Breitwegerich

Aus Rohkost-Wiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Wissenschaftliche Namen: Plantago major
Synonyme: Großwegerich, Gemeiner Wegerich, Fußblatt, Heilwegerich, Wegtritt, Wundwegerich, Bauernpflaster, Soldatenkraut.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
  • Familie: Wegerichgewächse Plantaginaceae
  • Gattung: Wegerich Plantago
  • Art: Breitwegerich
Breitwegerich
Breitwegerich, Blattrosette
Breitwegerich, Blüte

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika, weltweit verschleppt; bis über 2000 Meter.
  • Standorte: Liebt etwas sandigen oder lehmigen Boden; stickstoffliebend; trittunempfindlich; sehr häufig.
  • Kennzeichen: Fünf bis sechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel rund, etwa so lang wie die Blütenähre, blattlos; Blätter breit-eiförmig, lang gestielt, kahl bis leicht behaart, ganzrandig; Ähre lang, oft rötlich; Blüte unscheinbar, Staubblätter gelblichweiß, Pollensäcke hellviolett.
  • Verwechslung: Mit anderen Wegerich-Arten, vor allem dem Mittleren Wegerich.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Die jungen Blätter vor der Blüte, bei älteren zieht man am besten die hervortretenden Adern ab; die Samen ab Juni nach der Reife.

Der Geruch der Pflanze ist schwach grasähnlich, die Blätter haben einen grasigen, leicht schleimig-bitteren, zusammenziehenden Geschmack. Bei Bedarf kann man die dicken Blattadern des Breitwegerichs herausziehen. Samenstände haben ein leicht nussiges Aroma.

Kultur im eigenen Garten: Vermehrung durch Aussaat im Frühjahr. Die Pflanze samt leicht selbst aus.

Nährstoffe

Blatt:

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100g essbarem Anteil
Wasser 93,9
Kohlenhydrate 1,77
Eiweiße 3,41
Fette 0,42
Rohfasern 0,3
Mineralstoffe 1,72

Besondere Inhaltsstoffe

Der Breitwegerich ist eine robuste Wildpflanze mit stark regenerativen und reizlindernden Eigenschaften:

  • Aucubin (Iridoidglykosid): Entzündungshemmend, antibakteriell, fördert die Wundheilung
  • Schleimstoffe (v. a. in den Blättern): Reizlindernd, beruhigend auf Schleimhäute, hustenstillend
  • Gerbstoffe (Tannine): Zusammenziehend, entzündungshemmend, hilfreich bei Durchfall und Hautproblemen
  • Kieselsäure (Siliciumverbindung): Unterstützt Bindegewebe, Haut und Schleimhautregeneration

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der lateinische Name Plantago ist zusammengesetzt aus planta = Pflanze und agere = bewegen, der Artname major bedeutet groß. Die Pflanze ist wirklich "in Bewegung" sie kommt und geht mit dem Menschen. Ihren Samen bleiben an den Schuhsohlen hängen und werden so weltweit verschleppt. Die Form der Breitwegerichblätter ähnelt entfernt an Fußstapfen. Bei den Indianern wird Wegerich deshalb "Fußstapfen der Bleichgesichter" oder "Engländer-Fuß" genannt. Sie glauben, dass die Pflanze nur da wächst, wo ein englischer Fuß die Erde berührt.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, blutreinigend, den Auswurf fördernd, erweichend, harntreibend und wundheilend beschrieben.
    Seit der Antike wird der Breitwegerich als Wundkraut und Mittel gegen Blutungen eingesetzt. Alte Kräuterbücher empfehlen ihn bei Zahnschmerzen. Der Wegerich wurde als Wächter über die Wege betrachtet, er war ein Heilmittel für alles, was einem unterwegs zustoßen konnte: Unfälle, Verwundungen, Bisse, Stiche, Blutungen, Beinverletzungen, Schwerwerden der Beine.
    Innerlich hilft der Pflanzensaft oder Tee bei Husten, Heiserkeit, Magenreizungen und Blasenentzündung. Die schleimlösende und reizlindernde Wirkung wird besonders in der Kinderheilkunde geschätzt.
  • Nutzpflanze: Der Breitwegerich ist als Wildgemüse nutzbar. Die Samen sind reich an Schleimstoffen und erinnern in ihrer Wirkung an Flohsamen Plantago psyllium. In Permakultur ist er ein wertvoller Zeiger für Bodenverdichtung und wird als Pionierpflanze zur Bodenheilung respektiert.
  • Mythos und Geschichte: Schon Hildegard von Bingen, Dioskurides und Paracelsus schätzten den Breitwegerich als universale Heilpflanze. Er galt als „Arme-Leute-Arzt“ – allgegenwärtig, heilkräftig und unauffällig. In manchen Gegenden wurde er als „Fußtrittheil“ bezeichnet, da er selbst unter Tritten nicht zertrat und zugleich Wunden heilte.
  • Magie und Brauchtum: Im Volksglauben wurde der Breitwegerich in Schutzbündel geflochten und über Türen gehängt. Seine Heilkraft wurde als Abwehr gegen „böse Luft“ und „giftige Wesen“ beschworen. Bei Übergangsriten wie Geburt, Genesung oder Reise wurde er als schützende Schwelle zwischen Welten genutzt.
    Den Breitwegerich legten sich früher die Pilger in die Schuhe, um ein Wundlaufen der Füße zu verhindern.
    Der Breitwegerich galt als Heilmittel der Frauen, der Spitzwegerich als Heilmittel der Männer.
    Wie wertvoll der Wegerich in der alten Heilkräuterkunde angesehen war, zeigt folgende Strophe aus einem alten Neunkräutersegen:

Und du, Wegerich, Mutter aller Pflanzen

Offen nach Osten, mächtig im Inneren;
Über dich knarrten Wagen,
über dich ritten Frauen,
über dich schritten Bräute,
über dich schnaubten Farren;
allen widerstandest du und setztest dich entgegen:
so widersteh auch du dem Gift und dem Übel,

das über das Land dahinfährt.

  • Symbolik und spirituelle Deutung: Der Breitwegerich symbolisiert Widerstandskraft, Anpassungsfähigkeit und stille Heilung. Er wirkt energetisch auf das Wurzelchakra, fördert Erdung und Regeneration. Als „Pflanze des Weges“ unterstützt er innere Wandlungsprozesse und hilft, nach seelischen Verletzungen wieder aufrecht zu stehen.