ist ein beliebtes Wintergrün mit nussig-milden Geschmack. Besonders aromatisch sind jung geerntete Rosetten. Die Wurzeln werden meist entfernt, können jedoch bei Wildsammelware ebenfalls mitgegessen werden (leicht nussig-erdig).
Lagerung/Haltbarkeit: Sehr empfindlich – rasch verzehren. Im Kühlschrank in feuchtem Tuch ein bis zwei Tage haltbar. Am besten frisch ernten oder am gleichen Tag verarbeiten. Wildgesammelter Feldsalat ist oft robuster.
Kultur im eigenen Garten: Der Feldsalat wird im Herbst ausgesät und überwintert als Blattrosette. Er ist in jeder Hinsicht anspruchslos.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 93,4 |
Kohlenhydrate | 0,7 |
Eiweiße | 1,8 |
Fette | 0,4 |
Rohfasern | 1,5 |
Mineralstoffe | 0,8 |
Besondere Inhaltsstoffe
Feldsalat gehört zu den nährstoffreichsten Blattsalaten und enthält besonders viele bioaktive Mikronährstoffe:
- Eisenverbindungen (non-hämeisern): Unterstützt die Blutbildung, insbesondere in Kombination mit Vitamin C gut bioverfügbar
- Carotinoide (v. a. Beta-Carotin): Vorstufe von Vitamin A – wichtig für Haut, Schleimhäute und Sehkraft
- Valepotriate (in Spuren, v. a. in Wurzel): Beruhigend, schlaffördernd – typisch für die Baldriangewächse
- Omega-3-Fettsäuren (Alpha-Linolensäure): In kleinen Mengen enthalten – antientzündlich, nervenschützend
- Vitamin C: Immunstärkend, zellschützend, fördert Eisenaufnahme
Wissenswertes
- Namensgebung: Valerianella ist eine Verkleinerungsform von Valeriana (Baldrian), was auf die botanische Nähe hinweist. Die Artbezeichnung locusta bedeutet „Heuschrecke“, möglicherweise wegen der gedrungenen Rosettengestalt. Der Name „Feldsalat“ verweist auf das ursprüngliche Vorkommen auf Feldern und Brachland. „Rapunzel“ ist ein alter deutscher Trivialname, auch bekannt aus dem Märchen.
Unter dem Namen "Rapunzel" ist auch die blau blühende Glockenblume Campanula rapunculus bekannt. Die gemeinsame Bezeichnung ist vermutlich aufgrund der ähnlich aussehenden Blattrosetten dieser Pflanzenarten entstanden. Eine botanische Verwandtschaft zwischen der Glockenblume und dem Feldsalat besteht jedoch nicht.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, antiinfektiös, blutreinigend und erweichend beschrieben.
Nach Lonicerus (1528 bis 1586) kühlt der Feldsalat, macht einen guten Magen und bringt den Appetitt zurück. Die Klosterheilkunde zählt den Feldsalat ebenfalls zu den kühlenden und appetitanregenden Speisen. Er gilt als nervenberuhigend und schlaffördernd, was auf entfernte Baldrianverwandtschaft zurückgeführt wird. In der Volksmedizin wurde er als Stärkungsmittel bei Erschöpfung, Frühjahrsmüdigkeit und Blutarmut genutzt. Durch seinen Vitamin-C- und Eisengehalt wurde er auch gegen Skorbut verwendet.
- Nutzpflanze: Feldsalat ist eine der wenigen klassischen Wintersalate. Er wird traditionell auf Gemüsefeldern nach der Haupternte angebaut. Auch in Permakultur und Balkonkultur ist er beliebt, da er kaum Schädlingsbefall zeigt und wenig Nährstoffe benötigt. Wildformen (z. B. Valerianella dentata) sind robust und an mageren Standorten zu finden.
- Mythos und Geschichte: In alten Bauerngärten wurde Rapunzel als Zeichen von Bodenfruchtbarkeit und Bescheidenheit geschätzt. Das Märchen der Gebrüder Grimm deutet auf seine Symbolik als begehrtes, lebenspendendes Grün hin. In der Nachkriegszeit war Feldsalat ein wichtiger Vitaminlieferant im Winter.
- Magie und Brauchtum: Der Feldsalat hatte die Aufgabe, die Menschen während der kalten Jahreszeit vor dem Winterdämon, dem bösen "Scharbock", bekannt auch als Skorbut zu schützen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Feldsalat steht für Sanftheit, Rückzug und stilles Wachstum. Seine Kraft liegt im unauffälligen, nährenden Dasein. Spirituell wird er dem Herzchakra zugeordnet und wirkt ausgleichend auf das vegetative Nervensystem – als Botschaft von innerer Sammlung, Bescheidenheit und Selbstfürsorge.