Bericht: Meine ersten Versuche mit rohem Fleisch und Fisch

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Autor: Peter am 13. Oktober 2016


Wie in meinem Blogbeitrag vom 3. Oktober 100% Rohkost die hochwertigste Ernährungsform? bereits angekündigt, habe ich mittlerweile meine ersten Versuche mit rohem Fleisch und Fisch unternommen. Einmal mehr wurde mir bewusst wie sehr der Mensch (teilweise auch ich selbst) ein Gewohnheitstier ist und Dinge, die immer so waren, gar nicht mehr hinterfragt. So ist beispielsweise für die meisten Fleischesser klar, dass man Fleisch erhitzt. Rohes Fleisch, das ist allenfalls etwas für Höhlenbewohner.

Nun gut. Als erstes habe ich mir vor einigen Tagen ein Entrecôte vom Rind gekauft, bio und die beste Qualität, die erhältlich ist. Gespannt wie sich das anfühlt habe ich ein kleines Stückchen abgeschnitten, mir in den Mund geschoben, gekaut, und ... war überrascht, wie gut das schmeckt, sogar ohne jegliche Gewürze. Das Messer muss ein bisschen schärfer sein als beim erhitzten Stück, man muss ein wenig länger kauen, aber sonst? Da keine Probleme auftraten habe ich mir eine halbe Stunde später einen Salat gemacht und zirka 80 Gramm von dem Entrecôte zusammen mit dem Salat gegessen. Mehr als 80 Gramm habe ich nicht gewagt, ich wollte erstmal sehen, was mein Verdauungsapparat damit macht. Es gab jedoch keinerlei Probleme und so habe ich den Rest am Abend gegessen. Was mich am meisten überraschte: Das Fleisch schmeckte mir roh und ohne jegliche Gewürze mindestens ebenso gut wie ein gebratenes und gewürztes Entrecôte, wenn nicht sogar besser. Einzig das Stückchen Fett (den weissen Rand) konnte ich nicht essen, da es auch nach zwei Minuten kauen immer noch zäh und fest war.

Am nächsten Tag habe ich mich im Coop (neben Migros der grösste Supermarkt und Detailhändler der Schweiz) etwas genauer umgesehen, was es an Fleisch und Fisch gibt, die roh gegessen werden können. Beim Fleisch ist es Tartar und Carpaccio, beides vom Rind. Beim Fisch hat mir die Verkäuferin, die sehr kompetent war, mitgeteilt, dass ihrer Meinung nach Thunfisch, Lachs und Jakobsmuscheln aus nachhaltigem Wildfang (MSC Label) am besten geeignet sind für Sushi (zum roh essen). Coop empfiehlt seit etwa drei Jahren den rohen Fisch vor dem Genuss für mindestens 24 Stunden einzufrieren, um sicher zu gehen, dass allfällige Parasiten und "Ungeziefer" wie kleine Würmer, Maden etc. definitiv abgestorben sind. Bei Migros lautet die Empfehlung sogar 48 Stunden einfrieren vor dem Genuss von rohem Fisch.

Die bereits erwähnte kompetente Verkäuferin von Coop meinte jedoch: Sie mache den Fischverkauf jetzt seit 18 Jahren und habe bei Thunfisch, Lachs und Jakobsmuscheln noch nie irgendwelche Würmchen oder Ähnliches gefunden und dass es bei diesen Fischarten noch nie Probleme gab. Ihrer persönlichen Meinung nach sei das Einfrieren vor dem Genuss hier unnötig (bei anderen Fischarten habe sie gelegentlich aber auch schön kleine Würmer entdeckt). Also habe ich mir im Coop rohen Thunfisch und Jakobsmuscheln gekauft. Lachs aus Wildfang hat Coop nur im Sommer im Angebot, aktuell gibt es nur solchen aus Zucht (was ich aber nicht wollte, auch nicht aus Bio-Zucht). In der Migros habe ich dann aber auch noch Lachs aus nachhaltigem Wildfang erhalten. Als ich dem Fleischverkäufer sagte ich wolle den Lachs roh essen, kam auch hier sofort die Warnung, mindestens 48 Stunden einfrieren, das sei vorgeschrieben. Nun ja, halt eine Sicherheitsmassnahme mit der sich die Lebensmittelhändler vor allfälligen Beschwerden und Klagen absichern wollen.

Zu Hause habe ich die gekauften Produkte dann roh gegessen. Funktionierte tiptop, schmeckte gut, keinerlei Probleme traten auf. Von den drei genannten Fischarten/Muscheln schmeckte mir der Lachs mit am besten. Ich spürte sogar eine Art zusätzliche Energie im Körper, anders und besser als beim erhitzten Fisch. Auf jeden Fall zeigte mir mein Körper an, dass ich etwas Richtiges gemacht hatte und dass roher Fisch für ihn voll in Ordnung ist.

Mein erstes Fazit lautet: Wenn Fleisch und Fisch, dann am besten roh, zumindest teilweise, so wie das unsere Vorfahren, die Jäger und Sammler, gemacht haben. Das entspricht auch voll und ganz der Kollath-Tabelle (je weniger verarbeitet und erhitzt ein Lebensmittel, desto besser für die Gesundheit). Ich weiss natürlich, dass seit einigen Jahren vegan im Trend ist und für immer mehr Menschen die Fleischesser die Bösen sind. Für mich wird aber immer klarer, dass der Mensch kein reiner Pflanzenesser (Vegetarier) war und ist, sondern ein Allesfresser (Omnivore) und dass Fleisch und Fisch für die Menschen früherer Zeitalter, vor dem Aufkommen der Landwirtschaft, häufig selbstverständlich waren, nicht selten sogar das Hauptnahrungsmittel.

