Giersch: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Giersch''' (''Aegopodium podagraria'') ist eine weit verbreitete, mehrjährige Wildpflanze aus der Familie der Doldenblütler mit dreigeteilten Blättern und weißen Blütendolden. Er ist roh essbar, mild-aromatisch und zählt zu den bekanntesten Wildkräutern Mitteleuropas. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Aegopodium podagraria''<br>
'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Aegopodium podagraria''<br>
'''Synonyme:''' Ackerholler, Baumtropfen, Dreiblatt, Geissfuss, Geselkohl, Gichtkraut, Hirnfuß, Hirschtritt, Erdholler, Podagrakraut, Podagariakraut, Schättele, Zaungiersch, Ziegenfuß, Zipperleinskraut.
'''Synonyme:''' Ackerholler, Baumtropfen, Dreiblatt, Geissfuss, Geselkohl, Gichtkraut, Hirnfuß, Hirschtritt, Erdholler, Podagrakraut, Podagariakraut, Schättele, Zaungiersch, Ziegenfuß, Zipperleinskraut.

Aktuelle Version vom 26. Mai 2025, 08:42 Uhr

Giersch (Aegopodium podagraria) ist eine weit verbreitete, mehrjährige Wildpflanze aus der Familie der Doldenblütler mit dreigeteilten Blättern und weißen Blütendolden. Er ist roh essbar, mild-aromatisch und zählt zu den bekanntesten Wildkräutern Mitteleuropas. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Aegopodium podagraria
Synonyme: Ackerholler, Baumtropfen, Dreiblatt, Geissfuss, Geselkohl, Gichtkraut, Hirnfuß, Hirschtritt, Erdholler, Podagrakraut, Podagariakraut, Schättele, Zaungiersch, Ziegenfuß, Zipperleinskraut.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
  • Familie: Doldenblütler Apiaceae
  • Gattung: Giersch Aegopodium
  • Art: Giersch

Zur Gattung Aegopodium gehören drei bis sieben Arten. In Mitteleuropa ist Aegopodium podagraria die einzige verbreitete Art; weitere Arten kommen regional in Südosteuropa und Westasien vor.

Giersch
Giersch, junge Blätter
Giersch, Blüte

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, West-Asien; bis 1400 Meter.
  • Standorte: schattige, feuchte Gebüsche, Auwälder, Wiesen, Gärten; stickstoffliebender Nährstoffanzeiger; sehr häufig.
  • Kennzeichen: Einen halben bis einen Meter hohe, ausdauernde Staude; Stängel aufrecht, kantig gefurcht, hohl, oben ästig verzweigt; Blätter wechselständig, Grundblätter doppelt, dreizählig gefiedert, gestielt, Rand fein gesägt, an der Unterseite zerstreut kurz behaart, Fieder eiförmig bis länglich zugespitzt; Blüten in großen Doppeldolden aus zehn bis zwanzig gleich großen Strahlen, ohne Hülle, Krone fünfzählig, Kronblätter weiß, selten rosa, verkehrt herzförmig, am Grund keilförmig, Blüte zwittrig oder männlich, zwei kurze Griffel; Blütezeit: Juni bis August; Frucht ist in zwei bräunliche Teilfrüchte mit hellen Längsrippen gespalten, länglich eiförmig, etwa drei Millimeter lang und zwei Millimeter breit, kümmelähnlich; Wurzel bildet lange unterirdische Ausläufer, der Giersch tritt deshalb an seinen Standorten meist in großen Gruppen auf.
  • Verwechslung: Die Blattform des Giersch kann mit anderen Doldenblütlern verwechselt werden – einige davon sind giftig. Hier eine Übersicht:
Verwechslungsart Deutscher Name Unterschiede zu Giersch Bewertung
Conium maculatum Gefleckter Schierling Stängel rot gefleckt; unangenehmer Geruch (mausartig); glatte, fein gefiederte Blätter Hochgiftig!
Aethusa cynapium Hundspetersilie Klein, glänzend, stark giftig; keine typischen „3×3“-Blätter Giftig!
Anthriscus sylvestris Wiesen-Kerbel Fein gefiedert, kein „3×3“; Hohlstängel, oft mit Rillen Ungiftig, aber leicht verwechselbar
Chaerophyllum temulum Taumel-Kälberkropf Blätter stark gefiedert, unangenehmer Geruch, Stängel gefleckt Giftig!
Heracleum sphondylium Wiesen-Bärenklau Sehr große, handförmige Blätter; behaarter, gerillter Stängel Ungiftig, aber Hautkontakt lichtempfindlich
Angelica sylvestris Wilde Engelwurz Stängel hohl, rötlich überlaufen; riecht angenehm aromatisch Ungiftig, aber besser sicher bestimmen

