Bärwurz: Unterschied zwischen den Versionen

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Wissenschaftliche Namen: ''Meum athamanticum'' <br>
'''Bärwurz''' ''Meum athamanticum'' ist eine würzige Doldenpflanze der Mittelgebirge mit aromatischer Wurzel und traditioneller Verwendung als Wildgemüse und Heilkraut. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Synonyme: Baerpudel, Bärwurz, Barekümmel, Bärendill, Bärenfenchel, Bärkümmel, Bärmutterkrut, Bärnzotten, Bärwurzel, Berwurtz, Dillblattwurz, Gewöhnliche Bärwurz, Herzwurz, Köppernickel, Mutterwurz, Wilder Fenchel.
 
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Meum athamanticum'' <br>
'''Synonyme:''' Baerpudel, Bärwurz, Barekümmel, Bärendill, Bärenfenchel, Bärkümmel, Bärmutterkrut, Bärnzotten, Bärwurzel, Berwurtz, Dillblattwurz, Gewöhnliche Bärwurz, Herzwurz, Köppernickel, Mutterwurz, Wilder Fenchel.


===Systematik===
===Systematik===
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===Beschreibung===
===Beschreibung===
Blütezeit: Mai bis August.
*'''Vorkommen:''' Europa, bis 2200 Meter.


Vorkommen: Europa, bis 2200 Meter; Wiesen und Weiden der Mittelgebirge und Alpen, lichte Laubwälder; kalk- und stickstoffsalzarme, humose, steinig-lockere Lehmböden.
*'''Standorte:''' Wiesen und Weiden der Mittelgebirge und Alpen, lichte Laubwälder; kalk- und stickstoffsalzarme, humose, steinig-lockere Lehmböden.


Kennzeichen: Mehrjährige, dreißig bis fünfzig Zentimeter hohe, krautige Pflanze; Stängel aufsteigend bis aufrecht, fein gerillt, kahl, oben spärlich verästelt und mit nur ein bis zwei Stängelblättern; Blätter dunkel(gelb)grün, drei- bis mehrfach gefiedert, mit haarfeinen, bis fünf Millimetern langen Zipfeln; Blütenstand aus Dolden erster und zweiter Ordnung, entweder ohne Hüllblätter oder mit nur ein bis fünf Hüllblättern, sechs bis fünfzehn Dolden zweiter Ordnung, Blüten gelblichweiß, vor allem äußere Blüten oft weinrot bis rotviolett überlaufen, um drei Millimetern im Durchmesser; Frucht länglich, sechs bis acht Millimeter lang, kantig gerippt; Wurzelstock dick, am oberen Ende mit faserigem Schopf aus abgestorbenen Blattresten.
*'''Kennzeichen:''' Mehrjährige, dreißig bis fünfzig Zentimeter hohe, krautige Pflanze; Stängel aufsteigend bis aufrecht, fein gerillt, kahl, oben spärlich verästelt und mit nur ein bis zwei Stängelblättern; Blätter dunkel(gelb)grün, drei- bis mehrfach gefiedert, mit haarfeinen, bis fünf Millimetern langen Zipfeln; Blütenstand aus Dolden erster und zweiter Ordnung, entweder ohne Hüllblätter oder mit nur ein bis fünf Hüllblättern, sechs bis fünfzehn Dolden zweiter Ordnung, Blüten gelblichweiß, vor allem äußere Blüten oft weinrot bis rotviolett überlaufen, um drei Millimetern im Durchmesser; Blütezeit: Mai bis August; Frucht länglich, sechs bis acht Millimeter lang, kantig gerippt; Wurzelstock dick, am oberen Ende mit faserigem Schopf aus abgestorbenen Blattresten.


Verwechslung: ist mit anderen Doldenblütlern möglich.
*'''Verwechslung:''' Ist mit anderen Doldenblütlern möglich.


