Breitwegerich: Unterschied zwischen den Versionen
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Wissenschaftliche Namen: ''Plantago major'' | '''Breitwegerich''' ''Plantago major'' ist eine trittfeste Wildpflanze mit breit-ovalen Blättern und schleimhaltigen Inhaltsstoffen, die traditionell als Wundkraut und Wildgemüse genutzt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost. | ||
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Plantago major''<br> | |||
'''Synonyme:''' Großwegerich, Gemeiner Wegerich, Fußblatt, Heilwegerich, Wegtritt, Wundwegerich, Bauernpflaster, Soldatenkraut. | |||
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===Beschreibung=== | ===Beschreibung=== | ||
*'''Vorkommen:''' Europa, Asien, Nordafrika, weltweit verschleppt; bis über 2000 Meter. | |||
*'''Standorte:''' Liebt etwas sandigen oder lehmigen Boden; stickstoffliebend; trittunempfindlich; sehr häufig. | |||
Kennzeichen: Fünf bis sechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel rund, etwa so lang wie die Blütenähre, blattlos; Blätter breit-eiförmig, lang gestielt, kahl bis leicht behaart, ganzrandig; Ähre lang, oft rötlich; Blüte unscheinbar, Staubblätter gelblichweiß, Pollensäcke hellviolett. | *'''Kennzeichen:''' Fünf bis sechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel rund, etwa so lang wie die Blütenähre, blattlos; Blätter breit-eiförmig, lang gestielt, kahl bis leicht behaart, ganzrandig; Ähre lang, oft rötlich; Blüte unscheinbar, Staubblätter gelblichweiß, Pollensäcke hellviolett. | ||
Verwechslung: Mit anderen Wegerich-Arten, vor allem dem Mittleren Wegerich. | *'''Verwechslung:''' Mit anderen Wegerich-Arten, vor allem dem Mittleren Wegerich. | ||
===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ||
Sammelgut und Sammelzeit: Die jungen Blätter vor der Blüte, bei älteren zieht man am besten die hervortretenden Adern ab; die Samen ab Juni nach der Reife. | '''Sammelgut und Sammelzeit:''' Die jungen Blätter vor der Blüte, bei älteren zieht man am besten die hervortretenden Adern ab; die Samen ab Juni nach der Reife. | ||
Der Geruch der Pflanze ist schwach grasähnlich, die Blätter haben einen grasigen, leicht schleimig-bitteren, zusammenziehenden Geschmack. Bei Bedarf kann man die dicken Blattadern des Breitwegerichs herausziehen. | Der Geruch der Pflanze ist schwach grasähnlich, die Blätter haben einen grasigen, leicht schleimig-bitteren, zusammenziehenden Geschmack. Bei Bedarf kann man die dicken Blattadern des Breitwegerichs herausziehen. Samenstände haben ein leicht nussiges Aroma. | ||
Kultur im eigenen Garten: Vermehrung durch Aussaat im Frühjahr. Die Pflanze samt leicht selbst aus. | '''Kultur im eigenen Garten:''' Vermehrung durch Aussaat im Frühjahr. Die Pflanze samt leicht selbst aus. | ||
===Nährstoffe=== | ===Nährstoffe=== | ||
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===Besondere Inhaltsstoffe=== | |||
Der Breitwegerich ist eine robuste Wildpflanze mit stark regenerativen und reizlindernden Eigenschaften: | |||
*'''Aucubin (Iridoidglykosid):''' Entzündungshemmend, antibakteriell, fördert die Wundheilung | |||
*'''Schleimstoffe (v. a. in den Blättern):''' Reizlindernd, beruhigend auf Schleimhäute, hustenstillend | |||
*'''Gerbstoffe (Tannine):''' Zusammenziehend, entzündungshemmend, hilfreich bei Durchfall und Hautproblemen | |||
*'''Kieselsäure (Siliciumverbindung):''' Unterstützt Bindegewebe, Haut und Schleimhautregeneration | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Namensgebung: Der lateinische Name ''Plantago'' ist zusammengesetzt aus ''planta'' = Pflanze und ''agere'' = bewegen, der Artname ''major'' bedeutet groß. Die Pflanze ist wirklich "in Bewegung" sie kommt und geht mit dem Menschen. Ihren Samen bleiben an den Schuhsohlen hängen und werden so weltweit verschleppt. Die Form der Breitwegerichblätter ähnelt entfernt an Fußstapfen. Bei den Indianern wird Wegerich deshalb "Fußstapfen der Bleichgesichter" oder "Engländer-Fuß" genannt. Sie glauben, dass die Pflanze nur da wächst, wo ein englischer Fuß die Erde berührt. | *'''Namensgebung:''' Der lateinische Name ''Plantago'' ist zusammengesetzt aus ''planta'' = Pflanze und ''agere'' = bewegen, der Artname ''major'' bedeutet groß. Die Pflanze ist wirklich "in Bewegung" sie kommt und geht mit dem Menschen. Ihren Samen bleiben an den Schuhsohlen hängen und werden so weltweit verschleppt. Die Form der Breitwegerichblätter ähnelt entfernt an Fußstapfen. Bei den Indianern wird Wegerich deshalb "Fußstapfen der Bleichgesichter" oder "Engländer-Fuß" genannt. Sie glauben, dass die Pflanze nur da wächst, wo ein englischer Fuß die Erde berührt. | ||
