Gauchheil, roter
Wissenschaftliche Namen: Anagallis arvensis
Synonyme: Acker-Gauchheil, Blauer Gauchheil, Blaue Miere, Blutstropfen, Faules Lieschen, Feldgauchheil, Gauchblume, Geckenheil, Hühnertritt, Kollmannskraut, Kolmarkraut, Mäusedarm, Nebelpflanze, Neuneblümle, Roter Gauchheil, Roter Meier, Rote Miere, Sperlingskraut, Vernunftkraut, Weinbergstern, Wetterkraut.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Heidekrautartige Ericales
- Familie: Myrsinengewächse Myrsinaceae
- Gattung: Gauchheil Anagallis
- Art: Roter Gauchheil
Beschreibung
Blütezeit: Juli bis Oktober.
Vorkommen: Europa, Asien, Amerika; Unkrautbestände auf Hackfruchtäckern, seltener Getreideäckern, Gärten, Schuttplätze, Wegränder, Weinberge; liebt nährstoffreichen Lehmboden; häufig.
Kennzeichen: Acht bis dreißig Zentimeter hohe, einjährige Pflanze; Stängel vierkantig, niederliegend oder aufsteigend, dünn, verästelt; Blätter kreuzgegenständig, ungestielt, eiförmig, auf der Unterseite schwarz punktiert; Blüten langestielt, Blütenkrone radförmig, wenig länger als der Kelch, fünf ziegelrote, selten blaue Kronblätter bis sechs Millimeter breit, am Rand drüsig; Kapsel kugelig, hängend.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Der Geschmack der Pflanze ist meist bitter und scharf: Sie wird als leicht giftig beschrieben. Vergiftungen wurden vor allem bei Haustieren beobachtet. Beim Menschen kommt es zu folgenden Symptomen: starke Diurese, Zittern, breiiger, wässriger Stuhl. Der Hautkontakt mit den Blättern kann allergische Reaktionen hervorrufen.
Wissenswertes
Namensgebung: Der Gattungsname Anagallis entstammt dem Griechischen: aná = wieder, agállein = schmücken. Der botanische Gattungsname nimmt darauf Bezug, dass die Pflanze oftmals im Herbst erneut blüht. Der Artname arvensis bedeutet, dass die Pflanze vielfach auf Äckern zu finden ist.
Der Name "Gauchheil" (Gauch = Kuckuck, Tor) hatte im Mittelhochdeutschen die Bedeutung "heilt Geisteskranke".
Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als fiebersenkend, harntreibend und schleimlösend beschrieben.
Der Gauchheil wurde schon von Plinius und Dioskorides genutzt. Im Mittelalter und in früher Neuzeit galt die Pflanze als Heilmittel gegen Schwachsinn sowie Depressionen und andere psychischen Krankheiten. In der Volksheilkunde wurde früher die harntreibende Wirkung genutzt. Äußerlich wurde die Pflanze bei Geschwüren und Wunden verwendet und zum Austreiben eingedrungener Dornen und Splitter. Der Frischsaft soll außerdem antiviral wirken und Zahnschmerzen lindern, Warzen entfernen, und mit Honig gemischt als Auflage auf die Augen, soll er trübe Augen klar werden lassen.
In der Homöopathie bei Leber- und Gallenleiden, Verstimmungs- und Erschöpfungszuständen sowie Hautausschlägen angewandt.
Nutzpflanze: Die Pflanze wird auch als "Armer Leute Wetterglas" bezeichnet: Wenn die Blüte sich morgens ausbreitet, bleibt es vierundzwanzig Stunden trocken, verdeckt sie sich halb unter die Blätter, gibt es im Tagesverlauf einen Schauer, bleibt sie geschlossen, dann regnet es bald. Daher auch die deutschen Namen Nebelpflanze oder Wetterkraut.
Äußerlich wurde der Gaucheil zur Verbesserung des Teints, vor allem gegen Sommersprossen verwendet
Mythos/Geschichte: Die Pflanze wird im Volksmund auch "Faules Lieschen" genannt: Die Blüten öffnen sich gegen neun Uhr und schließen sich schon um vierzehn Uhr wieder.
Magie/Brauchtum: Die rote Farbe der Blüte zeigt nach der Signaturenlehre eine große blutstillende Kraft. Den "Roten Hühnerdarm" legte man den Jungen in die Wiege, um sie vor Krampfanfällen zu schützen. Die beim Hauseingang aufgehängte Pflanze soll vor Wahn und Gespenstern schützen. In Bosnien und Herzegowina legten Frauen am Vorabend des St. Veitstages (15. Juni) Gauchheil unter das Kopfkissen, um im Traum Erwünschtes zu sehen.