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'''Wiesen-Bocksbart''' ''Tragopogon pratensis'' ist eine heimische Wildpflanze mit gelben Blüten und essbaren Wurzeln und Trieben, die früher als Wildgemüse genutzt wurden. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost. | |||
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Tragopogon pratensis''<br> | '''Wissenschaftliche Namen:''' ''Tragopogon pratensis''<br> | ||
'''Synonyme''': Milchblume, Zuckerblume, Süßling, Hasenbrot, Kuckuck, Morgenstern. | '''Synonyme''': Milchblume, Zuckerblume, Süßling, Hasenbrot, Kuckuck, Morgenstern. | ||
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*Gattung: Bocksbärte ''Tragopogon'' | *Gattung: Bocksbärte ''Tragopogon'' | ||
*Art: Wiesen-Bocksbart | *Art: Wiesen-Bocksbart | ||
Die Gattung ''Tragopogon'' umfasst etwa 150 Arten, dazu gehört unter anderem auch der [[Bocksbart, großer|Große Bocksbart]]. | |||
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===Beschreibung=== | ===Beschreibung=== | ||
*'''Vorkommen:''' Mitteleuropa, in Nordeuropa und im Mittelmeergebiet eher selten | *'''Vorkommen:''' Mitteleuropa, in Nordeuropa und im Mittelmeergebiet eher selten. | ||
*'''Standorte:''' Fettwiesen, Raine, Böschungen, Wegränder; liebt nährstoffreiche Lehmböden; sehr häufig. | |||
*'''Kennzeichen:''' Bis achtzig Zentimeter hohes, mehrjähriges Kraut mit süßem Milchsaft; Stängel glatt, oben leicht angeschwollen, innen hohl; sehr schmale, ungestielte, grasartige Blätter, halb stängelumfassend, bis zu fünfzig Zentimeter lang, die Mitte des Blattes durchquert der Länge nach ein weißlicher Streifen; goldgelbe Blütenköpfchen, vier bis sechs Zentimeter breit, setzen sich aus gelben Zungenblüten zusammen und werden von acht spitzen Hüllblättern eingefasst, an der Spitze braun-violette Staubblätter, Körbchen öffnen sich gegen acht Uhr und schließen sich gegen elf bzw. vierzehn Uhr (Rassenunterschiede); Blütezeit: Mai bis August; Pfahlwurzel braun, spindelig; fünfzehn bis zwanzig Millimeter lange Früchte, lang geschnäbelt, der fedrige Pappus dient als Flugorgan ("Pusteblume"). | *'''Kennzeichen:''' Bis achtzig Zentimeter hohes, mehrjähriges Kraut mit süßem Milchsaft; Stängel glatt, oben leicht angeschwollen, innen hohl; sehr schmale, ungestielte, grasartige Blätter, halb stängelumfassend, bis zu fünfzig Zentimeter lang, die Mitte des Blattes durchquert der Länge nach ein weißlicher Streifen; goldgelbe Blütenköpfchen, vier bis sechs Zentimeter breit, setzen sich aus gelben Zungenblüten zusammen und werden von acht spitzen Hüllblättern eingefasst, an der Spitze braun-violette Staubblätter, Körbchen öffnen sich gegen acht Uhr und schließen sich gegen elf bzw. vierzehn Uhr (Rassenunterschiede); Blütezeit: Mai bis August; Pfahlwurzel braun, spindelig; fünfzehn bis zwanzig Millimeter lange Früchte, lang geschnäbelt, der fedrige Pappus dient als Flugorgan ("Pusteblume"). | ||
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*'''Nutzpflanze:''' Die hellbraune Wurzel wurde schon früh als Nahrungsmittel verwendet. Eine Darstellung der Wurzel findet sich bereits auf einem pompejanischen Wandfresko. Der Anbau geht bis in das Jahr 1500 zurück, als Gemüse wurde er jedoch später von der [[Schwarzwurzel, Garten-|Gartenschwarzwurzel]] ''Scorzonera hispanica'' verdrängt. Die Schößlinge waren ein willkommener Spargelersatz und die zuckerhaltigen Blätter wurden roh gegessen. | *'''Nutzpflanze:''' Die hellbraune Wurzel wurde schon früh als Nahrungsmittel verwendet. Eine Darstellung der Wurzel findet sich bereits auf einem pompejanischen Wandfresko. Der Anbau geht bis in das Jahr 1500 zurück, als Gemüse wurde er jedoch später von der [[Schwarzwurzel, Garten-|Gartenschwarzwurzel]] ''Scorzonera hispanica'' verdrängt. Die Schößlinge waren ein willkommener Spargelersatz und die zuckerhaltigen Blätter wurden roh gegessen. | ||
