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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Allium victorialis''<br> | '''Wissenschaftliche Namen:''' ''Allium victorialis''<br> | ||
'''Synonyme:''' Bergknoblauch, Sigmarslauch, Siegmarsmännlein, Siegwurz, Schlangenwurz. | '''Synonyme:''' Bergknoblauch, Sigmarslauch, Siegmarsmännlein, Siegwurz, Schlangenwurz. |
Version vom 25. Mai 2025, 16:52 Uhr
Allermannsharnisch Allium victorialis ist eine aromatische Gebirgspflanze aus der Gattung Lauch mit kräftigem Knoblauchduft und traditioneller Schutzsymbolik. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Allium victorialis
Synonyme: Bergknoblauch, Sigmarslauch, Siegmarsmännlein, Siegwurz, Schlangenwurz.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Einkeimblättrige Monocotyledoneae
- Unterklasse: Lilienähnliche Liliidae
- Ordnung: Spargelartige Asparagales
- Familie: Lauchgewächse Alliaceae
- Gattung: Lauch Allium
- Art: Allermannsharnisch
Zur Gattung Allium gehören zahlreiche weitere Arten, die alle ähnlich verwendet werden können. Eine kleine Auswahl:
- Acker-Lauch Allium ampeloprasum
- Schalotte Allium ascalonicum
- Gekielter Lauch, Kiel-Lauch Allium carinatum
- Küchenzwiebel Allium cepa
- Winterheckzwiebel Allium fistulosum
- Kohl-Lauch, Ross-Lauch Allium oleraceum
- Gemeiner Lauch Allium porrum
- Knoblauch Allium sativum
- Schnittlauch Allium schoenoprasum
- Kugelköpfiger Lauch Allium sphaerocephalon
- Bärlauch Allium ursinum syn. Allium latifolium
- Weinberg-Lauch Allium vineale
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Beschreibung
- Vorkommen: Eurasien; Hochgebirge bis 2600 Meter; Bergwiesen, Latschengebüsch, Hochstaudenfluren; nährstoffreiche, kalkarme Steinböden.
- Kennzeichen: Dreißig bis sechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel rund; Laubblätter zehn bis zwanzig Zentimeter lang und drei bis sechs Zentimeter breit, kurz gestielt, lanzettlich oder elliptisch; kugelige Trugdolde mit zwittrigen, radiärsymmetrischen, gelblich-grünen bis weißen, etwa fünf Millimeter langen Einzelblüten; Blütezeit: Juni bis August. Kapselfrüchte mit meist sechs Samen; Zwiebel als Speicherorgan.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Alle Pflanzenteile – Blätter, Blüten, Stängel und Zwiebeln – sind essbar und verströmen beim Zerreiben einen deutlichen knoblauchartigen Geruch. Geschmacklich liegt die Pflanze zwischen Bärlauch und Knoblauch, ist jedoch milder als Knoblauch und weniger flüchtig als Zwiebel.
Blätter: Am besten schmecken die jungen, zarten Blätter im Frühjahr vor der Blüte. Sammelzeit: April bis Juni.
Blüten: Die kugeligen, weißen Blüten sind ebenfalls essbar. Sie schmecken leicht scharf. Sammelzeit: Juni bis August.
Zwiebeln: Die unterirdischen Speicherorgane sind kräftig-aromatisch im Geschmack. Sammelzeit: Im Herbst oder bei Bedarf.
Instinktive Sperre: Bei übermäßigem Genuss kann der typische knoblauchartige Geschmack als unangenehm oder zu scharf empfunden werden – ein Zeichen der instinktiven Sperre. Auch die Schwefelverbindungen führen bei empfindlichen Personen manchmal zu Verdauungsreaktionen oder Körpergeruch.
Besondere Inhaltsstoffe
- Allicin (wie bei Knoblauch): antimikrobiell, blutdrucksenkend, gefäßschützend
- Schwefelverbindungen: geruchsintensiv, entgiftend, immunstimulierend
- Saponine: schleimlösend, stoffwechselanregend
- Flavonoide: antioxidativ, entzündungshemmend
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Allium stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Knoblauch". Er wurde von dem schwedischen Botaniker Linné (1707-1778) als Gattungsname für Zwiebelgewächse eingeführt. Der Artname victoralis spielt ebenso wie einige deutsche Trivialnamen auf die Verwendung der Pflanze als Schutzmittel gegen Verwundungen in Kriegszeiten an.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als antibakteriell, blutreinigend, harntreibend und entschlackend beschrieben.
Die Zwiebel wurde in der Volksheilkunde als Blutreinigungsmittel für Frühjahrskuren verwendet. Neben der Anwendung als Diuretikum wird der Allermannsharnisch auch gegen Würmer eingesetzt.
- Nutzpflanze: Der Allermannsharnisch ist eine alte Wildgemüse- und Heilpflanze der Alpenregionen. Auch die Zwiebeln sind essbar, jedoch deutlich schärfer und intensiver. In Bergregionen diente die Pflanze früher als Frühlingsgemüse („Grüne Neune“) und wurde auch getrocknet oder milchsauer eingelegt. In einigen alpinen Permakulturprojekten wird sie heute wieder zur Ergänzung der essbaren Wildpflanzenvielfalt kultiviert.
- Mythos und Geschichte: Im Volksglauben der Alpen galt der Allermannsharnisch als „Zauberpflanze der Krieger“. Der Name geht zurück auf den germanischen Gott Sigmar (oder Siegmund), dem sie als heilige Pflanze zugeordnet war. Sie wurde von Hirten, Jägern und Soldaten als Talisman getragen – gegen Pfeile, Schwerter und Unglück. In alten Quellen ist sie auch als „Siegwurzel“ oder „Aller-Mann-Kraut“ erwähnt – eine Pflanze, die jedem (Mann) Stärke und Schutz verleihen sollte. In der Barockzeit wurde die Zwiebel in Amuletten als Universalheilmittel gehandelt.
- Magie/Brauchtum: Da die Wurzel mit einem „Panzer“ aus feinen Härchen überzogen ist, glaubte man, dass sie vor Verwundungen schütze und dem Krieger zum Sieg verhalf, wenn er sie unter seinem Harnisch trug. Außerdem galt sie als Mittel gegen böse Geister und konnte angeblich das Vieh vor Verhexung sowie Kinder vor Verzauberung schützen. Wer einen menschenähnlich geformten Wurzelstock, Glücks-Heinzel oder Galgenmännchen genannt, um den Hals trug, war gegen alle bösen Einflüsse gefeit und hatte Glück in der Liebe sowie im Spiel.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Allermannsharnisch symbolisiert Schutz, Standhaftigkeit und energetische Wehrhaftigkeit. Die unterirdische Zwiebel mit ihrer „gepanzerten“ Struktur steht für innere Stärke, Rückhalt und das Bewahren der Lebensenergie. Spirituell wird sie dem Wurzelchakra (Muladhara) zugeordnet – sie unterstützt Abgrenzung, Erdung und Überlebenswillen. In der Pflanzenmeditation kann der Allermannsharnisch helfen, innere Widerstandskraft zu aktivieren und Selbstschutz auf energetischer Ebene zu stärken.