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung wird als adstringierend, blutreinigend, den Auswurf fördernd, erweichend, harntreibend und wundheilend beschrieben.<br>Seit der Antike wird der Breitwegerich als Wundkraut und Mittel gegen Blutungen eingesetzt. Alte Kräuterbücher empfehlen ihn bei Zahnschmerzen. Der Wegerich wurde als Wächter über die Wege betrachtet, er war ein Heilmittel für alles, was einem unterwegs zustoßen konnte: Unfälle, Verwundungen, Bisse, Stiche, Blutungen, Beinverletzungen, Schwerwerden der Beine.<br>Innerlich hilft der Pflanzensaft oder Tee bei Husten, Heiserkeit, Magenreizungen und Blasenentzündung. Die schleimlösende und reizlindernde Wirkung wird besonders in der Kinderheilkunde geschätzt. | |||
*'''Nutzpflanze:''' Der Breitwegerich ist als Wildgemüse nutzbar. Die Samen sind reich an Schleimstoffen und erinnern in ihrer Wirkung an Flohsamen ''Plantago psyllium''. In Permakultur ist er ein wertvoller Zeiger für Bodenverdichtung und wird als Pionierpflanze zur Bodenheilung respektiert. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' Schon Hildegard von Bingen, Dioskurides und Paracelsus schätzten den Breitwegerich als universale Heilpflanze. Er galt als „Arme-Leute-Arzt“ – allgegenwärtig, heilkräftig und unauffällig. In manchen Gegenden wurde er als „Fußtrittheil“ bezeichnet, da er selbst unter Tritten nicht zertrat und zugleich Wunden heilte. | |||
Magie | *'''Magie und Brauchtum:''' Im Volksglauben wurde der Breitwegerich in Schutzbündel geflochten und über Türen gehängt. Seine Heilkraft wurde als Abwehr gegen „böse Luft“ und „giftige Wesen“ beschworen. Bei Übergangsriten wie Geburt, Genesung oder Reise wurde er als schützende Schwelle zwischen Welten genutzt.<br>Den Breitwegerich legten sich früher die Pilger in die Schuhe, um ein Wundlaufen der Füße zu verhindern.<br>Der Breitwegerich galt als Heilmittel der Frauen, der Spitzwegerich als Heilmittel der Männer.<br>Wie wertvoll der Wegerich in der alten Heilkräuterkunde angesehen war, zeigt folgende Strophe aus einem alten Neunkräutersegen: | ||
<blockquote>''Und du, Wegerich, Mutter aller Pflanzen''<br> | <blockquote>''Und du, Wegerich, Mutter aller Pflanzen''<br> | ||
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''so widersteh auch du dem Gift und dem Übel,''<br> | ''so widersteh auch du dem Gift und dem Übel,''<br> | ||
''das über das Land dahinfährt.''</blockquote> | ''das über das Land dahinfährt.''</blockquote> | ||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Der Breitwegerich symbolisiert Widerstandskraft, Anpassungsfähigkeit und stille Heilung. Er wirkt energetisch auf das Wurzelchakra, fördert Erdung und Regeneration. Als „Pflanze des Weges“ unterstützt er innere Wandlungsprozesse und hilft, nach seelischen Verletzungen wieder aufrecht zu stehen. | |||
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Aktuelle Version vom 25. Mai 2025, 18:21 Uhr
Breitwegerich Plantago major ist eine trittfeste Wildpflanze mit breit-ovalen Blättern und schleimhaltigen Inhaltsstoffen, die traditionell als Wundkraut und Wildgemüse genutzt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Plantago major
Synonyme: Großwegerich, Gemeiner Wegerich, Fußblatt, Heilwegerich, Wegtritt, Wundwegerich, Bauernpflaster, Soldatenkraut.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
- Familie: Wegerichgewächse Plantaginaceae
- Gattung: Wegerich Plantago
- Art: Breitwegerich
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika, weltweit verschleppt; bis über 2000 Meter.
- Standorte: Liebt etwas sandigen oder lehmigen Boden; stickstoffliebend; trittunempfindlich; sehr häufig.
- Kennzeichen: Fünf bis sechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel rund, etwa so lang wie die Blütenähre, blattlos; Blätter breit-eiförmig, lang gestielt, kahl bis leicht behaart, ganzrandig; Ähre lang, oft rötlich; Blüte unscheinbar, Staubblätter gelblichweiß, Pollensäcke hellviolett.
- Verwechslung: Mit anderen Wegerich-Arten, vor allem dem Mittleren Wegerich.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die jungen Blätter vor der Blüte, bei älteren zieht man am besten die hervortretenden Adern ab; die Samen ab Juni nach der Reife.