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junge Blätter von März bis Mai, später sind die Blätter würziger und etwas hart; Blüten von Juni bis August; Stängel und junge Blütensprosse von Mai bis August.

Beim Zerreiben riechen Stängel und Blätter nach frischen Möhren: Der Giersch schmeckt scharf, würzig, aromatisch, die jungen Triebe und Blüten etwas süßlich, ähnlich der Petersilie.

Kultur im eigenen Garten: Der Giersch bereitet sich durch unterirdischer Ausläufer meist ungehemmt im Garten aus. Wenn man ihn häufig abschneidet, kann man einerseits das ganze Jahr über zarte Gierschblätter ernten, andererseits verarmen auf diese Weise die Ausläufer an Nährstoffen und verlieren ihre Wuchskraft. Mit dieser biologischen Methode verschwindet Giersch an Stellen, wo man ihn nicht haben möchte. Hacken führt dagegen zu einer vermehrten Ausbreitung.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g frischer Blätter
Wasser ca. 86,0
Kohlenhydrate ca. 3,0
Eiweiße ca. 2,5
Fette <0,5
Rohfasern ca. 2,0
Vitamin C ca. 200 mg
Kalium ca. 320 mg

Besondere Inhaltsstoffe

  • Flavonoide: antioxidativ, entzündungshemmend
  • Ätherische Öle: verdauungsfördernd, leicht harntreibend
  • Chlorophyll und Carotinoide: zellschützend, stoffwechselaktivierend
  • Vitamin C: immunstärkend, stark antioxidativ

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Name „Giersch“ leitet sich vom althochdeutschen gîr (Geiß) ab, wegen der fußähnlichen Blattform. Der Artname „podagraria“ verweist auf die vermeintliche Heilwirkung bei Gicht (Podagra).
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, beruhigend, blutreinigend, harntreibend und entzündungshemmend beschrieben.
    In der Volksmedizin benutzt man das zerquetschte Kraut äußerlich bei Rheuma, Ischias und Gicht (deshalb auch der Name Podagrakraut: Podagraria heißt "die Gicht heilend", bei Insektenstichen und Wunden. Auch innerlich wirkt es gegen Rheuma, Ischias und gegen Hämorrhoiden.
    Da man keine wirksamen Inhaltstoffe finden konnte, wird der Giersch in neuen Arzneibüchern nicht mehr aufgeführt.
  • Nutzpflanze: Der Giersch kommt da, wo Menschen siedeln, meist massenhaft vor. Deshalb ist er eines der ältesten und bekanntesten Wildgemüse, lange bevor der Spinat im 16. Jahrhundert aus Asien eingeführt wurde. In Permakultur als „wilde Bodenbedeckung“ geduldet oder genutzt.
  • Mythos und Geschichte: Im Mittelalter galt Giersch als Klostergartenpflanze. Er war Bestandteil von Frühjahrskuren, galt als „Kraut der Armen“ und wurde oft mit anderen Gräsern und Kräutern zusammen zubereitet.
  • Magie und Brauchtum: Giersch galt in der Volksmagie als pflanzlicher Aufbrecher, der festgefahrene Situationen auflösen könne – wie seine unterirdischen Ausläufer Gärten durchwurzeln. Als Tee wurde er in Übergangszeiten getrunken, um Klarheit zu gewinnen.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Giersch steht für Kraft aus dem Schatten, Beharrlichkeit und stille Fülle. Seine Ausbreitungsfreude spiegelt Themen wie Durchsetzungsvermögen und Selbstbehauptung. Als Spiegelpflanze hilft er, Verborgenes sichtbar zu machen, Altes auszuleiten und das eigene Feld neu zu beleben.