*'''Heilkunde:''' Der Wiesen-Bocksbart wurde in der traditionellen Volksmedizin innerlich wie äußerlich verwendet. | *'''Heilkunde:''' Der Wiesen-Bocksbart wurde in der traditionellen Volksmedizin innerlich wie äußerlich verwendet. Die Pflanze war vor allem in ländlichen Gegenden als einfaches Hausmittel beliebt, bevor sie zunehmend durch andere Heilpflanzen verdrängt wurde.<br>Ihre Wirkung galt als blutreinigend, harntreibend, schweißtreibend und leicht verdauungsfördernd: | ||
**Die junge Wurzel, reich an Inulin und Bitterstoffen, wurde bei Verdauungsschwäche, Blähungen und träger Leber- oder Gallenfunktion eingesetzt. | **Die junge Wurzel, reich an Inulin und Bitterstoffen, wurde bei Verdauungsschwäche, Blähungen und träger Leber- oder Gallenfunktion eingesetzt. | ||
**Ein Absud der Wurzel oder Blätter diente zur Förderung des Schwitzens bei fieberhaften Erkältungen. | **Ein Absud der Wurzel oder Blätter diente zur Förderung des Schwitzens bei fieberhaften Erkältungen. | ||
**Bei Hautproblemen (z. B. Ekzemen) wurde der Milchsaft äußerlich aufgetragen, da ihm eine mild antiseptische und juckreizlindernde Wirkung zugeschrieben wurde. | **Bei Hautproblemen (z. B. Ekzemen) wurde der Milchsaft äußerlich aufgetragen, da ihm eine mild antiseptische und juckreizlindernde Wirkung zugeschrieben wurde. | ||
**In der Erfahrungsheilkunde galt der Bocksbart als „Frühjahrspflanze zur Ausleitung“ – insbesondere die jungen, süßlich schmeckenden Triebe wurden für entschlackende Frühjahrskuren verwendet | **In der Erfahrungsheilkunde galt der Bocksbart als „Frühjahrspflanze zur Ausleitung“ – insbesondere die jungen, süßlich schmeckenden Triebe wurden für entschlackende Frühjahrskuren verwendet. | ||
*'''Mythos und Geschichte:''' Der Wiesen-Bocksbart war schon im Altertum bekannt. Bereits in der römischen Antike wurden seine süßen Wurzeln und milchhaltigen Sprosse geschätzt – ein Fresko aus Pompeji zeigt die Pflanze als Küchennutzpflanze. Im Mittelalter galt sie als Nahrung der Bauern, vor allem im Frühling, wenn andere Gemüsepflanzen noch nicht zur Verfügung standen.<br>In der Volksüberlieferung war der Bocksbart eine „Morgenpflanze“: Da sich seine Blüten zur Mittagszeit schließen, wurde er mit Tagesbeginn, Frische und Achtsamkeit assoziiert. Bauern richteten früher sogar die Uhr nach ihm. | *'''Mythos und Geschichte:''' Der Wiesen-Bocksbart war schon im Altertum bekannt. Bereits in der römischen Antike wurden seine süßen Wurzeln und milchhaltigen Sprosse geschätzt – ein Fresko aus Pompeji zeigt die Pflanze als Küchennutzpflanze. Im Mittelalter galt sie als Nahrung der Bauern, vor allem im Frühling, wenn andere Gemüsepflanzen noch nicht zur Verfügung standen.<br>In der Volksüberlieferung war der Bocksbart eine „Morgenpflanze“: Da sich seine Blüten zur Mittagszeit schließen, wurde er mit Tagesbeginn, Frische und Achtsamkeit assoziiert. Bauern richteten früher sogar die Uhr nach ihm. |
Aktuelle Version vom 2. Juni 2025, 07:05 Uhr
Wiesen-Bocksbart Tragopogon pratensis ist eine heimische Wildpflanze mit gelben Blüten und essbaren Wurzeln und Trieben, die früher als Wildgemüse genutzt wurden. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Tragopogon pratensis
Synonyme: Milchblume, Zuckerblume, Süßling, Hasenbrot, Kuckuck, Morgenstern.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Gattung: Bocksbärte Tragopogon
- Art: Wiesen-Bocksbart
Die Gattung Tragopogon umfasst etwa 150 Arten, dazu gehört unter anderem auch der Große Bocksbart.