Der Geruch der Pflanze ist schwach grasähnlich, die Blätter haben einen grasigen, leicht schleimig-bitteren, zusammenziehenden Geschmack. Bei Bedarf kann man die dicken Blattadern des Breitwegerichs herausziehen. Samenstände haben ein leicht nussiges Aroma.
Kultur im eigenen Garten: Vermehrung durch Aussaat im Frühjahr. Die Pflanze samt leicht selbst aus.
Nährstoffe
Blatt:
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 93,9 |
Kohlenhydrate | 1,77 |
Eiweiße | 3,41 |
Fette | 0,42 |
Rohfasern | 0,3 |
Mineralstoffe | 1,72 |
Besondere Inhaltsstoffe
Der Breitwegerich ist eine robuste Wildpflanze mit stark regenerativen und reizlindernden Eigenschaften:
- Aucubin (Iridoidglykosid): Entzündungshemmend, antibakteriell, fördert die Wundheilung
- Schleimstoffe (v. a. in den Blättern): Reizlindernd, beruhigend auf Schleimhäute, hustenstillend
- Gerbstoffe (Tannine): Zusammenziehend, entzündungshemmend, hilfreich bei Durchfall und Hautproblemen
- Kieselsäure (Siliciumverbindung): Unterstützt Bindegewebe, Haut und Schleimhautregeneration
Wissenswertes
- Namensgebung: Der lateinische Name Plantago ist zusammengesetzt aus planta = Pflanze und agere = bewegen, der Artname major bedeutet groß. Die Pflanze ist wirklich "in Bewegung" sie kommt und geht mit dem Menschen. Ihren Samen bleiben an den Schuhsohlen hängen und werden so weltweit verschleppt. Die Form der Breitwegerichblätter ähnelt entfernt an Fußstapfen. Bei den Indianern wird Wegerich deshalb "Fußstapfen der Bleichgesichter" oder "Engländer-Fuß" genannt. Sie glauben, dass die Pflanze nur da wächst, wo ein englischer Fuß die Erde berührt.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, blutreinigend, den Auswurf fördernd, erweichend, harntreibend und wundheilend beschrieben.
Seit der Antike wird der Breitwegerich als Wundkraut und Mittel gegen Blutungen eingesetzt. Alte Kräuterbücher empfehlen ihn bei Zahnschmerzen. Der Wegerich wurde als Wächter über die Wege betrachtet, er war ein Heilmittel für alles, was einem unterwegs zustoßen konnte: Unfälle, Verwundungen, Bisse, Stiche, Blutungen, Beinverletzungen, Schwerwerden der Beine.
Innerlich hilft der Pflanzensaft oder Tee bei Husten, Heiserkeit, Magenreizungen und Blasenentzündung. Die schleimlösende und reizlindernde Wirkung wird besonders in der Kinderheilkunde geschätzt.
- Nutzpflanze: Der Breitwegerich ist als Wildgemüse nutzbar. Die Samen sind reich an Schleimstoffen und erinnern in ihrer Wirkung an Flohsamen Plantago psyllium. In Permakultur ist er ein wertvoller Zeiger für Bodenverdichtung und wird als Pionierpflanze zur Bodenheilung respektiert.
- Mythos und Geschichte: Schon Hildegard von Bingen, Dioskurides und Paracelsus schätzten den Breitwegerich als universale Heilpflanze. Er galt als „Arme-Leute-Arzt“ – allgegenwärtig, heilkräftig und unauffällig. In manchen Gegenden wurde er als „Fußtrittheil“ bezeichnet, da er selbst unter Tritten nicht zertrat und zugleich Wunden heilte.
- Magie und Brauchtum: Im Volksglauben wurde der Breitwegerich in Schutzbündel geflochten und über Türen gehängt. Seine Heilkraft wurde als Abwehr gegen „böse Luft“ und „giftige Wesen“ beschworen. Bei Übergangsriten wie Geburt, Genesung oder Reise wurde er als schützende Schwelle zwischen Welten genutzt.
Den Breitwegerich legten sich früher die Pilger in die Schuhe, um ein Wundlaufen der Füße zu verhindern.
Der Breitwegerich galt als Heilmittel der Frauen, der Spitzwegerich als Heilmittel der Männer.
Wie wertvoll der Wegerich in der alten Heilkräuterkunde angesehen war, zeigt folgende Strophe aus einem alten Neunkräutersegen:
Und du, Wegerich, Mutter aller Pflanzen
Offen nach Osten, mächtig im Inneren;
Über dich knarrten Wagen,
über dich ritten Frauen,
über dich schritten Bräute,
über dich schnaubten Farren;
allen widerstandest du und setztest dich entgegen:
so widersteh auch du dem Gift und dem Übel,
das über das Land dahinfährt.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Breitwegerich symbolisiert Widerstandskraft, Anpassungsfähigkeit und stille Heilung. Er wirkt energetisch auf das Wurzelchakra, fördert Erdung und Regeneration. Als „Pflanze des Weges“ unterstützt er innere Wandlungsprozesse und hilft, nach seelischen Verletzungen wieder aufrecht zu stehen.