Bericht: Neurodermitis bei Mutter und Kindern: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 15. März 2016, 00:14 Uhr

Meine zwei Buben sitzen gerade im Esszimmer und frühstücken Birnen. Paul (1½) tut das noch mit Begeisterung, Felix (4½) murrt manchmal: "Immer nur Obst", und verlangt nach "was anderem". Das "andere" gibt es für ihn schon im Kindergarten - das Obstfrühstück ist das einzige, worauf ich bestehe. Die Kinder haben dabei meistens die Wahl zwischen fünf Obstsorten, und ich glaube, ihnen das durchaus zumuten zu können. Paul isst oft vormittags nochmal Obst und trinkt seinen Möhrensaft, frisch entsaftete Möhren, die ich zweimal wöchentlich vom Biobauern hole. Ob das so gesund ist, habe ich mittlerweile meine Zweifel, denn in der Natur gibt es keinen Möhrensaft.

Doch sieht Paul gesund aus und scheint auch bessere Zähne zu haben als Felix. Darum habe ich mir den Entsafter zugelegt, weil Felix und ich Probleme mit den Zähnen bekamen und ich gleich an Mineralstoffmangel bzw. an zu viel Obst dachte. Bloß mag Felix rohes Gemüse nicht, außer ab und zu mal eine Möhre oder dann die Gemüsefrüchte, also Paprika, Gurke, Tomate und früher sehr gerne Avocados. Zurzeit mag er keine. So kam das mit dem Möhrensaft. Ich habe ihn auch fast ein Jahr mitgetrunken. Seit ich instinktiv roh esse, trinke ich keinen mehr - einen Unterschied merke ich allerdings nicht.

Ja, wie fing das alles bei uns an? Seit frühester Kindheit habe ich Neurodermitis, weswegen ich mehrmals in Kur war und sämtliche Therapiemethoden (schulmedizinisch mit Allergietests, Desensibilisierung, Salben, Kortisonsalben usw.; alternativ mit Homöopathie, Bioresonanztherapie, Darmspülungen, Bachblüten) und Diäten (Ziegenmilch, nur Reis mit Apfel, Rotationsdiät, verschiedene "Neurodermitisdiäten") durchprobierte.

Nach der Geburt von Felix, da war ich 19, wurde es so schlimm, dass ich nachts stundenlang kratzend im Bett lag, von der Fußsohle bis zum Scheitel aufgekratzt war und körperlich und seelisch am Ende. Da beantragte ich einen Aufenthalt in der Schwarzwaldklinik in Villingen-Schwenningen, die damals noch vegane Rohkost und Fasten als "Hauptheilmethode" anbot, und ich spürte instinktiv, dass das meine Chance war und ergriff sie.

Vier Monate nach Felix´ Geburt war ich Patientin der Klinik mit Felix als Begleitperson. Da ich stillte, durfte ich nicht fasten, machte stattdessen ein Obstfasten. Es ging mir sehr schlecht, Fieberschübe, Abszesse, Halsschmerzen. Doch ich glaubte, auf dem richtigen Weg zu sein und versorgte mich mit entsprechender Literatur. Wandmaker, Burger und andere Rohkostautoren erschienen mir damals noch als zu streng, wenigstens angemachte Salate sollten doch sein...

Nach zehn Wochen war es geschafft, meine Haut glatt wie ein Kinderpopo, nichts juckte mehr, ich war zehn Kilo leichter und glücklich, wie schon lange nicht mehr. Felix hatte die Zeit gut überstanden, ein paar kleine Abszesse hatte er auch bekommen. Zuhause machten wir so weiter, wenn es auch viel schwerer war, da Franz*, mein Mann, "normal" aß, und mir die Düfte in die Nase stiegen. Ein halbes Jahr hielt ich durch, dann machte ich die ersten Ausnahmen. Und so ging das dann weiter, ein paar Wochen hielt ich durch, ein paar Wochen aß ich alles, dann versuchte ich einen Mittelweg zu finden usw.