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Beschreibung
- Vorkommen: Mitteleuropa, in Nordeuropa und im Mittelmeergebiet eher selten.
- Standorte: Fettwiesen, Raine, Böschungen, Wegränder; liebt nährstoffreiche Lehmböden; sehr häufig.
- Kennzeichen: Bis achtzig Zentimeter hohes, mehrjähriges Kraut mit süßem Milchsaft; Stängel glatt, oben leicht angeschwollen, innen hohl; sehr schmale, ungestielte, grasartige Blätter, halb stängelumfassend, bis zu fünfzig Zentimeter lang, die Mitte des Blattes durchquert der Länge nach ein weißlicher Streifen; goldgelbe Blütenköpfchen, vier bis sechs Zentimeter breit, setzen sich aus gelben Zungenblüten zusammen und werden von acht spitzen Hüllblättern eingefasst, an der Spitze braun-violette Staubblätter, Körbchen öffnen sich gegen acht Uhr und schließen sich gegen elf bzw. vierzehn Uhr (Rassenunterschiede); Blütezeit: Mai bis August; Pfahlwurzel braun, spindelig; fünfzehn bis zwanzig Millimeter lange Früchte, lang geschnäbelt, der fedrige Pappus dient als Flugorgan ("Pusteblume").
- Verwechslung: Vor dem Blühen sind die Pflanzen wegen ihrer grasartigen Grundblätter kaum von Gräsern zu unterscheiden. Aus allen Pflanzenteilen tritt nach dem Pflücken jedoch Milchsaft aus. Eine Verwechslung ist auch mit dem Lauchblättrigem Bocksbart oder Haferwurzel Tragopogon porrifolius möglich: Die Haferwurzel ist in Südeuropa beheimatet, blüht violett und ist ebenso verwendbar.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter, Knospen, Blüten, oberer Stängelteil April bis September, Wurzel im ersten Jahr.
Alle Teilen schmecken mild und leicht süßlich, der Stängel ist spargelähnlich, die Wurzel fleischig und saftig, allerdings nur im ersten Jahr. Später verholzt sie leicht und wird bitterer im Geschmack.
Kultur im eigenen Garten: Der Bocksbart wurde früher häufig als Gemüsepflanze angebaut. Einfach ein paar Wildsamen ausbringen, er wächst in jeder normalen Gartenerde. Erntet man nur die oberirdischen Teile, treibt die Wurzel neu aus.
Nährstoffe
Nährstoff | geschätzter Gehalt in Gramm pro 100 g frische Wurzel (1. Jahr) |
---|---|
Wasser | ~82,0 |
Kohlenhydrate | ~12,0 |
Eiweiße | ~1,3 |
Fette | ~0,3 |
Rohfasern | ~2,1 |
Mineralstoffe | ~1,0 |
Vitamin C | ~15 mg |
Kalzium | ~45 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
- Inulin: ein präbiotisch wirksames Polysaccharid, das in der Wurzel gespeichert wird
- Milchsaft mit Bitterstoffen und leichten Schleimstoffen
- Gerbstoffe: mild adstringierend
- Flavonoide: antioxidative Wirkung
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Name Bocksbart (griechisch tragos = Bock, pogon = Bart) bezieht sich auf die aus den Hüllblättern als Bart herausragenden Haare der Fruchtknoten an eben verblühten Körbchen.
