Brillenschötchen

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Wissenschaftliche Namen: Biscutella laevigata
Synonyme: Glattes Brillenschötchen, Glattfrüchtiges Brillenschötchen.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Kreuzblütlerartige Brassicales
  • Familie: Kreuzblütengewächse Brassicaceae
  • Gattung: Brillenschötchen Biscutella
  • Art: Brillenschötchen
Brillenschötchen
Brillenschötchen, Blätter
Brillenschötchen, Blütenstand
Brillenschötchen, Schötchen

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, in einzelnen Regionen fehlend; in Höhenlagen bis zu 2800 Metern.
  • Standorte: Felsspalten, alpine Rasen und Matten, trockene Partien von Flachmooren; braucht steinigen, kalkhaltigen, humusreichen, in der Regel felsigen Boden.
  • Kennzeichen: Fünfzehn bis fünfzig Zentimeter hohe, ausdauernde krautige Pflanze; Stängel aufrecht oder aufsteigend, oben meist verzweigt, kahl oder sehr schütter behaart; Grundblätter in einer Rosette, länglich, borstig behaart oder fast kahl, ganzrandig, gezähnt oder fiederspaltig, Stängelblätter schmäler und kürzer als die Grundblätter, sitzend; Blüten in lockeren kopfigen Trauben, Einzelblüte gelb, vier bis zehn Millimeter im Durchmesser, vier Kelchblätter; Schötchen brillenartig; ausgedehntes Wurzelsystem.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blütenstand von Mai bis Juli, später die Schötchen, Blätter während der ganzen Vegetationsperiode.

Das Brillenschötchen ist eine wenig bekannte, aber essbare Wildpflanze der Kreuzblütlerfamilie. Die jungen Blätter schmecken mild bis leicht senfartig, vor allem im Frühling, und besitzen eine zarte, weiche Textur. Die charakteristischen runden, paarweise angeordneten Schötchen sind ebenfalls essbar, aber eher zäh und nur in sehr jungem Zustand roh genießbar.

Lagerung/Haltbarkeit: Frisch verwenden – besonders die jungen Blätter welken rasch. Im feuchten Tuch im Kühlschrank maximal ein bis zwei Tage haltbar. Trocknung zur späteren Verwendung als Gewürzkraut möglich.

Besondere Inhaltsstoffe

Wie viele Kreuzblütler enthält das Brillenschötchen Senfölglykoside und antioxidative sekundäre Pflanzenstoffe, die es zu einer wertvollen Wildpflanze mit reinigender und leicht antibiotischer Wirkung machen:

  • Glucobrassicin (Senfölglykosid): Antimikrobiell, unterstützt Entgiftungsvorgänge
  • Flavonoide (z. B. Quercetin): Zellschützend, entzündungshemmend
  • Phenolcarbonsäuren (z. B. Kaffeesäure): Antioxidativ, stoffwechselanregend
  • Saponine (in geringen Mengen): Immunstimulierend, schleimlösend

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Name „Brillenschötchen“ bezieht sich auf die außergewöhnlich geformten Früchte – kreisrunde, paarweise verbundene Schötchen, die wie eine altmodische Brille aussehen. Der botanische Gattungsname Biscutella stammt vom Lateinischen bis („zweifach“) und scutella („Schüsselchen“).
  • Heilkunde: Traditionell fand das Brillenschötchen wenig Beachtung in der Heilkunde, wird aber – ähnlich wie andere Kreuzblütler – aufgrund seiner Senföle bei Verdauungsstörungen und zur Frühjahrsreinigung empfohlen. Es wirkt leicht harntreibend, blutreinigend und kann bei leichtem Husten schleimlösend wirken.
  • Nutzpflanze: Keine kultivierte Nutzpflanze im eigentlichen Sinne, aber ökologisch interessant: Das Brillenschötchen dient in alpinen Regionen als Pionierpflanze auf Schutthalden und Kalkfelsen. Als Futterpflanze ist es für Insekten wie Schmetterlingsraupen bedeutsam. In Wildstaudenbeeten auch als zierende Art kultivierbar.
  • Mythos und Geschichte: Die Pflanze wurde früher wegen ihrer auffälligen Fruchtform mit schützender Wirkung in Verbindung gebracht. In der Volksdeutung galt sie als „Sehkraut“, das – ähnlich der Signaturenlehre – bei Augenleiden helfen könne, obwohl dafür keine gesicherten Belege existieren.
  • Magie und Brauchtum: In manchen Bergregionen wurde das Brillenschötchen in Johannissträuße eingebunden, um Klarheit, Erkenntnis und Schutz zu fördern. Seine ungewöhnlichen Fruchtformen wurden als Zeichen göttlicher Ordnung oder als Talismane zur Unterscheidung zwischen „Schein und Wirklichkeit“ gedeutet.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Das Brillenschötchen symbolisiert Durchblick, Unterscheidungskraft und geistige Klärung. Es wirkt auf das Stirnchakra (Ajna) und fördert Intuition, Erkenntnisfähigkeit und geistige Ordnung. Die „Brillenform“ verweist auf den Wunsch, die Welt klarer zu sehen – sowohl äußerlich als auch innerlich.