Hirse

Aus Rohkost-Wiki
Version vom 29. Mai 2025, 14:15 Uhr von Susanne (Diskussion | Beiträge) (Seite überarbeitet.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Hirse ist eine Sammelbezeichnung für kleinfrüchtige, meist einjährige Süßgräser, deren Körner als nahrhafte und glutenfreie Getreide genutzt werden. Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die wichtigsten Hirsearten und beleuchtet ihre Bedeutung aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Einkeimblättrige Liliopsida
  • Unterklasse: Commelinähnliche oder Commeliniden Commelinidae
  • Ordnung: Süßgrasartige Poales
  • Familie: Süßgräser Poaceae
  • Gattungen: Zu den Hirsen gehören einige Arten kleinfrüchtiger Spelzgetreide, die in zehn bis zwölf Gattungen zusammengefasst werden:
  • Sorghum
    • Mohrenhirse Sorghum bicolor
  • Panicum
    • Echte Hirse oder Rispenhirse Panicum miliaceum
    • Sowihirse Panicum hirticaule
    • Kutkihirse Panicum sumatrense
    • Gabelblütige Hirse Panicum dichotomiflorum
    • Rutenhirse Panicum virgatum
  • Setaria
    • Kolbenhirse Setaria italica
  • Pennisetum
    • Perlhirse Pennisetum glaucu
  • Paspalum
    • Kodohirse Paspalum scrobiculatum
  • Echinochloa
    • Japanhirse Echinochloa esculenta
  • Eleusine
    • Fingerhirse Eleusine coracana
  • Digitaria
    • Foniohirse Digitaria exilis
  • Cox
    • Hiobsträne Cox lacryma-jobi
  • Urochloa
    • Guinea-Hirse Urochloa deflexa
    • Braune Hirse Urochloa ramosa
  • Eragrostis
    • Teff oder Zwerghirse Eragrostis tef
Braune Hirse, Keimlinge

Wichtige Hirsearten im Überblick

Artname Wissenschaftlicher Name Besonderheiten
Rispenhirse Panicum miliaceum Eine der ältesten Getreidearten Europas; schnell wachsend, wärmeliebend
Kolbenhirse Setaria italica Auch "Italienische Hirse", verbreitet in Ostasien und Südosteuropa
Perlhirse Pennisetum glaucum Robust gegen Trockenheit, Hauptnahrung in Afrika und Indien
Fingerhirse Eleusine coracana Sehr kalziumreich, traditionell in Nepal und Ostafrika
Mohrenhirse Sorghum bicolor Großkörnig, hitzetolerant, für Mensch und Tier gleichermaßen bedeutend
Bluthirse Digitaria sanguinalis Eher Wildgras, traditionell in kleinen Mengen genutzt

Rohkosttipps und Erfahrungen

Die rohe Verwertbarkeit von Hirse ist begrenzt, da sie im ungekeimten Zustand schwer verdaulich ist und Bitterstoffe enthalten kann. Für instinktive Rohköstler kommt eher gekeimte Hirse in Frage. Sprossen von Hirsearten schmecken mild bis leicht grasig und können in kleinen Mengen roh verzehrt werden.

Saison: Hirsekörner sind das ganze Jahr über erhältlich.

Lagerung/Haltbarkeit: Hirsekörner können monatelang gelagert werden.

Nährstoffe

Hirse, geschält:

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100g essbarem Anteil
Wasser 12,0
Kohlenhydrate 68,8
Eiweiße 9,8
Fette 3,9
Rohfasern 3,8
Mineralstoffe 1,6

Besondere Inhaltsstoffe

  • Kieselsäure (Silicium): Stärkt Haare, Nägel, Bindegewebe
  • Magnesium und Eisen: Wichtig für Blutbildung und Muskelfunktion
  • Polyphenole: Antioxidativ, besonders in dunkleren Sorten
  • Vitamin B-Komplex: Unterstützt Nerven, Stoffwechsel und Haut

Wissenswertes

  • Namensgebung: „Hirse“ leitet sich vom althochdeutschen „hirsa“ ab und bedeutet so viel wie „Sättigung“ – ein Hinweis auf ihre Bedeutung als Grundnahrungsmittel.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als blutbildend, erweichend, harntreibend, schweißtreibend und stimulierend beschrieben.
    In der Naturheilkunde wird Hirse besonders wegen ihres hohen Gehalts an Silicium geschätzt, das Haut, Haare und Nägel stärkt.
  • Nutzpflanze: Hirse ist eines der ältesten Getreide und wurde bereits vor 8000 Jahren genutzt. Die Rispenhirse oder Echte Hirse Panicum miliaceum wurde im Altertum und Mittelalter auch in Europa als Nahrungsmittel angebaut. In der frühen Neuzeit wurden sie durch die Einfuhr von Kartoffel und Mais fast völlig verdrängt. Heute wird sie vor allem in Asien, Afrika und Osteuropa als Nahrungsmittel verwendet.
  • Mythos und Geschichte: Eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. In Asien und Afrika hochverehrt als Symbol für Fruchtbarkeit und Leben.
  • Magie/Brauchtum: In Mitteleuropa wurde die Hirse als ein Symbol für Fleiß und Fruchtbarkeit angesehen. Deshalb wurde die Braut in vielen Gegenden mit Hirsekörnern überschüttet. Früher Bestandteil von Fruchtbarkeitsritualen; in einigen Gegenden wurden Hirsekörner gestreut, um Segen auf Haus und Hof zu bringen.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Hirse symbolisiert Fülle, Fruchtbarkeit und Anpassungsfähigkeit. Sie steht für Nahrung aus der Tiefe der Erde – schlicht und kraftvoll zugleich.