Allerdings gibt es zum rohen Fleisch ein grosses Aber. Die heutige Fleischzucht und Massentierhaltung ist meist derart mit Antibiotika, Medikamenten und ähnlichen Substanzen belastet, und die Tiere sind oft derart hochgezüchtet, dass eigentlich vor jeglichem Genuss von Fleisch, egal ob roh oder erhitzt, abgeraten werden muss. Als ich die weiter oben bereits erwähnte Fleisch- und Fischverkäuferin von Coop fragte, was sie dazu meine, Geflügel roh zu essen, riet sie mir sofort ab mit dem Hinweis auf Salmonellen. Wenn ich die Hygienehinweise auf der Verpackung bei Geflügel lese, auch auf Bio-Fleisch, dann bekomme ich den Eindruck es handle sich hier um ein hochgefährliches Gift. Beim Pouletfleisch bei Migros steht da wortwörtlich:

Küchenhygiene-Hinweis: Packung sorgfältig entfernen und wegwerfen. Tropfsaft weggiessen. Rohes Fleisch nicht in Kontakt mit anderen Lebensmitteln bringen. Geschirr und Hände gründlich reinigen. Fleisch immer gut durchgekocht/gebraten servieren. 

Das ist doch Wahnsinn bei einem natürlichen Lebensmittel. Oh Mann, wie weit haben wir uns doch bereits von der Natur und natürlichen Vorgängen entfernt. Ebenfalls wurde mir noch bewusster, wie sehr der heutige Mensch nur noch ausgewählte Teile des Tieres (vor allem Muskelfleisch) isst. Die Innereien der Tiere (Lunge, Herz, Leber, Niere, Hirn, Magen usw.) werden immer mehr gemieden und heutzutage zum grossen Teil einfach entsorgt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mein Vater Niere, Leber, Knochenmark und sogar Hirn ass und in meiner Kindheit Kutteln, Blut- und Leberwurst und ähnliches auf den Tisch kamen. Doch wer isst solche Dinge heute noch? Immer weniger .... die Kutteln haben mir allerdings nie geschmeckt.

Was heisst das alles für uns? Wenn Fleisch und insbesondere rohes Fleisch gegessen werden will, dann wenn immer möglich von Tieren, die weit möglichst ohne Medikamente, Antibiotika, Hormone usw., artgerecht mit genügend Auslauf und Sonnenlicht, mit natürlichem Futter von der Weide (nicht Kraftfutter, Getreide usw.) aufgezogen wurden. Nach Möglichkeit einen Landwirt oder Metzger des Vertrauens finden und dort kaufen, oder Wildtiere essen. Und damit eines auch klar ist: Der Wahnsinn der industrialisierten  Landwirtschaft (der Chemieeinsatz, die Zucht auf maximalen Ertrag usw., bis hin zur Gentechnik) beschränkt sich nicht auf die tierische Massenproduktion, sondern macht auch vor pflanzlichen Lebensmitteln nicht halt. Man schaue sich nur die Saatgutmultis an (Monsanto, DuPont, Syngenta, Bayer usw.), die zu den grössten und umsatzstärksten Firmen der Welt gehören, ähnlich auch die so genannten Biotech-Firmen (exakter Gentechnik-Firmen).

PS. Gerade gestern habe ich bei einer zufällig aufgeschnappten Diskussion im Fernsehen einen kleinen Einblick in die Zukunft des Fleischkonsums und die nächste Stufe der industrialisierten Landwirtschaft erhalten, der mich echt zusammenzucken liess. Die Lösung für die Massentierhaltung, Tierquälerei, Überfischung der Weltmeere und die gewaltige Umweltbelastung durch die Fleischproduktion heisst In-vitro-Fleisch, auf deutsch: Fleisch aus dem Reagenzglas (= Kunstfleisch aus dem Labor). Man nehme die Stammzellen eines lebenden Tieres und multipliziere (klone) sie im Reagenzglas. Dadurch kann reales Muskelgewebe nachgebildet werden. Dieses Fleisch soll, so die Werbung der Zukunft (die bereits begonnen hat, die Webseite in-vitro-fleisch.com steht auch schon), gesünder sein, weil nicht mit Antibiotika, Medikamenten und dergleichen belastet, umweltfreundlicher (der Ressourcenverbrauch soll deutlich geringer sein) und tierfreundlicher (keine Tiere müssen getötet werden). Ich höre die Vegetarier, Veganer, Tierschutzorganisationen und Klimaschützer schon jetzt jubeln. Die Form des Kunstfleisches, das dann auf den Tisch kommt, ist auch kein Problem. Im 3D-Drucker kann sich jeder sein eigenes Schnitzel ausdrucken. Firmen aus dem Silicon-Valley (Google, Apple, Facebook und Co.) und IT-Milliardäre investieren bereits heute Milliarden in diesen gewaltigen Zukunftsmarkt und die neue Stufe der Landwirtschaft und Evolution des Menschen. Na dann Prosit, schöne neue Welt!

Quelle: Peter Trinkler: Meine ersten Versuche mit rohem Fleisch und Fisch