===Rohkosttipps und Erfahrungen===
===Rohkosttipps und Erfahrungen===
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Wurzel April bis August, Samen im Herbst.
'''Sammelgut und Sammelzeit:''' Blätter und Wurzel April bis August, Samen im Herbst.


Die Bärwurzblätter riechen zerrieben sehr intensiv. Der Geschmack erinnert an den von [[Liebstöckel]] und ist würzig.
Die Blätter der Bärwurz sind zart gefiedert und erinnern geschmacklich an eine Mischung aus Dill, Fenchel und Sellerie – mit einem anisartigen, leicht süßlichen Aroma. Auch die Wurzel ist essbar, hat aber einen sehr intensiven, würzig-bitteren Geschmack.


Kultur im eigenen Garten: Die Bärwurz liebt einen sonnigen bis halbschattigen Platz und sandig-lehmige, feuchte Böden. Die Vermehrung erfolgt durch Wurzelteilung nach der Blüte, es reichen schon kleine Wurzelstücke, um daraus eine Pflanze zu ziehen. Die Aussaat ist schwierig.
'''Lagerung/Haltbarkeit:''' Frisch nur wenige Tage haltbar. Blätter können getrocknet werden, verlieren dabei aber deutlich an Aroma. Wurzeln lassen sich kühl und trocken einige Wochen lagern.
 
'''Kultur im eigenen Garten:''' Die Bärwurz liebt einen sonnigen bis halbschattigen Platz und sandig-lehmige, feuchte Böden. Die Vermehrung erfolgt durch Wurzelteilung nach der Blüte, es reichen schon kleine Wurzelstücke, um daraus eine Pflanze zu ziehen. Die Aussaat ist schwierig.
 
===Besondere Inhaltsstoffe===
Die Bärwurz enthält ätherische Öle mit starker physiologischer Wirkung, besonders auf Verdauung und Ausscheidung:
*'''Myristicin und Apiol:''' Wirken krampflösend, verdauungsfördernd und harntreibend
*'''Ätherische Öle (bis zu 1 %):''' Aromatisch, magenstärkend, appetitanregend
*'''Furanocumarine:''' Lichtsensibilisierend, ggf. phototoxisch – in hohen Dosen meiden
*'''Gerbstoffe und Bitterstoffe:''' Verdauungsfördernd, adstringierend
*'''Vitamin C:''' Unterstützt Immunsystem, antioxidativ
*'''Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen:''' Für Muskelfunktion, Blutbildung, Nerven und Knochenstruktur wichtig


===Wissenswertes===
===Wissenswertes===
Namensgebung: Der Gattungsname ''Meum'' geht auf das griechische ''meon'' zurück, das vielleicht aus ''meion'' = kleiner entstanden ist. Nach Plinius geht der Artname ''athamanticum'' auf den König Athamas von Orchomenos zurück.
*'''Namensgebung:''' Der Gattungsname ''Meum'' geht auf das griechische ''meon'' zurück, das vielleicht aus ''meion'' = kleiner entstanden ist. Nach Plinius geht der Artname ''athamanticum'' auf den König Athamas von Orchomenos zurück.<br>Der deutsche Name „Bärwurz“ leitet sich vermutlich vom althochdeutschen „bera“ (Bär) und „wurza“ (Wurzel) ab und steht wie beim Bärlauch für eine kraftvolle Wurzelpflanze. Botanisch ist die Bärwurz aber nicht mit dem Bärlauch verwandt.
 
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung wird als aphrodisisch, appetitfördernd, entblähend, entgiftend, harntreibend, herzstärkend, tonisierend und wärmend beschrieben.<br>Die Bärwurz ist in der Volksheilkunde als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel bekannt. Sie soll auch bei Menstruationsstörungen helfen und als sogenanntes "Mutterkraut" die Geburt erleichtern. Die frischen gequetschten Blätter können als Umschlag gegen Hautkrankheiten oder Gichtschmerzen eingesetzt werden.
 