- Nutzpflanze: Die hellbraune Wurzel wurde schon früh als Nahrungsmittel verwendet. Eine Darstellung der Wurzel findet sich bereits auf einem pompejanischen Wandfresko. Der Anbau geht bis in das Jahr 1500 zurück, als Gemüse wurde er jedoch später von der Gartenschwarzwurzel Scorzonera hispanica verdrängt. Die Schößlinge waren ein willkommener Spargelersatz und die zuckerhaltigen Blätter wurden roh gegessen.
- Heilkunde: Der Wiesen-Bocksbart wurde in der traditionellen Volksmedizin innerlich wie äußerlich verwendet. Die Pflanze war vor allem in ländlichen Gegenden als einfaches Hausmittel beliebt, bevor sie zunehmend durch andere Heilpflanzen verdrängt wurde.
Ihre Wirkung galt als blutreinigend, harntreibend, schweißtreibend und leicht verdauungsfördernd:- Die junge Wurzel, reich an Inulin und Bitterstoffen, wurde bei Verdauungsschwäche, Blähungen und träger Leber- oder Gallenfunktion eingesetzt.
- Ein Absud der Wurzel oder Blätter diente zur Förderung des Schwitzens bei fieberhaften Erkältungen.
- Bei Hautproblemen (z. B. Ekzemen) wurde der Milchsaft äußerlich aufgetragen, da ihm eine mild antiseptische und juckreizlindernde Wirkung zugeschrieben wurde.
- In der Erfahrungsheilkunde galt der Bocksbart als „Frühjahrspflanze zur Ausleitung“ – insbesondere die jungen, süßlich schmeckenden Triebe wurden für entschlackende Frühjahrskuren verwendet.
- Mythos und Geschichte: Der Wiesen-Bocksbart war schon im Altertum bekannt. Bereits in der römischen Antike wurden seine süßen Wurzeln und milchhaltigen Sprosse geschätzt – ein Fresko aus Pompeji zeigt die Pflanze als Küchennutzpflanze. Im Mittelalter galt sie als Nahrung der Bauern, vor allem im Frühling, wenn andere Gemüsepflanzen noch nicht zur Verfügung standen.
In der Volksüberlieferung war der Bocksbart eine „Morgenpflanze“: Da sich seine Blüten zur Mittagszeit schließen, wurde er mit Tagesbeginn, Frische und Achtsamkeit assoziiert. Bauern richteten früher sogar die Uhr nach ihm.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Sonne; Element: Luft; Magische Kräfte: Lebenskraft, Fruchtbarkeit, Neuanfang.
Die Pflanze galt im Volksglauben als Glückspflanze, die das Haus vor Unglück schützen sollte, wenn sie ins Dachgebälk gelegt wurde. Ihre federleichten Samen wurden für Wunschzauber verwendet – ähnlich wie beim Löwenzahn glaubte man, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man sie mit einem Atemstoß vollständig fortbläst.
Im alpenländischen Brauchtum wurde die Wurzel gelegentlich als Amulett gegen Müdigkeit und Energiemangel getragen. Ihr früher Austrieb und der milchige Saft machten sie auch zum Symbol für Frühjahrskraft und Erneuerung.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Wiesen-Bocksbart steht sinnbildlich für Verwandlung, Leichtigkeit und Unschuld. Die Pflanze verbindet Erdung (durch die nährende Wurzel) mit dem Element Luft (durch die filigranen Samen, die der Wind fortträgt).
Spirituell wirkt sie öffnend für neue Impulse und fördert ein klares Denken am Morgen. Sie kann in Pflanzenmeditationen genutzt werden, um mentale Schwere loszulassen und sich auf das Wesentliche zu besinnen. Die Pflanze ist mit dem Solarplexuschakra (Manipura) verbunden und stärkt persönliche Willenskraft und Lebensfreude.