Mit Felix war ich aus Überzeugung sehr streng, d.h. zunächst stillte ich ihn voll ein Jahr lang, er wollte nichts anderes. Dann bot ich ihm Bananen, Birnen, Avocados und Tomaten an, was er alles sehr gerne aß. Bis er zweieinhalb Jahre alt war, wurde er mit veganer Rohkost ernährt, und solange stillte ich ihn auch, was Aufsehen erregte, mich aber nicht störte.

Dann wurde ich wieder schwanger und meine Haut wieder schlimmer - die vielen Ausnahmen gingen nicht spurlos an mir vorüber. Mein Hausarzt befürwortete nochmal einen Aufenthalt in der Schwarzwaldklinik und ich kam nochmal für vier Wochen dorthin. Mit Felix (damals 2½) und schwanger. Dort fiel es mir leicht, konsequent zu bleiben, und ich wurde wieder beschwerdefrei. Felix stillte ich dort von einem Tag auf den anderen ab. Ich sagte ihm, dass er ab jetzt die Milch aus der Tasse bekäme, weil er groß genug sei, und strich die Muttermilch aus und gab sie ihm. Nach einem Tag wollte er das nicht mehr und schlief seitdem endlich durch. Vorher hatte er nachts oft dreimal getrunken.

Wieder zuhause, aßen wir weiter roh, nun auch wegen meiner Schwangerschaft. Um diese Zeit waren wir mit Felix zum ersten Mal beim Zahnarzt, da er braune Stellen an den Schneidezähnen hatte. Die Diagnose lautete Karies. Toll, und das, wo ich so aufpasste, dass er keine Süßigkeiten oder sonstigen Zuckerkram bekam? Von da an stellte ich die vegane Rohkost leise in Frage, war innerlich aber immer noch überzeugt davon, weil es mir der Natur am Nächsten schien. Ich kaufte einen Champion-Entsafter und begann, täglich frisch gepressten Möhrensaft zu trinken. Auch Felix mochte ihn. Und ich war mit Felix nicht mehr so streng, erlaubte ihm mal ein Stück Käse, mal eine Brezel. Meine Schwangerschaft verlief wieder gut, schlecht war mir nie. D.h. sowohl in der ersten Schwangerschaft, als auch in der zweiten, konnte ich in den ersten Monaten kein Getreide essen, es war mir total zuwider, in jeglicher Form. Auch mochte ich keine angemachten Salate mehr, aß lieber die Gemüse einzeln am Stück.

Dann wurde Paul geboren, ein ruhiger kleiner Kerl. Normal groß, normal schwer. Mit dem Stillen hatte ich keine Schwierigkeiten, solange ich keinen BH anzog. Wie schon bei Felix. Paul interessierte sich schon bald fürs Essen, am liebsten aß er Mangos, Bananen und Avocados. Später dann Erbsen und Mais, gekocht. Als er 9 Monate alt war, kam er auf den Geschmack des Möhrensaftes und wollte die Brust nicht mehr, was mir entgegenkam.

Er wollte aber nachts noch zweimal die Flasche (mit Möhrensaft). Da ich das Gefühl hatte, er bräuchte die nächtlichen Mahlzeiten nicht wirklich, gab ich ihm nachts nichts mehr. Nach zwei unruhigen Nächten schlief er durch.

Was gibt es noch zu sagen? Felix ist ein kräftiger Kerl, war er auch schon immer. Paul war bisher immer eher zart, seit er mit Franz* und Felix gekocht mitisst, hat er zugelegt. Felix war in der Entwicklung (Reden, Laufen usw.) sehr schnell, Paul ist gemütlicher und fängt erst jetzt mit Laufen an. Doch kann man nicht sagen, es liegt an der Ernährung. Andere Faktoren - nicht zu vergessen die Anlagen - spielen sicher auch eine gewisse Rolle. Felix schlief die ersten drei Jahre bei uns im Elternbett, Paul gleich in der Wiege, dann im Gitterbett. Felix habe ich fast ständig mit mir herumgetragen, Paul zwar auch viel, aber nicht so viel.