*'''Mythos/Geschichte:''' Im Volksglauben und der Mythologie gilt die Bärwurz als Jungbrunnenelixier. Die Wurzel wurde deshalb auch bei Altersschwäche eingesetzt.<br>In der Volksmedizin der Alpen galt die Bärwurz als „Lebenspflanze“ zur Reinigung von innen. Besonders im Frühjahr wurde sie als „grüne Kur“ genutzt. Der Wurzenschnaps war ein fester Bestandteil der Hausapotheken in Süddeutschland und Tirol.


Heilkunde: Die Wirkung wird als aphrodisisch, appetitfördernd, entblähend, entgiftend, harntreibend, herzstärkend, tonisierend und wärmend beschrieben.<br>Die Bärwurz ist in der Volksheilkunde als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel bekannt. Sie soll auch bei Menstruationsstörungen helfen und als sogenanntes "Mutterkraut" die Geburt erleichtern. Die frischen gequetschten Blätter können als Umschlag gegen Hautkrankheiten oder Gichtschmerzen eingesetzt werden.
*'''Magie und Brauchtum:''' Bärwurz wurde als reinigende Pflanze gegen „Verdunkelung“ von Geist und Körper verwendet. In Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt wurde sie aufgenommen, um Haus und Hof zu schützen. Die Wurzel galt als Symbol für Lebenskraft und Widerstand.


Mythos/Geschichte: Im Volksglauben und der Mythologie gilt die Bärwurz als Jungbrunnenelixier. Die Wurzel wurde deshalb auch bei Altersschwäche eingesetzt.
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die Bärwurz verkörpert Reinigung, Klarheit und kraftvolle Erdung. Sie wird dem Wurzelchakra zugeordnet und kann dabei unterstützen, Altes auszuscheiden und neue Vitalität aufzunehmen. Archetypisch steht sie für die „weise Kräuterfrau“ und für innere Ordnung durch die Kräfte der Natur.
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Aktuelle Version vom 25. Mai 2025, 17:44 Uhr

Bärwurz Meum athamanticum ist eine würzige Doldenpflanze der Mittelgebirge mit aromatischer Wurzel und traditioneller Verwendung als Wildgemüse und Heilkraut. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Meum athamanticum
Synonyme: Baerpudel, Bärwurz, Barekümmel, Bärendill, Bärenfenchel, Bärkümmel, Bärmutterkrut, Bärnzotten, Bärwurzel, Berwurtz, Dillblattwurz, Gewöhnliche Bärwurz, Herzwurz, Köppernickel, Mutterwurz, Wilder Fenchel.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
  • Familie: Doldenblütler Apiaceae
  • Unterfamilie: Apioideae
  • Gattung: Bärwurz Meum
  • Art: Bärwurz

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, bis 2200 Meter.
  • Standorte: Wiesen und Weiden der Mittelgebirge und Alpen, lichte Laubwälder; kalk- und stickstoffsalzarme, humose, steinig-lockere Lehmböden.
  • Kennzeichen: Mehrjährige, dreißig bis fünfzig Zentimeter hohe, krautige Pflanze; Stängel aufsteigend bis aufrecht, fein gerillt, kahl, oben spärlich verästelt und mit nur ein bis zwei Stängelblättern; Blätter dunkel(gelb)grün, drei- bis mehrfach gefiedert, mit haarfeinen, bis fünf Millimetern langen Zipfeln; Blütenstand aus Dolden erster und zweiter Ordnung, entweder ohne Hüllblätter oder mit nur ein bis fünf Hüllblättern, sechs bis fünfzehn Dolden zweiter Ordnung, Blüten gelblichweiß, vor allem äußere Blüten oft weinrot bis rotviolett überlaufen, um drei Millimetern im Durchmesser; Blütezeit: Mai bis August; Frucht länglich, sechs bis acht Millimeter lang, kantig gerippt; Wurzelstock dick, am oberen Ende mit faserigem Schopf aus abgestorbenen Blattresten.
  • Verwechslung: Ist mit anderen Doldenblütlern möglich.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Wurzel April bis August, Samen im Herbst.

Die Blätter der Bärwurz sind zart gefiedert und erinnern geschmacklich an eine Mischung aus Dill, Fenchel und Sellerie – mit einem anisartigen, leicht süßlichen Aroma. Auch die Wurzel ist essbar, hat aber einen sehr intensiven, würzig-bitteren Geschmack.

Lagerung/Haltbarkeit: Frisch nur wenige Tage haltbar. Blätter können getrocknet werden, verlieren dabei aber deutlich an Aroma. Wurzeln lassen sich kühl und trocken einige Wochen lagern.

Kultur im eigenen Garten: Die Bärwurz liebt einen sonnigen bis halbschattigen Platz und sandig-lehmige, feuchte Böden. Die Vermehrung erfolgt durch Wurzelteilung nach der Blüte, es reichen schon kleine Wurzelstücke, um daraus eine Pflanze zu ziehen. Die Aussaat ist schwierig.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Bärwurz enthält ätherische Öle mit starker physiologischer Wirkung, besonders auf Verdauung und Ausscheidung:

  • Myristicin und Apiol: Wirken krampflösend, verdauungsfördernd und harntreibend
  • Ätherische Öle (bis zu 1 %): Aromatisch, magenstärkend, appetitanregend
  • Furanocumarine: Lichtsensibilisierend, ggf. phototoxisch – in hohen Dosen meiden
  • Gerbstoffe und Bitterstoffe: Verdauungsfördernd, adstringierend
  • Vitamin C: Unterstützt Immunsystem, antioxidativ
  • Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen: Für Muskelfunktion, Blutbildung, Nerven und Knochenstruktur wichtig

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Meum geht auf das griechische meon zurück, das vielleicht aus meion = kleiner entstanden ist. Nach Plinius geht der Artname athamanticum auf den König Athamas von Orchomenos zurück.
    Der deutsche Name „Bärwurz“ leitet sich vermutlich vom althochdeutschen „bera“ (Bär) und „wurza“ (Wurzel) ab und steht wie beim Bärlauch für eine kraftvolle Wurzelpflanze. Botanisch ist die Bärwurz aber nicht mit dem Bärlauch verwandt.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als aphrodisisch, appetitfördernd, entblähend, entgiftend, harntreibend, herzstärkend, tonisierend und wärmend beschrieben.
    Die Bärwurz ist in der Volksheilkunde als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel bekannt. Sie soll auch bei Menstruationsstörungen helfen und als sogenanntes "Mutterkraut" die Geburt erleichtern. Die frischen gequetschten Blätter können als Umschlag gegen Hautkrankheiten oder Gichtschmerzen eingesetzt werden.
  • Mythos/Geschichte: Im Volksglauben und der Mythologie gilt die Bärwurz als Jungbrunnenelixier. Die Wurzel wurde deshalb auch bei Altersschwäche eingesetzt.
    In der Volksmedizin der Alpen galt die Bärwurz als „Lebenspflanze“ zur Reinigung von innen. Besonders im Frühjahr wurde sie als „grüne Kur“ genutzt. Der Wurzenschnaps war ein fester Bestandteil der Hausapotheken in Süddeutschland und Tirol.
  • Magie und Brauchtum: Bärwurz wurde als reinigende Pflanze gegen „Verdunkelung“ von Geist und Körper verwendet. In Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt wurde sie aufgenommen, um Haus und Hof zu schützen. Die Wurzel galt als Symbol für Lebenskraft und Widerstand.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Bärwurz verkörpert Reinigung, Klarheit und kraftvolle Erdung. Sie wird dem Wurzelchakra zugeordnet und kann dabei unterstützen, Altes auszuscheiden und neue Vitalität aufzunehmen. Archetypisch steht sie für die „weise Kräuterfrau“ und für innere Ordnung durch die Kräfte der Natur.