Geimpft ist Felix gar nicht, Paul nur gegen Tetanus (er wurde vor einem halben Jahr am Daumen operiert, den er sich in einem Klappstuhl eingequetscht hatte). Krank sind beide sehr selten, ab und zu leichte "Erkältungen". Felix ist für sein Alter eher klein, auch die Schuhgröße ist etwas kleiner als bei gleichaltrigen Freunden. Bei Paul kann ich das noch nicht sagen.

Leider tendieren beide Kinder dazu, Franz* nachzueifern, was das Essen betrifft. Besonders Felix ist total scharf auf alles "Ungesunde". Ich frage mich, ob ich dem Essen schon zu viel Bedeutung beigemessen habe. Vor zwei Wochen war er auf einem Kindergeburtstag, wo er und sein Freund, dessen Mutter auch auf gesunde Ernährung achtet, sich den Bauch vollgeschlagen haben sollen...

Einerseits möchte ich, dass die Kinder gesund aufwachsen, und ihnen beibringen, verantwortlich mit ihrem Körper umzugehen - andererseits sehe ich an mir, was die ständigen Gewissensbisse beim Essen angerichtet haben, und möchte nicht, dass meine Söhne sich damit das Leben schwer machen. Also machen wir es zurzeit so, dass es immer Obst zum Frühstück gibt. Vormittags bekommt Felix Brot oder Müsli mit in den Kindergarten, und mittags gibt es "normales Essen", wobei ich darauf achte, viel Gemüse, Kartoffeln und Nudeln aufzutischen, möglichst keine Milchprodukte verwende, wenig Eier und selten Fleisch/Wurst. Und wenn, dann vom Biobauern.

Ob das was bringt, weiß ich nicht, ich hoffe es halt. Nachmittags biete ich nochmal Obst oder Datteln an, abends Salat, Gemüse und Brot. Paul trinkt nach wie vor seinen Möhrensaft (Kokossaft und Wasser lehnt er ab, gekochten Obstsaft will ich ihm nicht geben), Felix auch oft. Auf Besuch, bei Festen und an Festtagen dürfen die Kinder essen, was sie möchten. Das Schöne daran ist, dass sie sich dann auch sehr darüber freuen, die Feste also "richtige" Feste sind.

Bekannte und Verwandte haben bei mir Verständnis bzw. Mitleid in Bezug auf meine Ernährung, weil sie wissen, dass ich so beschwerdefrei bleibe (dass man sich mit Rohkost ungeahnte Genüsse verschafft und ein tolles Lebensgefühl dazu, glaubt keiner). Als ich mit den Kindern so streng war, hatte keiner Verständnis, sondern nur Mitleid mit den armen Kindern, die nichts durften. Denn die Kinder waren ja gesund, warum sollten sie dann auch "verzichten"...? Oft bekamen beide hinter meinem Rücken etwas in den Mund geschoben, sogar von meiner Mutter. Die ständigen Auseinandersetzungen machten uns allen sehr zu schaffen; inzwischen erlaube ich, wie schon erwähnt, woanders, was es woanders gibt.

Nach nun vier Jahren Erfahrung mit sämtlichen Rohkostvarianten kann ich für mich sagen, dass Rohkost auf jeden Fall besser für mich ist als Kochkost (Haut, Psyche), am allerbesten aber bekommt mir die instinktive Rohkost. Es macht unbeschreiblich glücklich, instinktiv roh zu essen. Und schön... Und es schenkt Lebensenergie pur!

Warum ich trotzdem oft "rückfällig" werde, kann ich mir nur so erklären, dass „normales Essen“ schlicht und einfach süchtig macht, genau wie Alkohol usw., und dass es einfach eine Zeitlang der Konsequenz bedarf, bis sich die Gelüste allmählich verflüchtigen. Vielleicht. Hoffentlich!

Ellen G. im Oktober 1997


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